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Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 2, 1. Mannheim, 1837.

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aber Sie haben keine Zeit zu solchen Dingen, Jhre
historischen Gedanken lassen Sie nicht zu Privat-
neigungen kommen. Nicht wahr, ich kenne Sie?
-- Jndessen, gerade die große Jugend dieses schönen
Mädchens könnte Jhnen gefährlich werden, ich weiß,
Sie suchen jene Unbefangenheit, weil Sie eine dunkle
Ahnung haben mögen, daß sie Jhnen selbst fehlt.
-- Jhr Gesicht voll Verwunderung, Herr von Vale-
rius, ist für mich sehr unterhaltend, es steht Jhnen
völlig neu und originell, da sie sonst immer Alles
wissen und durch nichts überrascht werden, oder wenig-
stens durch nichts sich überraschen lassen. Es ist da
nichts zum Verwundern, wir Frauen bemerken es
nebenbei, ohne daß wir handwerksmäßig auf das
Beobachten ausgehen, und unsre Bemerkungen sind
oft tiefer, weil es die schnellen Gefühle sind, von
denen sie uns zugetragen werden. Fast jede Frau
betrachtet eine neue Männerbekanntschaft mit den
Beziehungen der Liebe, der Mann mag noch so reiz-
los und uninteressant sein, die Frau forscht überall
an ihm, ob nichts Liebenswürdiges aufzufinden sei,
und so lange sie nicht vom Gegentheil überzeugt
ist, wird ihr der Mann nicht völlig gleichgültig.

aber Sie haben keine Zeit zu ſolchen Dingen, Jhre
hiſtoriſchen Gedanken laſſen Sie nicht zu Privat-
neigungen kommen. Nicht wahr, ich kenne Sie?
— Jndeſſen, gerade die große Jugend dieſes ſchönen
Mädchens könnte Jhnen gefährlich werden, ich weiß,
Sie ſuchen jene Unbefangenheit, weil Sie eine dunkle
Ahnung haben mögen, daß ſie Jhnen ſelbſt fehlt.
— Jhr Geſicht voll Verwunderung, Herr von Vale-
rius, iſt für mich ſehr unterhaltend, es ſteht Jhnen
völlig neu und originell, da ſie ſonſt immer Alles
wiſſen und durch nichts überraſcht werden, oder wenig-
ſtens durch nichts ſich überraſchen laſſen. Es iſt da
nichts zum Verwundern, wir Frauen bemerken es
nebenbei, ohne daß wir handwerksmäßig auf das
Beobachten ausgehen, und unſre Bemerkungen ſind
oft tiefer, weil es die ſchnellen Gefühle ſind, von
denen ſie uns zugetragen werden. Faſt jede Frau
betrachtet eine neue Männerbekanntſchaft mit den
Beziehungen der Liebe, der Mann mag noch ſo reiz-
los und unintereſſant ſein, die Frau forſcht überall
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und ſo lange ſie nicht vom Gegentheil überzeugt
iſt, wird ihr der Mann nicht völlig gleichgültig.

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[164/0174] aber Sie haben keine Zeit zu ſolchen Dingen, Jhre hiſtoriſchen Gedanken laſſen Sie nicht zu Privat- neigungen kommen. Nicht wahr, ich kenne Sie? — Jndeſſen, gerade die große Jugend dieſes ſchönen Mädchens könnte Jhnen gefährlich werden, ich weiß, Sie ſuchen jene Unbefangenheit, weil Sie eine dunkle Ahnung haben mögen, daß ſie Jhnen ſelbſt fehlt. — Jhr Geſicht voll Verwunderung, Herr von Vale- rius, iſt für mich ſehr unterhaltend, es ſteht Jhnen völlig neu und originell, da ſie ſonſt immer Alles wiſſen und durch nichts überraſcht werden, oder wenig- ſtens durch nichts ſich überraſchen laſſen. Es iſt da nichts zum Verwundern, wir Frauen bemerken es nebenbei, ohne daß wir handwerksmäßig auf das Beobachten ausgehen, und unſre Bemerkungen ſind oft tiefer, weil es die ſchnellen Gefühle ſind, von denen ſie uns zugetragen werden. Faſt jede Frau betrachtet eine neue Männerbekanntſchaft mit den Beziehungen der Liebe, der Mann mag noch ſo reiz- los und unintereſſant ſein, die Frau forſcht überall an ihm, ob nichts Liebenswürdiges aufzufinden ſei, und ſo lange ſie nicht vom Gegentheil überzeugt iſt, wird ihr der Mann nicht völlig gleichgültig.

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Zitationshilfe: Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 2, 1. Mannheim, 1837, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_europa0201_1837/174>, abgerufen am 04.12.2024.