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Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 2, 1. Mannheim, 1837.

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angelegentlich mit Hedwig plauderte, und wenn seine
Augen mit unverhehltem Wohlgefallen auf den Zügen
des glänzenden Mädchens ruhten. Sie saß dicht
neben ihm, und wenn sie eilig eine Bemerkung
mitzutheilen hatte, da war ihre rothe Wange, ihr
fröhlicher, kleiner Mund so dicht an dem bleichen
Gesichte des Nachbars, daß selbst ein unbefangner
Zuschauer hätte glauben können, statt der Worte
würden einmal plötzlich Küsse gewechselt werden.

Stanislaus saß ohne Aufmerksamkeit für die beiden
schwatzenden Leute neben ihnen. "Jch bin nur neu-
gierig", sagte Hedwig, "was aus uns beiden Ver-
lobten werden soll, wenn wir immer so wenig Zeit
für einander haben -- sehen Sie nur, wie Stanis-
laus unverwandten Auges da hinüber kuckt nach jenem
alten Schnurrbart, ich wollte, Sie wären mein Ver-
lobter, Valerius, Sie erzählen mir doch hübsche
Geschichten -- aber sind Sie auch so gut, so gut
und lieb wie Stanislaus? Sie glauben es nicht,
wie sehr er's ist, wie sehr!"

Und denken Sie gar nicht an den armen Joel?
sprach leise Valerius.

III. 8

angelegentlich mit Hedwig plauderte, und wenn ſeine
Augen mit unverhehltem Wohlgefallen auf den Zügen
des glänzenden Mädchens ruhten. Sie ſaß dicht
neben ihm, und wenn ſie eilig eine Bemerkung
mitzutheilen hatte, da war ihre rothe Wange, ihr
fröhlicher, kleiner Mund ſo dicht an dem bleichen
Geſichte des Nachbars, daß ſelbſt ein unbefangner
Zuſchauer hätte glauben können, ſtatt der Worte
würden einmal plötzlich Küſſe gewechſelt werden.

Stanislaus ſaß ohne Aufmerkſamkeit für die beiden
ſchwatzenden Leute neben ihnen. „Jch bin nur neu-
gierig“, ſagte Hedwig, „was aus uns beiden Ver-
lobten werden ſoll, wenn wir immer ſo wenig Zeit
für einander haben — ſehen Sie nur, wie Stanis-
laus unverwandten Auges da hinüber kuckt nach jenem
alten Schnurrbart, ich wollte, Sie wären mein Ver-
lobter, Valerius, Sie erzählen mir doch hübſche
Geſchichten — aber ſind Sie auch ſo gut, ſo gut
und lieb wie Stanislaus? Sie glauben es nicht,
wie ſehr er’s iſt, wie ſehr!“

Und denken Sie gar nicht an den armen Joel?
ſprach leiſe Valerius.

III. 8
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[169/0179] angelegentlich mit Hedwig plauderte, und wenn ſeine Augen mit unverhehltem Wohlgefallen auf den Zügen des glänzenden Mädchens ruhten. Sie ſaß dicht neben ihm, und wenn ſie eilig eine Bemerkung mitzutheilen hatte, da war ihre rothe Wange, ihr fröhlicher, kleiner Mund ſo dicht an dem bleichen Geſichte des Nachbars, daß ſelbſt ein unbefangner Zuſchauer hätte glauben können, ſtatt der Worte würden einmal plötzlich Küſſe gewechſelt werden. Stanislaus ſaß ohne Aufmerkſamkeit für die beiden ſchwatzenden Leute neben ihnen. „Jch bin nur neu- gierig“, ſagte Hedwig, „was aus uns beiden Ver- lobten werden ſoll, wenn wir immer ſo wenig Zeit für einander haben — ſehen Sie nur, wie Stanis- laus unverwandten Auges da hinüber kuckt nach jenem alten Schnurrbart, ich wollte, Sie wären mein Ver- lobter, Valerius, Sie erzählen mir doch hübſche Geſchichten — aber ſind Sie auch ſo gut, ſo gut und lieb wie Stanislaus? Sie glauben es nicht, wie ſehr er’s iſt, wie ſehr!“ Und denken Sie gar nicht an den armen Joel? ſprach leiſe Valerius. III. 8

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Zitationshilfe: Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 2, 1. Mannheim, 1837, S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_europa0201_1837/179>, abgerufen am 04.12.2024.