Es war spät in der Nacht, aber der Mond schien noch in lichten Strahlen. Valerius war so erfüllt von Gedanken, Träumen, unklaren Wünschen, daß er seine Wohnung noch nicht suchen mochte. Er wanderte durch die stillen Straßen, und war bald wieder auf der Weichselbrücke. Wie so ganz anders sahen ihn jetzt die Wellen des Flusses, die Sterne, die Mondesstrahlen, die dunkel gewordnen Fenster der Palläste an; denn die äußeren Dinge erhalten erst ihre Augen und ihre Sprache von unserm Her- zen. Selbst die trüben weltgeschichtlichen Gedanken, die ihn vor wenig Stunden hier zu Boden drück- ten, sie waren verschwunden, und wenn er sie her- beirief, so lächelten sie, als hätten sie ihren Scherz mit ihm getrieben.
16.
Es war ſpät in der Nacht, aber der Mond ſchien noch in lichten Strahlen. Valerius war ſo erfüllt von Gedanken, Träumen, unklaren Wünſchen, daß er ſeine Wohnung noch nicht ſuchen mochte. Er wanderte durch die ſtillen Straßen, und war bald wieder auf der Weichſelbrücke. Wie ſo ganz anders ſahen ihn jetzt die Wellen des Fluſſes, die Sterne, die Mondesſtrahlen, die dunkel gewordnen Fenſter der Palläſte an; denn die äußeren Dinge erhalten erſt ihre Augen und ihre Sprache von unſerm Her- zen. Selbſt die trüben weltgeſchichtlichen Gedanken, die ihn vor wenig Stunden hier zu Boden drück- ten, ſie waren verſchwunden, und wenn er ſie her- beirief, ſo lächelten ſie, als hätten ſie ihren Scherz mit ihm getrieben.
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16.
Es war ſpät in der Nacht, aber der Mond ſchien
noch in lichten Strahlen. Valerius war ſo erfüllt
von Gedanken, Träumen, unklaren Wünſchen, daß
er ſeine Wohnung noch nicht ſuchen mochte. Er
wanderte durch die ſtillen Straßen, und war bald
wieder auf der Weichſelbrücke. Wie ſo ganz anders
ſahen ihn jetzt die Wellen des Fluſſes, die Sterne,
die Mondesſtrahlen, die dunkel gewordnen Fenſter
der Palläſte an; denn die äußeren Dinge erhalten
erſt ihre Augen und ihre Sprache von unſerm Her-
zen. Selbſt die trüben weltgeſchichtlichen Gedanken,
die ihn vor wenig Stunden hier zu Boden drück-
ten, ſie waren verſchwunden, und wenn er ſie her-
beirief, ſo lächelten ſie, als hätten ſie ihren Scherz
mit ihm getrieben.
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Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 2, 1. Mannheim, 1837, S. [174]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_europa0201_1837/184>, abgerufen am 04.12.2024.
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