Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 2, 1. Mannheim, 1837."Es ist wirklich eine Maskerade," sprach er vor Aber sein grübelnder Charakter verließ ihn auch „Es iſt wirklich eine Maskerade,“ ſprach er vor Aber ſein grübelnder Charakter verließ ihn auch <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0185" n="175"/> <p>„Es iſt wirklich eine Maskerade,“ ſprach er vor<lb/> ſich hin, „dies wunderliche Leben bis in das geheimſte<lb/> Treiben unſerer Gedanken hinein, und es kommt<lb/> nur auf die Beleuchtung an, ob ſie ein ſchauerli-<lb/> ches oder ein luſtiges Anſehn haben ſoll. Solch<lb/> eine gewöhnliche Redensart: das Leben iſt eine<lb/> Maskerade, und doch ſo tief und ſo richtig! Jm<lb/> Grunde ſind in den vulgärſten Sprichwörtern und<lb/> Phraſen alle Wahrheiten längſt aufgefunden, und<lb/> es iſt thöricht, ſich darum zu quälen. Man ver-<lb/> liert ſein Leben, und die Welt gewinnt nichts<lb/> Neues.“ — —</p><lb/> <p>Aber ſein grübelnder Charakter verließ ihn auch<lb/> in dieſem Augenblicke nicht, auch von ſeinen glück-<lb/> lichen Momenten verlangte er Rechenſchaft. Er erin-<lb/> nerte ſich einer Zeit, wo dieſe Fürſtin Conſtantie<lb/> einen durchaus ungünſtigen Eindruck auf ihn gemacht<lb/> hatte: ihr männlicher Stolz, ihre Keckheit, des Lebens<lb/> Freuden wie eine Titanin an ſich zu reißen, hatte ihm<lb/> mißfallen, entſchieden mißfallen. Und er konnte ſich<lb/> doch nicht leugnen, daß ihre plötzliche Erſcheinung ihn<lb/> jetzt mit einer Art Zauber überwältigt hatte. Aber er<lb/> leugnete ſich’s. Stanislaus und der tieſe Blick, den<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [175/0185]
„Es iſt wirklich eine Maskerade,“ ſprach er vor
ſich hin, „dies wunderliche Leben bis in das geheimſte
Treiben unſerer Gedanken hinein, und es kommt
nur auf die Beleuchtung an, ob ſie ein ſchauerli-
ches oder ein luſtiges Anſehn haben ſoll. Solch
eine gewöhnliche Redensart: das Leben iſt eine
Maskerade, und doch ſo tief und ſo richtig! Jm
Grunde ſind in den vulgärſten Sprichwörtern und
Phraſen alle Wahrheiten längſt aufgefunden, und
es iſt thöricht, ſich darum zu quälen. Man ver-
liert ſein Leben, und die Welt gewinnt nichts
Neues.“ — —
Aber ſein grübelnder Charakter verließ ihn auch
in dieſem Augenblicke nicht, auch von ſeinen glück-
lichen Momenten verlangte er Rechenſchaft. Er erin-
nerte ſich einer Zeit, wo dieſe Fürſtin Conſtantie
einen durchaus ungünſtigen Eindruck auf ihn gemacht
hatte: ihr männlicher Stolz, ihre Keckheit, des Lebens
Freuden wie eine Titanin an ſich zu reißen, hatte ihm
mißfallen, entſchieden mißfallen. Und er konnte ſich
doch nicht leugnen, daß ihre plötzliche Erſcheinung ihn
jetzt mit einer Art Zauber überwältigt hatte. Aber er
leugnete ſich’s. Stanislaus und der tieſe Blick, den
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