Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 2, 1. Mannheim, 1837.geheime Etwas, das glaubte er wie ein Wild ver- Darüber hatte er sich in den Straßen verirrt, geheime Etwas, das glaubte er wie ein Wild ver- Darüber hatte er ſich in den Straßen verirrt, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0189" n="179"/> geheime Etwas, das glaubte er wie ein Wild ver-<lb/> folgen zu müſſen, das war der unbeſtimmte Makel,<lb/> auf den er alle ſeine Aufmerkſamkeit richten wollte.</p><lb/> <p>Darüber hatte er ſich in den Straßen verirrt,<lb/> und war in eine enge Sackgaſſe gerathen. Das<lb/> Quergebäude, was die Gaſſe ſchloß, hatte ein gro-<lb/> ßes Thor, er glaubte eine Spalte davon offen und<lb/> einen Menſchen zwiſchen den Flügeln zu ſehen. Der<lb/> Mondſchein fiel eben auf das Thor, Valerius ſah,<lb/> daß der Menſch eingeſchlafen war, er wußte indeſ-<lb/> ſen keinen Ausweg aus dieſem Straßengewinde,<lb/> und ſah ſich genöthigt, den Schläfer zu wecken,<lb/> um Beſcheid zu erhalten. Als er ihn rüttelte und<lb/> nach dem Wege fragte, fuhr dieſer beſtürzt in die<lb/> Höhe — ja, ja, Herr! — nahm Valerius bei der<lb/> Hand und führte ihn durch einen ſchmalen, dunklen<lb/> Hof, nach einem alten Stallgebäude. Dabei bat<lb/> er fortwährend mit leiſer Stimme, der Herr möge<lb/> ihn nur nicht verrathen, daß er geſchlafen, er müſſe<lb/> den ganzen Tag Holz hauen, um ſein krankes Weib<lb/> und ſeine Kinder zu ernähren, und es ſei jetzt ſchon<lb/> die dritte Nacht, daß er am Thore ſtehen, und den<lb/> Fremden den Weg weiſen müſſe, da ſei es ihm<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [179/0189]
geheime Etwas, das glaubte er wie ein Wild ver-
folgen zu müſſen, das war der unbeſtimmte Makel,
auf den er alle ſeine Aufmerkſamkeit richten wollte.
Darüber hatte er ſich in den Straßen verirrt,
und war in eine enge Sackgaſſe gerathen. Das
Quergebäude, was die Gaſſe ſchloß, hatte ein gro-
ßes Thor, er glaubte eine Spalte davon offen und
einen Menſchen zwiſchen den Flügeln zu ſehen. Der
Mondſchein fiel eben auf das Thor, Valerius ſah,
daß der Menſch eingeſchlafen war, er wußte indeſ-
ſen keinen Ausweg aus dieſem Straßengewinde,
und ſah ſich genöthigt, den Schläfer zu wecken,
um Beſcheid zu erhalten. Als er ihn rüttelte und
nach dem Wege fragte, fuhr dieſer beſtürzt in die
Höhe — ja, ja, Herr! — nahm Valerius bei der
Hand und führte ihn durch einen ſchmalen, dunklen
Hof, nach einem alten Stallgebäude. Dabei bat
er fortwährend mit leiſer Stimme, der Herr möge
ihn nur nicht verrathen, daß er geſchlafen, er müſſe
den ganzen Tag Holz hauen, um ſein krankes Weib
und ſeine Kinder zu ernähren, und es ſei jetzt ſchon
die dritte Nacht, daß er am Thore ſtehen, und den
Fremden den Weg weiſen müſſe, da ſei es ihm
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