Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 2, 1. Mannheim, 1837.dem Hause vorbeiging, welches ihrer Wohnung Dabei richtete sich die Figur langsam auf, und Das Schicksal schien in dieser Nacht keine gleich- dem Hauſe vorbeiging, welches ihrer Wohnung Dabei richtete ſich die Figur langſam auf, und Das Schickſal ſchien in dieſer Nacht keine gleich- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0193" n="183"/> dem Hauſe vorbeiging, welches ihrer Wohnung<lb/> gegenüberlag, glaubte er eine Bewegung unter der<lb/> dunklen Hausthüre zu bemerken. Genauer hinſehend<lb/> erkannte er eine Mannsfigur, die in den Mantel<lb/> gehüllt am Boden lag — ein ſchwerer Seufzer<lb/> drang zu ihm auf. Valerius dachte, es ſei ein<lb/> Verunglückter, welcher der Unterſtützung bedürfe;<lb/> er neigte ſich zu ihm, und fragte nach ſeinem<lb/> Schmerze und ob er helfen könne. Eine kalte Hand<lb/> legte ſich in die ſeine, und eine Stimme wie aus<lb/> den tiefſten Gräbern ſprach: Valerius, mir kann<lb/> Niemand helfen, ich bin ein Jude.</p><lb/> <p>Dabei richtete ſich die Figur langſam auf, und<lb/> trat aus der Vertiefung des Portals — die bleichen<lb/> Mondesſtrahlen fielen auf Joels bleiches Geſicht.<lb/> Er drückte dem Valerius die Hand, warf noch einen<lb/> Blick auf das gegenüberſtehende Haus, und ſchritt<lb/> in die Nacht hinein. —</p><lb/> <p>Das Schickſal ſchien in dieſer Nacht keine gleich-<lb/> mäßige Stimmung in Valerius dulden zu wollen.<lb/> Wie betäubt von den mannigfachen Wechſeln kam<lb/> er nach Hauſe, und warf ſich auf’s Lager. Er wollte<lb/> nichts mehr denken, nichts mehr überlegen, nichts<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [183/0193]
dem Hauſe vorbeiging, welches ihrer Wohnung
gegenüberlag, glaubte er eine Bewegung unter der
dunklen Hausthüre zu bemerken. Genauer hinſehend
erkannte er eine Mannsfigur, die in den Mantel
gehüllt am Boden lag — ein ſchwerer Seufzer
drang zu ihm auf. Valerius dachte, es ſei ein
Verunglückter, welcher der Unterſtützung bedürfe;
er neigte ſich zu ihm, und fragte nach ſeinem
Schmerze und ob er helfen könne. Eine kalte Hand
legte ſich in die ſeine, und eine Stimme wie aus
den tiefſten Gräbern ſprach: Valerius, mir kann
Niemand helfen, ich bin ein Jude.
Dabei richtete ſich die Figur langſam auf, und
trat aus der Vertiefung des Portals — die bleichen
Mondesſtrahlen fielen auf Joels bleiches Geſicht.
Er drückte dem Valerius die Hand, warf noch einen
Blick auf das gegenüberſtehende Haus, und ſchritt
in die Nacht hinein. —
Das Schickſal ſchien in dieſer Nacht keine gleich-
mäßige Stimmung in Valerius dulden zu wollen.
Wie betäubt von den mannigfachen Wechſeln kam
er nach Hauſe, und warf ſich auf’s Lager. Er wollte
nichts mehr denken, nichts mehr überlegen, nichts
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