Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 2, 1. Mannheim, 1837.Dies ganze Wesen von heimlichen Umtrieben, was So verbrachte er in trüber Stimmung den Rest Wenn wir einmal in's Zweifeln gekommen sind, Dies ganze Weſen von heimlichen Umtrieben, was So verbrachte er in trüber Stimmung den Reſt Wenn wir einmal in’s Zweifeln gekommen ſind, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0204" n="194"/> Dies ganze Weſen von heimlichen Umtrieben, was<lb/> ſich um ihn her ſpann, verſtimmte ihn indeß immer<lb/> mehr. Er war gekommen, für dieſes Volk zu käm-<lb/> pfen, und nun ſah er ſich fortwährend wie ein<lb/> ſtörender Fremder übergangen und doch beobachtet.<lb/> Bei größerer Unbefangenheit hatte er allerdings kei-<lb/> nen eigentlichen Grund zur Klage, es war Thorheit<lb/> zu verlangen, daß die Polen jeden Fremden in ihre<lb/> geheimſten Abſichten einweihen ſollten. Aber das<lb/> Unbehagen war bei einem Charakter wie der ſeine<lb/> ebenfalls natürlich.</p><lb/> <p>So verbrachte er in trüber Stimmung den Reſt<lb/> des Tages auf ſeinem Zimmer. Alle Zweifel über<lb/> Leben, Völker, Freiheit rüttelten wieder an ihm,<lb/> und er ſchalt ſich ſelbſt, daß der Gedanke an die<lb/> glänzende Fürſtin zum Oeftern in ihm aufſtieg,<lb/> und jene finſtern Geſtalten mit einem freundlichen<lb/> Lichte beleuchtete.</p><lb/> <p>Wenn wir einmal in’s Zweifeln gekommen ſind,<lb/> ſo hält kein Glaube mehr feſt, und die ſtärkſten<lb/> Menſchen, welche ſich auf eigne und neue Wege<lb/> des Lebens gewagt haben, erſchrecken vor ihrer Kühn-<lb/> heit. Sie beneiden dann einen Augenblick die große<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [194/0204]
Dies ganze Weſen von heimlichen Umtrieben, was
ſich um ihn her ſpann, verſtimmte ihn indeß immer
mehr. Er war gekommen, für dieſes Volk zu käm-
pfen, und nun ſah er ſich fortwährend wie ein
ſtörender Fremder übergangen und doch beobachtet.
Bei größerer Unbefangenheit hatte er allerdings kei-
nen eigentlichen Grund zur Klage, es war Thorheit
zu verlangen, daß die Polen jeden Fremden in ihre
geheimſten Abſichten einweihen ſollten. Aber das
Unbehagen war bei einem Charakter wie der ſeine
ebenfalls natürlich.
So verbrachte er in trüber Stimmung den Reſt
des Tages auf ſeinem Zimmer. Alle Zweifel über
Leben, Völker, Freiheit rüttelten wieder an ihm,
und er ſchalt ſich ſelbſt, daß der Gedanke an die
glänzende Fürſtin zum Oeftern in ihm aufſtieg,
und jene finſtern Geſtalten mit einem freundlichen
Lichte beleuchtete.
Wenn wir einmal in’s Zweifeln gekommen ſind,
ſo hält kein Glaube mehr feſt, und die ſtärkſten
Menſchen, welche ſich auf eigne und neue Wege
des Lebens gewagt haben, erſchrecken vor ihrer Kühn-
heit. Sie beneiden dann einen Augenblick die große
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