Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 2, 1. Mannheim, 1837.Die beiden letzten Verse waren unterstrichen. Aber Nachdenkend hielt er das Blatt in der Hand: Da rauschte ein Gewand, Constantie trat in's Valerius sah sie mit großen Augen an, ein Die beiden letzten Verſe waren unterſtrichen. Aber Nachdenkend hielt er das Blatt in der Hand: Da rauſchte ein Gewand, Conſtantie trat in’s Valerius ſah ſie mit großen Augen an, ein <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0221" n="211"/> <p>Die beiden letzten Verſe waren unterſtrichen. Aber<lb/> dieſe Striche rührten nicht von ihm her. Es ward<lb/> jetzt ganz klar in ſeiner Erinnerung: er hatte dieſe<lb/> Worte eines Nachmittags im Grünſchloß geſprochen,<lb/> als die Rede auf Liebe und Liebesbewerbungen ge-<lb/> kommen war, und die Fürſtin hatte ihn gebeten,<lb/> ſie aufzuſchreiben.</p><lb/> <p>Nachdenkend hielt er das Blatt in der Hand:<lb/> damals hegte er ſogar einen Widerwillen gegen das<lb/> kecke Weſen der Fürſtin, ſein Herz war damals<lb/> erfüllt mit Camilla’s Reiz, Alles Uebrige berührte<lb/> ihn nicht —</p><lb/> <p>Da rauſchte ein Gewand, Conſtantie trat in’s<lb/> Zimmer. Es hatte ſich im Salon ein Streit erho-<lb/> ben über ein franzöſiſches Buch; ihn zu enden, war<lb/> ſie nach ihren Gemächern geeilt, um das Buch zu<lb/> holen.</p><lb/> <p>Valerius ſah ſie mit großen Augen an, ein<lb/> träumeriſches Nachſinnen lag in ihnen, das Blatt<lb/> hielt er noch in der Hand. Eine flüchtige Röthe<lb/> ſtieg in Conſtantiens Geſicht, ſie griff nach dem<lb/> Blatte, und berührte dabei ſeine Hand. Ein ſüßes<lb/> Gefühl weckte ihn aus dem Nachdenken.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [211/0221]
Die beiden letzten Verſe waren unterſtrichen. Aber
dieſe Striche rührten nicht von ihm her. Es ward
jetzt ganz klar in ſeiner Erinnerung: er hatte dieſe
Worte eines Nachmittags im Grünſchloß geſprochen,
als die Rede auf Liebe und Liebesbewerbungen ge-
kommen war, und die Fürſtin hatte ihn gebeten,
ſie aufzuſchreiben.
Nachdenkend hielt er das Blatt in der Hand:
damals hegte er ſogar einen Widerwillen gegen das
kecke Weſen der Fürſtin, ſein Herz war damals
erfüllt mit Camilla’s Reiz, Alles Uebrige berührte
ihn nicht —
Da rauſchte ein Gewand, Conſtantie trat in’s
Zimmer. Es hatte ſich im Salon ein Streit erho-
ben über ein franzöſiſches Buch; ihn zu enden, war
ſie nach ihren Gemächern geeilt, um das Buch zu
holen.
Valerius ſah ſie mit großen Augen an, ein
träumeriſches Nachſinnen lag in ihnen, das Blatt
hielt er noch in der Hand. Eine flüchtige Röthe
ſtieg in Conſtantiens Geſicht, ſie griff nach dem
Blatte, und berührte dabei ſeine Hand. Ein ſüßes
Gefühl weckte ihn aus dem Nachdenken.
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