Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 2, 1. Mannheim, 1837.gewesen sei. Er ward überhört. Liebe überwältigt -- Es war schon spät am andern Vormittage, Valerius erkannte in der Aufschrift des einen "Warum schreibst Du uns nicht, Lieber? bist geweſen ſei. Er ward überhört. Liebe überwältigt — Es war ſchon ſpät am andern Vormittage, Valerius erkannte in der Aufſchrift des einen „Warum ſchreibſt Du uns nicht, Lieber? biſt <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0228" n="218"/> geweſen ſei. Er ward überhört. Liebe überwältigt<lb/> wie die Sonne, ohne zu fragen und zu beachten,<lb/> ob man ſie gewollt. —</p><lb/> <p>— Es war ſchon ſpät am andern Vormittage,<lb/> als Thaddäus ſeinem Herrn einige Briefe auf’s Bett<lb/> legte. Sie ſteckten in der Bruſttaſche des Rocks,<lb/> Herr, und waren ſchon ſo zerknittert.</p><lb/> <p>Valerius erkannte in der Aufſchrift des einen<lb/> Camillas Hand, und ſein Rauſch verflog wie die<lb/> Glätte des Waſſerſpiegels von einem Luftſtoße. Lang-<lb/> ſam entſiegelte er den Brief, und las und ſetzte<lb/> ab, und las wieder, und die heißen Thränen liefen<lb/> ihm über das Geſicht.</p><lb/> <p>„Warum ſchreibſt Du uns nicht, Lieber? biſt<lb/> Du krank? haſt Du ein ſchlecht Gewiſſen? Nicht<lb/> doch, es iſt eine thörichte Frage, dieſe zweite. Wir<lb/> ſind ja einig darüber geworden, daß die Treue etwas<lb/> Beſſ’res iſt, als was man ſo nennt. Jhr Männer<lb/> fahrt durch die Welt dahin wie der Sturmwind,<lb/> und der muß mehr Dingen begegnen als wir mit<lb/> unſrer ſtillen häuslichen Atmoſphäre. Aber der Of-<lb/> fenheit, der Mittheilung mußt Du mich würdigen,<lb/> wie Du’s verſprachſt; meine Liebe iſt Dir ſicher<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [218/0228]
geweſen ſei. Er ward überhört. Liebe überwältigt
wie die Sonne, ohne zu fragen und zu beachten,
ob man ſie gewollt. —
— Es war ſchon ſpät am andern Vormittage,
als Thaddäus ſeinem Herrn einige Briefe auf’s Bett
legte. Sie ſteckten in der Bruſttaſche des Rocks,
Herr, und waren ſchon ſo zerknittert.
Valerius erkannte in der Aufſchrift des einen
Camillas Hand, und ſein Rauſch verflog wie die
Glätte des Waſſerſpiegels von einem Luftſtoße. Lang-
ſam entſiegelte er den Brief, und las und ſetzte
ab, und las wieder, und die heißen Thränen liefen
ihm über das Geſicht.
„Warum ſchreibſt Du uns nicht, Lieber? biſt
Du krank? haſt Du ein ſchlecht Gewiſſen? Nicht
doch, es iſt eine thörichte Frage, dieſe zweite. Wir
ſind ja einig darüber geworden, daß die Treue etwas
Beſſ’res iſt, als was man ſo nennt. Jhr Männer
fahrt durch die Welt dahin wie der Sturmwind,
und der muß mehr Dingen begegnen als wir mit
unſrer ſtillen häuslichen Atmoſphäre. Aber der Of-
fenheit, der Mittheilung mußt Du mich würdigen,
wie Du’s verſprachſt; meine Liebe iſt Dir ſicher
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