Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 2, 1. Mannheim, 1837.

Bild:
<< vorherige Seite

zertrümmerte und verlosch. Er raffte sich mühsam
auf -- "Manasse -- Manasse" klang's in seiner
Nähe. Das gab ihm Kraft sich vollends aus dem
Graben herauszuarbeiten -- "mein Sohn, mein
Joel, mein Joel" -- und so eilte der Durchnäßte
dem Rufe zu.

Er fand seinen Sohn halb aufgerichtet, und
nun brach aus dem Alten ein wirbelndes Gewitter
von Empfindungen los. "Mein Sohn, mein Joel,
Esthers Sohn -- lebst Du, wo haben Dich die
Jsmaeliter verwundet, o mein Joel!" Und dabei
fuhren zitternd, liebkosend, schnell, aber behutsam
die Hände des Alten über den ganzen Körper des
Sohnes.

Joel beruhigte ihn mit der Versicherung, die
Wunde sei unbedeutend, und hindre ihn nur am
Gehen. --

"Auf, mein Sohn, hänge Dich auf meine Schul-
tern, der Wagen harrt unsrer im Hölzchen". --

Joel aber bedeutete seinem Vater, erst müsse
sein Nachbar dahin gebracht werden, dieser habe ihn
durch den letzten Schluck aus seiner Flasche wieder
ins Leben zurückgerufen. --

zertrümmerte und verloſch. Er raffte ſich mühſam
auf — „Manaſſe — Manaſſe“ klang’s in ſeiner
Nähe. Das gab ihm Kraft ſich vollends aus dem
Graben herauszuarbeiten — „mein Sohn, mein
Joel, mein Joel“ — und ſo eilte der Durchnäßte
dem Rufe zu.

Er fand ſeinen Sohn halb aufgerichtet, und
nun brach aus dem Alten ein wirbelndes Gewitter
von Empfindungen los. „Mein Sohn, mein Joel,
Eſthers Sohn — lebſt Du, wo haben Dich die
Jsmaeliter verwundet, o mein Joel!“ Und dabei
fuhren zitternd, liebkoſend, ſchnell, aber behutſam
die Hände des Alten über den ganzen Körper des
Sohnes.

Joel beruhigte ihn mit der Verſicherung, die
Wunde ſei unbedeutend, und hindre ihn nur am
Gehen. —

„Auf, mein Sohn, hänge Dich auf meine Schul-
tern, der Wagen harrt unſrer im Hölzchen“. —

Joel aber bedeutete ſeinem Vater, erſt müſſe
ſein Nachbar dahin gebracht werden, dieſer habe ihn
durch den letzten Schluck aus ſeiner Flaſche wieder
ins Leben zurückgerufen. —

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0023" n="13"/>
zertrümmerte und verlo&#x017F;ch. Er raffte &#x017F;ich müh&#x017F;am<lb/>
auf &#x2014; &#x201E;Mana&#x017F;&#x017F;e &#x2014; Mana&#x017F;&#x017F;e&#x201C; klang&#x2019;s in &#x017F;einer<lb/>
Nähe. Das gab ihm Kraft &#x017F;ich vollends aus dem<lb/>
Graben herauszuarbeiten &#x2014; &#x201E;mein Sohn, mein<lb/>
Joel, mein Joel&#x201C; &#x2014; und &#x017F;o eilte der Durchnäßte<lb/>
dem Rufe zu.</p><lb/>
          <p>Er fand &#x017F;einen Sohn halb aufgerichtet, und<lb/>
nun brach aus dem Alten ein wirbelndes Gewitter<lb/>
von Empfindungen los. &#x201E;Mein Sohn, mein Joel,<lb/>
E&#x017F;thers Sohn &#x2014; leb&#x017F;t Du, wo haben Dich die<lb/>
Jsmaeliter verwundet, o mein Joel!&#x201C; Und dabei<lb/>
fuhren zitternd, liebko&#x017F;end, &#x017F;chnell, aber behut&#x017F;am<lb/>
die Hände des Alten über den ganzen Körper des<lb/>
Sohnes.</p><lb/>
          <p>Joel beruhigte ihn mit der Ver&#x017F;icherung, die<lb/>
Wunde &#x017F;ei unbedeutend, und hindre ihn nur am<lb/>
Gehen. &#x2014;</p><lb/>
          <p>&#x201E;Auf, mein Sohn, hänge Dich auf meine Schul-<lb/>
tern, der Wagen harrt un&#x017F;rer im Hölzchen&#x201C;. &#x2014;</p><lb/>
          <p>Joel aber bedeutete &#x017F;einem Vater, er&#x017F;t mü&#x017F;&#x017F;e<lb/>
&#x017F;ein Nachbar dahin gebracht werden, die&#x017F;er habe ihn<lb/>
durch den letzten Schluck aus &#x017F;einer Fla&#x017F;che wieder<lb/>
ins Leben zurückgerufen. &#x2014;</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[13/0023] zertrümmerte und verloſch. Er raffte ſich mühſam auf — „Manaſſe — Manaſſe“ klang’s in ſeiner Nähe. Das gab ihm Kraft ſich vollends aus dem Graben herauszuarbeiten — „mein Sohn, mein Joel, mein Joel“ — und ſo eilte der Durchnäßte dem Rufe zu. Er fand ſeinen Sohn halb aufgerichtet, und nun brach aus dem Alten ein wirbelndes Gewitter von Empfindungen los. „Mein Sohn, mein Joel, Eſthers Sohn — lebſt Du, wo haben Dich die Jsmaeliter verwundet, o mein Joel!“ Und dabei fuhren zitternd, liebkoſend, ſchnell, aber behutſam die Hände des Alten über den ganzen Körper des Sohnes. Joel beruhigte ihn mit der Verſicherung, die Wunde ſei unbedeutend, und hindre ihn nur am Gehen. — „Auf, mein Sohn, hänge Dich auf meine Schul- tern, der Wagen harrt unſrer im Hölzchen“. — Joel aber bedeutete ſeinem Vater, erſt müſſe ſein Nachbar dahin gebracht werden, dieſer habe ihn durch den letzten Schluck aus ſeiner Flaſche wieder ins Leben zurückgerufen. —

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laube_europa0201_1837
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laube_europa0201_1837/23
Zitationshilfe: Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 2, 1. Mannheim, 1837, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_europa0201_1837/23>, abgerufen am 04.12.2024.