Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 2, 1. Mannheim, 1837.Aber es waren schmerzhafte Tage, welche trüd "Jst der Fürst gestorben?" Allerdings, aber das wußte sie schon an jenem Aber es waren ſchmerzhafte Tage, welche trüd „Jſt der Fürſt geſtorben?“ Allerdings, aber das wußte ſie ſchon an jenem <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0232" n="222"/> <p>Aber es waren ſchmerzhafte Tage, welche trüd<lb/> und langſam vorüberſchlichen. Stanislaus beſuchte<lb/> öfters ſeinen Freund, und machte ihm die lebhafteſten<lb/> Vorwürfe, weil er das Haus ſeines Vaters nicht<lb/> mehr beſuche, der ſo herzliches Jntereſſe an ihm<lb/> nehme. Hedwig fragt zehnmal des Tages nach<lb/> Jhnen, und Conſtantie hat ſich zweimal ängſtlich<lb/> erkundigt, ob Sie krank ſeien. Es iſt ein rechter<lb/> Jammer mit Euch empfindſamen Deutſchen, und<lb/> mein guter Vater leidet arg darunter: Conſtantie<lb/> kommt nun auch ſeit mehreren Tagen nicht mehr<lb/> aus ihrem Zimmer, und der Salon iſt ohne Mit-<lb/> telpunkt. Sie ſchützt Unwohlſein vor und Trauer<lb/> um den Tod ihres Gemahls —</p><lb/> <p>„Jſt der Fürſt geſtorben?“</p><lb/> <p>Allerdings, aber das wußte ſie ſchon an jenem<lb/> Abende, als Sie das letzte Mal bei uns waren, und<lb/> da hat man ihr kein Herzeleid angeſehn. Der<lb/> ſchwachköpfige Mann iſt ihr immer ſehr gleichgültig<lb/> geweſen, und ſie iſt viel zu ſtolz, eine erheuchelte<lb/> Trauer zu zeigen. Meine kleine harmloſe Hedwig<lb/> iſt auch übel davon betroffen. Bei dem rauhen,<lb/> wenig geliebten Vater und der ſchweigenden Groß-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [222/0232]
Aber es waren ſchmerzhafte Tage, welche trüd
und langſam vorüberſchlichen. Stanislaus beſuchte
öfters ſeinen Freund, und machte ihm die lebhafteſten
Vorwürfe, weil er das Haus ſeines Vaters nicht
mehr beſuche, der ſo herzliches Jntereſſe an ihm
nehme. Hedwig fragt zehnmal des Tages nach
Jhnen, und Conſtantie hat ſich zweimal ängſtlich
erkundigt, ob Sie krank ſeien. Es iſt ein rechter
Jammer mit Euch empfindſamen Deutſchen, und
mein guter Vater leidet arg darunter: Conſtantie
kommt nun auch ſeit mehreren Tagen nicht mehr
aus ihrem Zimmer, und der Salon iſt ohne Mit-
telpunkt. Sie ſchützt Unwohlſein vor und Trauer
um den Tod ihres Gemahls —
„Jſt der Fürſt geſtorben?“
Allerdings, aber das wußte ſie ſchon an jenem
Abende, als Sie das letzte Mal bei uns waren, und
da hat man ihr kein Herzeleid angeſehn. Der
ſchwachköpfige Mann iſt ihr immer ſehr gleichgültig
geweſen, und ſie iſt viel zu ſtolz, eine erheuchelte
Trauer zu zeigen. Meine kleine harmloſe Hedwig
iſt auch übel davon betroffen. Bei dem rauhen,
wenig geliebten Vater und der ſchweigenden Groß-
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