Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 2, 1. Mannheim, 1837.Er eilte an's Fenster, um sich zu orientiren. Das Valerius stand mit untergeschlagenen Armen am Er eilte an’s Fenſter, um ſich zu orientiren. Das Valerius ſtand mit untergeſchlagenen Armen am <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0055" n="45"/> Er eilte an’s Fenſter, um ſich zu orientiren. Das<lb/> Schloß ſchien ein großes Gebäude zu ſein, es war<lb/> aber offenbar ſchlecht erhalten, der Putz war an<lb/> vielen Stellen abgefallen, die Stufen, welche zum<lb/> Portal führten, waren ſchadhaft oder fehlten ganz,<lb/> die Rinnen hingen zerſtört von der Traufe, auch<lb/> das Dach mußte ſchadhaft ſein, denn im Zimmer<lb/> des Valerius, was ſich im zweiten Stock befand,<lb/> war ein Theil der Decke ſo mit Feuchtigkeit ange-<lb/> füllt, daß er jeden Augenblick herunter zu ſtürzen<lb/> drohte. Die Ausſicht vom Fenſter führte auf den<lb/> nahen Wald. Wirthſchaftsgebäude und Scheuern<lb/> lagen zerſtreut umher und gewährten einen unerfreu-<lb/> lichen Anblick. Sie waren nachläſſig aus Lehm ge-<lb/> baut und mit Stroh gedeckt. Hie und da bemerkte<lb/> man große Lücken in Dach und Mauern. Die dünne<lb/> Schneelage, welche Alles bedeckte, ſchmolz eben unter<lb/> der hervortretenden Sonne, und das Ganze bekam<lb/> ein ſchwarzes, unwirthliches Anſehn.</p><lb/> <p>Valerius ſtand mit untergeſchlagenen Armen am<lb/> Fenſter, und ein tiefer Seufzer drang aus ſeinem<lb/> Herzen. Er war aus Deutſchland gekommen, um<lb/> dieſem tapfern Volke zur Erkämpfung der Freiheit<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [45/0055]
Er eilte an’s Fenſter, um ſich zu orientiren. Das
Schloß ſchien ein großes Gebäude zu ſein, es war
aber offenbar ſchlecht erhalten, der Putz war an
vielen Stellen abgefallen, die Stufen, welche zum
Portal führten, waren ſchadhaft oder fehlten ganz,
die Rinnen hingen zerſtört von der Traufe, auch
das Dach mußte ſchadhaft ſein, denn im Zimmer
des Valerius, was ſich im zweiten Stock befand,
war ein Theil der Decke ſo mit Feuchtigkeit ange-
füllt, daß er jeden Augenblick herunter zu ſtürzen
drohte. Die Ausſicht vom Fenſter führte auf den
nahen Wald. Wirthſchaftsgebäude und Scheuern
lagen zerſtreut umher und gewährten einen unerfreu-
lichen Anblick. Sie waren nachläſſig aus Lehm ge-
baut und mit Stroh gedeckt. Hie und da bemerkte
man große Lücken in Dach und Mauern. Die dünne
Schneelage, welche Alles bedeckte, ſchmolz eben unter
der hervortretenden Sonne, und das Ganze bekam
ein ſchwarzes, unwirthliches Anſehn.
Valerius ſtand mit untergeſchlagenen Armen am
Fenſter, und ein tiefer Seufzer drang aus ſeinem
Herzen. Er war aus Deutſchland gekommen, um
dieſem tapfern Volke zur Erkämpfung der Freiheit
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