Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 2, 1. Mannheim, 1837.sprünglich scharf und schön gewesen, das Leben hat Das war der Mann, welcher vor Valerius saß, III. 3
ſprünglich ſcharf und ſchön geweſen, das Leben hat Das war der Mann, welcher vor Valerius ſaß, III. 3
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ſprünglich ſcharf und ſchön geweſen, das Leben hat
ſie hie und da abgeſtumpft, die Mienen ſind durch
tauſend Affekte ein wenig verzerrt worden. Die
Mienen ſind aber die Sprache der Formen, und ſo
machte der Anblick des Grafen keinen wohlthuenden
Eindruck. Das graue Haar lockte ſich nur ſpärlich
noch um die Schläfe, das Haupt war ſchon kahl;
auf der hohen Stirne liefen allerlei Leidenſchaften
wild durcheinander, und die Augen lauerten dreiſt,
oder kamen frech angeſprungen. Um den Mund,
welchen ein ſchwarzer Knebelbart zur Hälfte verbarg,
flogen jene ſchnell wechſelnden, ungewöhnlichen Fal-
ten und Eindrücke, die wie ein unbekanntes Alphabet
ausſahen, deſſen Buchſtaben man nicht zuſammen-
reimen kann.
Das war der Mann, welcher vor Valerius ſaß,
heftig ſchilderte, verbindlich dazwiſchen ſprach, einen
der Hunde über den Kopf ſchlug, die Peitſche nach
dem alten Diener warf, der den Tiſch zu decken
kam, und mit dem Fuße an einen der Hunde ſtieß,
ſchnell wieder verbindlich gegen den Fremden lächelte,
und mit vielerlei Redensarten das Geſpräch fortzu-
ſpinnen wußte.
III. 3
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