Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 2, 1. Mannheim, 1837.grundlos elend. Sonst kümmerte er sich nicht um "Als ich von der Universität heimkam, fand grundlos elend. Sonſt kümmerte er ſich nicht um „Als ich von der Univerſität heimkam, fand <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0080" n="70"/> grundlos elend. Sonſt kümmerte er ſich nicht um<lb/> ſeinen Glauben, nur aus Stolz verließ er ihn nicht;<lb/> er ließ mich gewähren, wenn ich mich um die<lb/> Bräuche nicht kümmerte, er fragte nie darnach —<lb/> jetzt iſt er bigott, ohne an ſeine neuen Dinge zu<lb/> glauben. Er <hi rendition="#g">will</hi> einen Glauben haben, und zwar<lb/> den ſtrengſten, um die Oede ſeines Weſens zu<lb/> bevölkern. Jetzt mag ihm mein Heidenthum viel<lb/> Herzeleid machen, obwohl er mir nimmer ein Wort<lb/> darüber ſagt.“</p><lb/> <p>„Als ich von der Univerſität heimkam, fand<lb/> ich meinen Vater bei dem Herrn dieſes Hauſes,<lb/> bei dem er Geſchäfte hatte. Als dieſer hörte, daß<lb/> ich muſikaliſche Kenntniſſe beſäße, fragte er, ob ich<lb/> ſeiner Tochter Muſik-Unterricht, geben wolle, ihr<lb/> Verlobter, der Graf Stanislaus liebe Muſik. Fräu-<lb/> lein Hedwig war damals ein Jahr jünger als jetzt;<lb/> man hatte die beiden jungen Leute ſchon als Kin-<lb/> der verlobt — ich blieb. Da kam die Revolution<lb/> und der Krieg. Jch bat um eine Soldatenjacke,<lb/> ich wollte ein Vaterland haben — man gewährte<lb/> ſie mir. Mit Jhnen, mein Herr, kam ich zum<lb/> erſten Mal ſeit dem December wieder hierher, und<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [70/0080]
grundlos elend. Sonſt kümmerte er ſich nicht um
ſeinen Glauben, nur aus Stolz verließ er ihn nicht;
er ließ mich gewähren, wenn ich mich um die
Bräuche nicht kümmerte, er fragte nie darnach —
jetzt iſt er bigott, ohne an ſeine neuen Dinge zu
glauben. Er will einen Glauben haben, und zwar
den ſtrengſten, um die Oede ſeines Weſens zu
bevölkern. Jetzt mag ihm mein Heidenthum viel
Herzeleid machen, obwohl er mir nimmer ein Wort
darüber ſagt.“
„Als ich von der Univerſität heimkam, fand
ich meinen Vater bei dem Herrn dieſes Hauſes,
bei dem er Geſchäfte hatte. Als dieſer hörte, daß
ich muſikaliſche Kenntniſſe beſäße, fragte er, ob ich
ſeiner Tochter Muſik-Unterricht, geben wolle, ihr
Verlobter, der Graf Stanislaus liebe Muſik. Fräu-
lein Hedwig war damals ein Jahr jünger als jetzt;
man hatte die beiden jungen Leute ſchon als Kin-
der verlobt — ich blieb. Da kam die Revolution
und der Krieg. Jch bat um eine Soldatenjacke,
ich wollte ein Vaterland haben — man gewährte
ſie mir. Mit Jhnen, mein Herr, kam ich zum
erſten Mal ſeit dem December wieder hierher, und
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