Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 3. Mannheim, 1837.Leb wohl, leb besser, das Papier ist aus; empfinde Habe wieder ein Lied gemacht, Habe mich ausgeweint, Denke nun an die stille Nacht, Meinen einzigen Freund: Wenn die Sonne hinunter ist, Wird sie leichter, die Noth -- Denke dann: Nicht mehr allein Du bist, Ringsum ist Alles todt. Was Dich in der Ferne liebt, Jst jetzt stille wie Du, Manches ist wohl um Dich betrübt, Hat eben Zeit dazu. Thörichte Leute schmähen die Freude; es giebt Leb wohl, leb beſſer, das Papier iſt aus; empfinde Habe wieder ein Lied gemacht, Habe mich ausgeweint, Denke nun an die ſtille Nacht, Meinen einzigen Freund: Wenn die Sonne hinunter iſt, Wird ſie leichter, die Noth — Denke dann: Nicht mehr allein Du biſt, Ringsum iſt Alles todt. Was Dich in der Ferne liebt, Jſt jetzt ſtille wie Du, Manches iſt wohl um Dich betrübt, Hat eben Zeit dazu. Thörichte Leute ſchmähen die Freude; es giebt <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0103" n="95"/> <p>Leb wohl, leb beſſer, das Papier iſt aus; empfinde<lb/> nie bis in’s Herz die ſo harmlos ausſehenden Worte:<lb/> „Allein und abgetrennt von aller Freude.“ —</p><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Habe wieder ein Lied gemacht,</l><lb/> <l>Habe mich ausgeweint,</l><lb/> <l>Denke nun an die ſtille Nacht,</l><lb/> <l>Meinen einzigen Freund:</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Wenn die Sonne hinunter iſt,</l><lb/> <l>Wird ſie leichter, die Noth —</l><lb/> <l>Denke dann: Nicht mehr allein Du biſt,</l><lb/> <l>Ringsum iſt Alles todt.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Was Dich in der Ferne liebt,</l><lb/> <l>Jſt jetzt ſtille wie Du,</l><lb/> <l>Manches iſt wohl um Dich betrübt,</l><lb/> <l>Hat eben Zeit dazu.</l> </lg> </lg><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>Thörichte Leute ſchmähen die Freude; es giebt<lb/> kein Leben ohne die Freude, alle Momente derſelben<lb/> ſind allein unſer Leben, alles Andere iſt dumpfe,<lb/> todte Maſſe; ſelbſt in der Traurigkeit, im Schmerze<lb/> ſind es allein die unerkannten kleinen Freudenpunkte,<lb/> die ein Leben, ein Bewußtſein geſtatten. Hier in<lb/> meinem Elend iſt’s der Tagesſchimmer, den ich ſehe,<lb/> das körperliche Leben, was ich in dieſer und jener<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [95/0103]
Leb wohl, leb beſſer, das Papier iſt aus; empfinde
nie bis in’s Herz die ſo harmlos ausſehenden Worte:
„Allein und abgetrennt von aller Freude.“ —
Habe wieder ein Lied gemacht,
Habe mich ausgeweint,
Denke nun an die ſtille Nacht,
Meinen einzigen Freund:
Wenn die Sonne hinunter iſt,
Wird ſie leichter, die Noth —
Denke dann: Nicht mehr allein Du biſt,
Ringsum iſt Alles todt.
Was Dich in der Ferne liebt,
Jſt jetzt ſtille wie Du,
Manches iſt wohl um Dich betrübt,
Hat eben Zeit dazu.
Thörichte Leute ſchmähen die Freude; es giebt
kein Leben ohne die Freude, alle Momente derſelben
ſind allein unſer Leben, alles Andere iſt dumpfe,
todte Maſſe; ſelbſt in der Traurigkeit, im Schmerze
ſind es allein die unerkannten kleinen Freudenpunkte,
die ein Leben, ein Bewußtſein geſtatten. Hier in
meinem Elend iſt’s der Tagesſchimmer, den ich ſehe,
das körperliche Leben, was ich in dieſer und jener
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