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Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 3. Mannheim, 1837.

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Wendung oder Regung einmal empfinde, das Ge-
nüge "Du bekommst etwas zu essen" -- oder "Du
wirst Dich bescheiden lernen" diese Freudenatome
halten auch mich am Leben. Zum Beispiele, daß
ich wieder Papier habe, lauter kleine Stückchen, aber
viel Stückchen. Jch kann wieder schreiben. -- Jn
jenem Weh der Abgeschlossenheit, was mir so thrä-
nenreich war im damaligen Gefängnisse, da saß ich
denn eines Tages brütend und traurig, als ich zu
meinem Jnquirenten beschieden wurde. Jst's Frei-
heit? weiter dachte ich damals nichts, so viel Spiel-
raum war damals noch gegeben -- wie lange ist
der fort! Und der Wärter war so gutmüthig, auf
die Möglichkeit einzugehn, und zu sagen: 's muß
wohl noch nicht so weit sein. -- Der Jnquirent
empfing mich ernstfreundlich, und deutete mit der
Hand seitwärts auf den Hintergrund des Zimmers.
Eine Dame stand da, Gesichter, Gedanken stürzten
übereinander in meinem Herzen, ich fand's: es war
Camilla, die ich in solcher Situation zu begrüßen
hatte. Welch ein Gemisch von Empfindungen! Das
vortreffliche Mädchen hatte in Grünschloß erfahren,
was mir begegnet sei, hatte sich ohne Weiteres selbst-

Wendung oder Regung einmal empfinde, das Ge-
nüge „Du bekommſt etwas zu eſſen“ — oder „Du
wirſt Dich beſcheiden lernen“ dieſe Freudenatome
halten auch mich am Leben. Zum Beiſpiele, daß
ich wieder Papier habe, lauter kleine Stückchen, aber
viel Stückchen. Jch kann wieder ſchreiben. — Jn
jenem Weh der Abgeſchloſſenheit, was mir ſo thrä-
nenreich war im damaligen Gefängniſſe, da ſaß ich
denn eines Tages brütend und traurig, als ich zu
meinem Jnquirenten beſchieden wurde. Jſt’s Frei-
heit? weiter dachte ich damals nichts, ſo viel Spiel-
raum war damals noch gegeben — wie lange iſt
der fort! Und der Wärter war ſo gutmüthig, auf
die Möglichkeit einzugehn, und zu ſagen: ’s muß
wohl noch nicht ſo weit ſein. — Der Jnquirent
empfing mich ernſtfreundlich, und deutete mit der
Hand ſeitwärts auf den Hintergrund des Zimmers.
Eine Dame ſtand da, Geſichter, Gedanken ſtürzten
übereinander in meinem Herzen, ich fand’s: es war
Camilla, die ich in ſolcher Situation zu begrüßen
hatte. Welch ein Gemiſch von Empfindungen! Das
vortreffliche Mädchen hatte in Grünſchloß erfahren,
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[96/0104] Wendung oder Regung einmal empfinde, das Ge- nüge „Du bekommſt etwas zu eſſen“ — oder „Du wirſt Dich beſcheiden lernen“ dieſe Freudenatome halten auch mich am Leben. Zum Beiſpiele, daß ich wieder Papier habe, lauter kleine Stückchen, aber viel Stückchen. Jch kann wieder ſchreiben. — Jn jenem Weh der Abgeſchloſſenheit, was mir ſo thrä- nenreich war im damaligen Gefängniſſe, da ſaß ich denn eines Tages brütend und traurig, als ich zu meinem Jnquirenten beſchieden wurde. Jſt’s Frei- heit? weiter dachte ich damals nichts, ſo viel Spiel- raum war damals noch gegeben — wie lange iſt der fort! Und der Wärter war ſo gutmüthig, auf die Möglichkeit einzugehn, und zu ſagen: ’s muß wohl noch nicht ſo weit ſein. — Der Jnquirent empfing mich ernſtfreundlich, und deutete mit der Hand ſeitwärts auf den Hintergrund des Zimmers. Eine Dame ſtand da, Geſichter, Gedanken ſtürzten übereinander in meinem Herzen, ich fand’s: es war Camilla, die ich in ſolcher Situation zu begrüßen hatte. Welch ein Gemiſch von Empfindungen! Das vortreffliche Mädchen hatte in Grünſchloß erfahren, was mir begegnet ſei, hatte ſich ohne Weiteres ſelbſt-

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Zitationshilfe: Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 3. Mannheim, 1837, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_europa03_1837/104>, abgerufen am 21.11.2024.