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Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 3. Mannheim, 1837.

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essen brachte, fiel mir sein stilles, zurückhaltendes
Benehmen auf; ich fragte, er schwieg, ich fragte
dringender -- erschrecken Sie nur nicht, sagte er
endlich, Sie kommen von uns weg, und die Unter-
suchung wird größer und strenger. -- Wer die Fassung
im Augenblicke verliert, ist sehr schwach oder wenig
gebildet, dir Kultur ist ja eine Fassung; ich glaube,
damals tröstete ich den Wärter und aß mein Mit-
tagbrot. Als er abgeräumt und zugeschlossen hatte,
als ich wieder so recht gefänglich allein war, da
stürzte der Jammer wie ein Sturzregen über mich.
Mit jener Nachricht war nicht nur alle Aussicht
auf Freiheit vernichtet, sondern ich wußte nun auch
zuverlässig, daß ich mindestens ein halbes Jahr Ge-
fängniß noch vor mir hatte. O Du, zur schönsten
Reise Gegürteter, lasse Dich in's Bett drücken mit
der Gewißheit, viele Monate darin leiden zu müssen,
vielleicht nicht mehr aufzustehn. Es war ein schwerer
Nachmittag und Abend, bis alle Hoffnungsmöglich-
keit in mir erwürgt, zum Schweigen gebracht war;
wer sich ergeben kann, leidet weniger, ich konnt' es
nicht, und kann es in meiner Jämmerlichkeit heute
noch nicht; nun kamen die Gedanken an Flucht,

eſſen brachte, fiel mir ſein ſtilles, zurückhaltendes
Benehmen auf; ich fragte, er ſchwieg, ich fragte
dringender — erſchrecken Sie nur nicht, ſagte er
endlich, Sie kommen von uns weg, und die Unter-
ſuchung wird größer und ſtrenger. — Wer die Faſſung
im Augenblicke verliert, iſt ſehr ſchwach oder wenig
gebildet, dir Kultur iſt ja eine Faſſung; ich glaube,
damals tröſtete ich den Wärter und aß mein Mit-
tagbrot. Als er abgeräumt und zugeſchloſſen hatte,
als ich wieder ſo recht gefänglich allein war, da
ſtürzte der Jammer wie ein Sturzregen über mich.
Mit jener Nachricht war nicht nur alle Ausſicht
auf Freiheit vernichtet, ſondern ich wußte nun auch
zuverläſſig, daß ich mindeſtens ein halbes Jahr Ge-
fängniß noch vor mir hatte. O Du, zur ſchönſten
Reiſe Gegürteter, laſſe Dich in’s Bett drücken mit
der Gewißheit, viele Monate darin leiden zu müſſen,
vielleicht nicht mehr aufzuſtehn. Es war ein ſchwerer
Nachmittag und Abend, bis alle Hoffnungsmöglich-
keit in mir erwürgt, zum Schweigen gebracht war;
wer ſich ergeben kann, leidet weniger, ich konnt’ es
nicht, und kann es in meiner Jämmerlichkeit heute
noch nicht; nun kamen die Gedanken an Flucht,

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[107/0115] eſſen brachte, fiel mir ſein ſtilles, zurückhaltendes Benehmen auf; ich fragte, er ſchwieg, ich fragte dringender — erſchrecken Sie nur nicht, ſagte er endlich, Sie kommen von uns weg, und die Unter- ſuchung wird größer und ſtrenger. — Wer die Faſſung im Augenblicke verliert, iſt ſehr ſchwach oder wenig gebildet, dir Kultur iſt ja eine Faſſung; ich glaube, damals tröſtete ich den Wärter und aß mein Mit- tagbrot. Als er abgeräumt und zugeſchloſſen hatte, als ich wieder ſo recht gefänglich allein war, da ſtürzte der Jammer wie ein Sturzregen über mich. Mit jener Nachricht war nicht nur alle Ausſicht auf Freiheit vernichtet, ſondern ich wußte nun auch zuverläſſig, daß ich mindeſtens ein halbes Jahr Ge- fängniß noch vor mir hatte. O Du, zur ſchönſten Reiſe Gegürteter, laſſe Dich in’s Bett drücken mit der Gewißheit, viele Monate darin leiden zu müſſen, vielleicht nicht mehr aufzuſtehn. Es war ein ſchwerer Nachmittag und Abend, bis alle Hoffnungsmöglich- keit in mir erwürgt, zum Schweigen gebracht war; wer ſich ergeben kann, leidet weniger, ich konnt’ es nicht, und kann es in meiner Jämmerlichkeit heute noch nicht; nun kamen die Gedanken an Flucht,

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Zitationshilfe: Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 3. Mannheim, 1837, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_europa03_1837/115>, abgerufen am 21.11.2024.