Mit dem Sonnenschein mag es draußen ein Ende haben, Regen und Wind schlagen an meine Blechblende, es wird Herbst sein -- das beruhigt mich in etwas, nur die Hypochondristen gehen jetzt draußen spaziren. Aber es ist Sonntag, hat mir der Wärter gesagt, und der Schmutz und das Un- sonntägliche ist rings um mich her in alter trau- riger Gestalt.
Heut ist Sonntag in der Welt, Es putzen sich alle Leute, Ein Jeder hofft für Glück und Geld Heut irgend eine Freude.
Hab drum mein bestes Hemd erwählt, Wollt' auch gern Sonntag haben -- Du sieche Brust, so arg gequält, Sollst Dich am Hemde laben.
Wenn sie auch Dir nicht nahe liegt, denn Du bist ein gottloser Mensch, aber andern Leuten ist die Frage natürlich: Warum suchst Du keinen Trost bei Gott, warum flüchtest Du nicht, von aller Welt
Mit dem Sonnenſchein mag es draußen ein Ende haben, Regen und Wind ſchlagen an meine Blechblende, es wird Herbſt ſein — das beruhigt mich in etwas, nur die Hypochondriſten gehen jetzt draußen ſpaziren. Aber es iſt Sonntag, hat mir der Wärter geſagt, und der Schmutz und das Un- ſonntägliche iſt rings um mich her in alter trau- riger Geſtalt.
Heut iſt Sonntag in der Welt, Es putzen ſich alle Leute, Ein Jeder hofft für Glück und Geld Heut irgend eine Freude.
Hab drum mein beſtes Hemd erwählt, Wollt’ auch gern Sonntag haben — Du ſieche Bruſt, ſo arg gequält, Sollſt Dich am Hemde laben.
Wenn ſie auch Dir nicht nahe liegt, denn Du biſt ein gottloſer Menſch, aber andern Leuten iſt die Frage natürlich: Warum ſuchſt Du keinen Troſt bei Gott, warum flüchteſt Du nicht, von aller Welt
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0131"n="123"/><p>Mit dem Sonnenſchein mag es draußen ein<lb/>
Ende haben, Regen und Wind ſchlagen an meine<lb/>
Blechblende, es wird Herbſt ſein — das beruhigt<lb/>
mich in etwas, nur die Hypochondriſten gehen jetzt<lb/>
draußen ſpaziren. Aber es iſt Sonntag, hat mir<lb/>
der Wärter geſagt, und der Schmutz und das Un-<lb/>ſonntägliche iſt rings um mich her in alter trau-<lb/>
riger Geſtalt.</p><lb/><lgtype="poem"><lgn="1"><l>Heut iſt Sonntag in der Welt,</l><lb/><l>Es putzen ſich alle Leute,</l><lb/><l>Ein Jeder hofft für Glück und Geld</l><lb/><l>Heut irgend eine Freude.</l></lg><lb/><lgn="2"><l>Hab drum mein beſtes Hemd erwählt,</l><lb/><l>Wollt’ auch gern Sonntag haben —</l><lb/><l>Du ſieche Bruſt, ſo arg gequält,</l><lb/><l>Sollſt Dich am Hemde laben.</l></lg></lg><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><p>Wenn ſie auch Dir nicht nahe liegt, denn Du<lb/>
biſt ein gottloſer Menſch, aber andern Leuten iſt<lb/>
die Frage natürlich: Warum ſuchſt Du keinen Troſt<lb/>
bei Gott, warum flüchteſt Du nicht, von aller Welt<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[123/0131]
Mit dem Sonnenſchein mag es draußen ein
Ende haben, Regen und Wind ſchlagen an meine
Blechblende, es wird Herbſt ſein — das beruhigt
mich in etwas, nur die Hypochondriſten gehen jetzt
draußen ſpaziren. Aber es iſt Sonntag, hat mir
der Wärter geſagt, und der Schmutz und das Un-
ſonntägliche iſt rings um mich her in alter trau-
riger Geſtalt.
Heut iſt Sonntag in der Welt,
Es putzen ſich alle Leute,
Ein Jeder hofft für Glück und Geld
Heut irgend eine Freude.
Hab drum mein beſtes Hemd erwählt,
Wollt’ auch gern Sonntag haben —
Du ſieche Bruſt, ſo arg gequält,
Sollſt Dich am Hemde laben.
Wenn ſie auch Dir nicht nahe liegt, denn Du
biſt ein gottloſer Menſch, aber andern Leuten iſt
die Frage natürlich: Warum ſuchſt Du keinen Troſt
bei Gott, warum flüchteſt Du nicht, von aller Welt
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 3. Mannheim, 1837, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_europa03_1837/131>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.