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Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 3. Mannheim, 1837.

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verlassen, in den Schooß der Religion? Darauf
muß ich gestehen, daß ich nach der allgemeinen
Ausbildung jetziger Jugend Alles auf die Festigung
meines Charakters verwendet, alle höheren Bezüge
da hinein gewoben habe, und daß es mir nichts
hilft, ein Außenliegendes zu suchen. Jst es mir
nicht gelungen, was die Menschen Gottheit und
Religion nennen, in meine innersten Fasern aufzu-
nehmen, dann bin ich wirklich verlassen, wenn die
Welt mich verläßt. Also ist es mir aber niemals
geworden, meinen inneren Halt haben nicht Leid
noch Entbehrung erschüttert, und in so weit hat
mir der jetzt ziemlich allgemeine Zustand, welchen
die Theologie beklagt, Probe gehalten. Jst er ein
falscher, so wünsche ich denen Glück, welche im
Stande sind, einen anderen mit sich in Einklang
zu bringen; ich glaube es gern, daß der Traditions-
gläubige festeren Anhalt nach dieser Seite hin fin-
den mag, aber ich fürchte, die übrigen selbsteigenen
Stützen des Charakters, die selbstgezimmerten, sind
ihm schwächer und unkräftiger. Wohl dem Manne,
der eine Vereinigung des Gegebenen und des Selbst-
gefundenen in sich zu schaffen vermag; ich leugne

verlaſſen, in den Schooß der Religion? Darauf
muß ich geſtehen, daß ich nach der allgemeinen
Ausbildung jetziger Jugend Alles auf die Feſtigung
meines Charakters verwendet, alle höheren Bezüge
da hinein gewoben habe, und daß es mir nichts
hilft, ein Außenliegendes zu ſuchen. Jſt es mir
nicht gelungen, was die Menſchen Gottheit und
Religion nennen, in meine innerſten Faſern aufzu-
nehmen, dann bin ich wirklich verlaſſen, wenn die
Welt mich verläßt. Alſo iſt es mir aber niemals
geworden, meinen inneren Halt haben nicht Leid
noch Entbehrung erſchüttert, und in ſo weit hat
mir der jetzt ziemlich allgemeine Zuſtand, welchen
die Theologie beklagt, Probe gehalten. Jſt er ein
falſcher, ſo wünſche ich denen Glück, welche im
Stande ſind, einen anderen mit ſich in Einklang
zu bringen; ich glaube es gern, daß der Traditions-
gläubige feſteren Anhalt nach dieſer Seite hin fin-
den mag, aber ich fürchte, die übrigen ſelbſteigenen
Stützen des Charakters, die ſelbſtgezimmerten, ſind
ihm ſchwächer und unkräftiger. Wohl dem Manne,
der eine Vereinigung des Gegebenen und des Selbſt-
gefundenen in ſich zu ſchaffen vermag; ich leugne

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[124/0132] verlaſſen, in den Schooß der Religion? Darauf muß ich geſtehen, daß ich nach der allgemeinen Ausbildung jetziger Jugend Alles auf die Feſtigung meines Charakters verwendet, alle höheren Bezüge da hinein gewoben habe, und daß es mir nichts hilft, ein Außenliegendes zu ſuchen. Jſt es mir nicht gelungen, was die Menſchen Gottheit und Religion nennen, in meine innerſten Faſern aufzu- nehmen, dann bin ich wirklich verlaſſen, wenn die Welt mich verläßt. Alſo iſt es mir aber niemals geworden, meinen inneren Halt haben nicht Leid noch Entbehrung erſchüttert, und in ſo weit hat mir der jetzt ziemlich allgemeine Zuſtand, welchen die Theologie beklagt, Probe gehalten. Jſt er ein falſcher, ſo wünſche ich denen Glück, welche im Stande ſind, einen anderen mit ſich in Einklang zu bringen; ich glaube es gern, daß der Traditions- gläubige feſteren Anhalt nach dieſer Seite hin fin- den mag, aber ich fürchte, die übrigen ſelbſteigenen Stützen des Charakters, die ſelbſtgezimmerten, ſind ihm ſchwächer und unkräftiger. Wohl dem Manne, der eine Vereinigung des Gegebenen und des Selbſt- gefundenen in ſich zu ſchaffen vermag; ich leugne

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Zitationshilfe: Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 3. Mannheim, 1837, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_europa03_1837/132>, abgerufen am 21.11.2024.