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Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 3. Mannheim, 1837.

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Die neueren Philosophieen haben eine Vermittelung
eingeschlagen, die von großem Einflusse werden kann,
aber noch jung ist, und den Frieden noch weit vor sich
läßt. Jst ein Zusammengehn der Religion und Philo-
sophie wirklich so nahe, wenn die eine nur den Glauben
verlangt, mag er mit Gedanken ausgeschmückt sein
wie er will, und die andere den Gedanken auf den
Thron setzt als Einziges? Jst es nicht immer bloß
ein Handinhandgehn? Warum sollt' ich bei solchen
Verhältnissen mich meines eigenen Zustandes schä-
men? Jch bin zu trocken vernünftig, um einem
Dogma anzugehören, was mir nicht auf dem Wege
meines Gedankens zukommt, und fühle mich zu
sehr in poetische Ahnungen hineingedrängt, um mir
das Unsichtbare vordefiniren oder wegdefiniren zu
lassen. So glaub' ich an die Kraft und Macht des
Gebetes, aber wenn es ein Unglück ist, so habe ich
es, die Kraft und Macht desselben nur darin zu
finden, daß es mir selber Kraft und Macht gewährt.
Auch wenn ich mir die Gottheit nicht zu einem
bloßen Begriffe verdünnen mag, ich kann sie mir
nicht zu einem launischen Despotismus ausbilden,
der im Einzelnen schenkt und nimmt, wie ihm eben

Die neueren Philoſophieen haben eine Vermittelung
eingeſchlagen, die von großem Einfluſſe werden kann,
aber noch jung iſt, und den Frieden noch weit vor ſich
läßt. Jſt ein Zuſammengehn der Religion und Philo-
ſophie wirklich ſo nahe, wenn die eine nur den Glauben
verlangt, mag er mit Gedanken ausgeſchmückt ſein
wie er will, und die andere den Gedanken auf den
Thron ſetzt als Einziges? Jſt es nicht immer bloß
ein Handinhandgehn? Warum ſollt’ ich bei ſolchen
Verhältniſſen mich meines eigenen Zuſtandes ſchä-
men? Jch bin zu trocken vernünftig, um einem
Dogma anzugehören, was mir nicht auf dem Wege
meines Gedankens zukommt, und fühle mich zu
ſehr in poetiſche Ahnungen hineingedrängt, um mir
das Unſichtbare vordefiniren oder wegdefiniren zu
laſſen. So glaub’ ich an die Kraft und Macht des
Gebetes, aber wenn es ein Unglück iſt, ſo habe ich
es, die Kraft und Macht deſſelben nur darin zu
finden, daß es mir ſelber Kraft und Macht gewährt.
Auch wenn ich mir die Gottheit nicht zu einem
bloßen Begriffe verdünnen mag, ich kann ſie mir
nicht zu einem launiſchen Despotismus ausbilden,
der im Einzelnen ſchenkt und nimmt, wie ihm eben

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[128/0136] Die neueren Philoſophieen haben eine Vermittelung eingeſchlagen, die von großem Einfluſſe werden kann, aber noch jung iſt, und den Frieden noch weit vor ſich läßt. Jſt ein Zuſammengehn der Religion und Philo- ſophie wirklich ſo nahe, wenn die eine nur den Glauben verlangt, mag er mit Gedanken ausgeſchmückt ſein wie er will, und die andere den Gedanken auf den Thron ſetzt als Einziges? Jſt es nicht immer bloß ein Handinhandgehn? Warum ſollt’ ich bei ſolchen Verhältniſſen mich meines eigenen Zuſtandes ſchä- men? Jch bin zu trocken vernünftig, um einem Dogma anzugehören, was mir nicht auf dem Wege meines Gedankens zukommt, und fühle mich zu ſehr in poetiſche Ahnungen hineingedrängt, um mir das Unſichtbare vordefiniren oder wegdefiniren zu laſſen. So glaub’ ich an die Kraft und Macht des Gebetes, aber wenn es ein Unglück iſt, ſo habe ich es, die Kraft und Macht deſſelben nur darin zu finden, daß es mir ſelber Kraft und Macht gewährt. Auch wenn ich mir die Gottheit nicht zu einem bloßen Begriffe verdünnen mag, ich kann ſie mir nicht zu einem launiſchen Despotismus ausbilden, der im Einzelnen ſchenkt und nimmt, wie ihm eben

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Zitationshilfe: Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 3. Mannheim, 1837, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_europa03_1837/136>, abgerufen am 21.11.2024.