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Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 3. Mannheim, 1837.

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ich ward abgeführt. -- Wir haben sonst nicht ein
Wort miteinander gesprochen. Aber alle Leidenschaft,
und mit ihr alle Stärke war mit diesem Eindrucke
wieder in mich eingekehrt: heute hört' ich mit Be-
gierde den Tritt der Ordonnanz, das Klopfen an
meiner Thür, den Namensruf -- o Zorn, Du machst
noch straffer und tüchtiger als die Liebe, darum sind
die feindlichen Thaten meisthin so viel gewaltiger.

Heute empfing er mich in einem Vorderzimmer,
was auf einen offenen Theil der Stadt sieht; das
Licht blendete mich, in der Ferne erblickte ich harm-
los, frei gehende Menschen, die Wintersonne in allem
Glanze schien mir entgegen, ich hätte niedersinken
mögen, bestürmt von dem plötzlichen Eindrucke, oder
durch die Fensterscheibe springen im trunkenen Drange
nach Freiheit.

Er war allein, und ging im Zimmer umher.
Folgendes war seine Rede:

"Es spricht heute nicht der Richter zu Jhnen,
sondern der Jugendbekannte. Jch kenne Jhren
Gedankengang, und weiß, daß Sie sich in einem
gewissen Stolze meiner überheben, da, Sie der Unter-
drückte vor mir stehen, welcher ich eben Gewalt und

ich ward abgeführt. — Wir haben ſonſt nicht ein
Wort miteinander geſprochen. Aber alle Leidenſchaft,
und mit ihr alle Stärke war mit dieſem Eindrucke
wieder in mich eingekehrt: heute hört’ ich mit Be-
gierde den Tritt der Ordonnanz, das Klopfen an
meiner Thür, den Namensruf — o Zorn, Du machſt
noch ſtraffer und tüchtiger als die Liebe, darum ſind
die feindlichen Thaten meiſthin ſo viel gewaltiger.

Heute empfing er mich in einem Vorderzimmer,
was auf einen offenen Theil der Stadt ſieht; das
Licht blendete mich, in der Ferne erblickte ich harm-
los, frei gehende Menſchen, die Winterſonne in allem
Glanze ſchien mir entgegen, ich hätte niederſinken
mögen, beſtürmt von dem plötzlichen Eindrucke, oder
durch die Fenſterſcheibe ſpringen im trunkenen Drange
nach Freiheit.

Er war allein, und ging im Zimmer umher.
Folgendes war ſeine Rede:

„Es ſpricht heute nicht der Richter zu Jhnen,
ſondern der Jugendbekannte. Jch kenne Jhren
Gedankengang, und weiß, daß Sie ſich in einem
gewiſſen Stolze meiner überheben, da, Sie der Unter-
drückte vor mir ſtehen, welcher ich eben Gewalt und

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[156/0164] ich ward abgeführt. — Wir haben ſonſt nicht ein Wort miteinander geſprochen. Aber alle Leidenſchaft, und mit ihr alle Stärke war mit dieſem Eindrucke wieder in mich eingekehrt: heute hört’ ich mit Be- gierde den Tritt der Ordonnanz, das Klopfen an meiner Thür, den Namensruf — o Zorn, Du machſt noch ſtraffer und tüchtiger als die Liebe, darum ſind die feindlichen Thaten meiſthin ſo viel gewaltiger. Heute empfing er mich in einem Vorderzimmer, was auf einen offenen Theil der Stadt ſieht; das Licht blendete mich, in der Ferne erblickte ich harm- los, frei gehende Menſchen, die Winterſonne in allem Glanze ſchien mir entgegen, ich hätte niederſinken mögen, beſtürmt von dem plötzlichen Eindrucke, oder durch die Fenſterſcheibe ſpringen im trunkenen Drange nach Freiheit. Er war allein, und ging im Zimmer umher. Folgendes war ſeine Rede: „Es ſpricht heute nicht der Richter zu Jhnen, ſondern der Jugendbekannte. Jch kenne Jhren Gedankengang, und weiß, daß Sie ſich in einem gewiſſen Stolze meiner überheben, da, Sie der Unter- drückte vor mir ſtehen, welcher ich eben Gewalt und

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Zitationshilfe: Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 3. Mannheim, 1837, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_europa03_1837/164>, abgerufen am 25.11.2024.