sei. Jch kenne in dieser Stadt nichts als das Gefängniß, und was damit zusammenhängt, ich wollte Constantin um ein Nachtlager ansprechen, wir brauchen ja nicht mit einander zu reden, und morgen, nun morgen wird sich was Anderes finden, oder auch nicht, das Leben mag sich einen Weg suchen oder aufhören, wie's will! Du wirst schel- ten, es unwürdig nennen, daß ich mich nur um das Lager auf einem Brette an Constantin wende, immerhin, ich hasse schlecht vom Hause aus, und jetzt erst gar, schilt meinetwegen!
Um Constantin zu finden, mußte ich wieder an's Gefängnißhaus zurück, dort seine Wohnung zu er- fragen -- 's hatte etwas Verhängnißvolles, daß ich mir dort Rath für die Freiheit holen sollte. Sie fragten mich, ob es mir so gut gefallen hätte, und ich wieder kommen, wieder bei ihnen schlafen wollte? Wahrhaftig, es wäre mir ganz recht gewesen, hätten sie ein Lager zur Hand gehabt, ich hätte mich hin- gestreckt.
Constantin saß mit seiner Frau am Theetische. Er empfing mich kalt, und Julie eigentlich auch, aber das Weib, auch wenn es noch so blasirt und
ſei. Jch kenne in dieſer Stadt nichts als das Gefängniß, und was damit zuſammenhängt, ich wollte Conſtantin um ein Nachtlager anſprechen, wir brauchen ja nicht mit einander zu reden, und morgen, nun morgen wird ſich was Anderes finden, oder auch nicht, das Leben mag ſich einen Weg ſuchen oder aufhören, wie’s will! Du wirſt ſchel- ten, es unwürdig nennen, daß ich mich nur um das Lager auf einem Brette an Conſtantin wende, immerhin, ich haſſe ſchlecht vom Hauſe aus, und jetzt erſt gar, ſchilt meinetwegen!
Um Conſtantin zu finden, mußte ich wieder an’s Gefängnißhaus zurück, dort ſeine Wohnung zu er- fragen — ’s hatte etwas Verhängnißvolles, daß ich mir dort Rath für die Freiheit holen ſollte. Sie fragten mich, ob es mir ſo gut gefallen hätte, und ich wieder kommen, wieder bei ihnen ſchlafen wollte? Wahrhaftig, es wäre mir ganz recht geweſen, hätten ſie ein Lager zur Hand gehabt, ich hätte mich hin- geſtreckt.
Conſtantin ſaß mit ſeiner Frau am Theetiſche. Er empfing mich kalt, und Julie eigentlich auch, aber das Weib, auch wenn es noch ſo blaſirt und
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0181"n="173"/>ſei. Jch kenne in dieſer Stadt nichts als das<lb/>
Gefängniß, und was damit zuſammenhängt, ich<lb/>
wollte Conſtantin um ein Nachtlager anſprechen,<lb/>
wir brauchen ja nicht mit einander zu reden, und<lb/>
morgen, nun morgen wird ſich was Anderes finden,<lb/>
oder auch nicht, das Leben mag ſich einen Weg<lb/>ſuchen oder aufhören, wie’s will! Du wirſt ſchel-<lb/>
ten, es unwürdig nennen, daß ich mich nur um<lb/>
das Lager auf einem Brette an Conſtantin wende,<lb/>
immerhin, ich haſſe ſchlecht vom Hauſe aus, und<lb/>
jetzt erſt gar, ſchilt meinetwegen!</p><lb/><p>Um Conſtantin zu finden, mußte ich wieder an’s<lb/>
Gefängnißhaus zurück, dort ſeine Wohnung zu er-<lb/>
fragen —’s hatte etwas Verhängnißvolles, daß ich<lb/>
mir dort Rath für die Freiheit holen ſollte. Sie<lb/>
fragten mich, ob es mir ſo gut gefallen hätte, und<lb/>
ich wieder kommen, wieder bei ihnen ſchlafen wollte?<lb/>
Wahrhaftig, es wäre mir ganz recht geweſen, hätten<lb/>ſie ein Lager zur Hand gehabt, ich hätte mich hin-<lb/>
geſtreckt.</p><lb/><p>Conſtantin ſaß mit ſeiner Frau am Theetiſche.<lb/>
Er empfing mich kalt, und Julie eigentlich auch,<lb/>
aber das Weib, auch wenn es noch ſo blaſirt und<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[173/0181]
ſei. Jch kenne in dieſer Stadt nichts als das
Gefängniß, und was damit zuſammenhängt, ich
wollte Conſtantin um ein Nachtlager anſprechen,
wir brauchen ja nicht mit einander zu reden, und
morgen, nun morgen wird ſich was Anderes finden,
oder auch nicht, das Leben mag ſich einen Weg
ſuchen oder aufhören, wie’s will! Du wirſt ſchel-
ten, es unwürdig nennen, daß ich mich nur um
das Lager auf einem Brette an Conſtantin wende,
immerhin, ich haſſe ſchlecht vom Hauſe aus, und
jetzt erſt gar, ſchilt meinetwegen!
Um Conſtantin zu finden, mußte ich wieder an’s
Gefängnißhaus zurück, dort ſeine Wohnung zu er-
fragen — ’s hatte etwas Verhängnißvolles, daß ich
mir dort Rath für die Freiheit holen ſollte. Sie
fragten mich, ob es mir ſo gut gefallen hätte, und
ich wieder kommen, wieder bei ihnen ſchlafen wollte?
Wahrhaftig, es wäre mir ganz recht geweſen, hätten
ſie ein Lager zur Hand gehabt, ich hätte mich hin-
geſtreckt.
Conſtantin ſaß mit ſeiner Frau am Theetiſche.
Er empfing mich kalt, und Julie eigentlich auch,
aber das Weib, auch wenn es noch ſo blaſirt und
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 3. Mannheim, 1837, S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_europa03_1837/181>, abgerufen am 27.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.