Jch bin nach Grünschloß gegangen; der Graf ist schwach und alt geworden, und er wußte nicht recht, ob er sich freuen oder verlegen sein sollte, da ich eintrat. Ach, wie verwüstet erscheint mir Alles: der Park ist verwildert, das Gebäude wird schadhaft. Alberta hat einen gleichgültigen Edelmann geheura- thet, bringt Kinder zur Welt, und scheint für die gewöhnlichsten Dinge ihren früher so anmuthigen Enthusiasmus zu versplittern. Jhre Schönheit soll sehr zusammengefallen sein, und daß ich Dir's nur gerad' heraussage, der alte Herr wird mitunter so- gar etwas kindisch; seinen barocken Liebhabereien, denen wir früher gern einen elastischen, schwung- haften Geist unterlegten, muß doch in jeder Weise
7. Valerius an Hippolyt.
Jch bin nach Gruͤnſchloß gegangen; der Graf iſt ſchwach und alt geworden, und er wußte nicht recht, ob er ſich freuen oder verlegen ſein ſollte, da ich eintrat. Ach, wie verwuͤſtet erſcheint mir Alles: der Park iſt verwildert, das Gebaͤude wird ſchadhaft. Alberta hat einen gleichguͤltigen Edelmann geheura- thet, bringt Kinder zur Welt, und ſcheint fuͤr die gewoͤhnlichſten Dinge ihren fruͤher ſo anmuthigen Enthuſiasmus zu verſplittern. Jhre Schoͤnheit ſoll ſehr zuſammengefallen ſein, und daß ich Dir’s nur gerad’ herausſage, der alte Herr wird mitunter ſo- gar etwas kindiſch; ſeinen barocken Liebhabereien, denen wir fruͤher gern einen elaſtiſchen, ſchwung- haften Geiſt unterlegten, muß doch in jeder Weiſe
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7.
Valerius an Hippolyt.
Jch bin nach Gruͤnſchloß gegangen; der Graf iſt
ſchwach und alt geworden, und er wußte nicht recht,
ob er ſich freuen oder verlegen ſein ſollte, da ich
eintrat. Ach, wie verwuͤſtet erſcheint mir Alles: der
Park iſt verwildert, das Gebaͤude wird ſchadhaft.
Alberta hat einen gleichguͤltigen Edelmann geheura-
thet, bringt Kinder zur Welt, und ſcheint fuͤr die
gewoͤhnlichſten Dinge ihren fruͤher ſo anmuthigen
Enthuſiasmus zu verſplittern. Jhre Schoͤnheit ſoll
ſehr zuſammengefallen ſein, und daß ich Dir’s nur
gerad’ herausſage, der alte Herr wird mitunter ſo-
gar etwas kindiſch; ſeinen barocken Liebhabereien,
denen wir fruͤher gern einen elaſtiſchen, ſchwung-
haften Geiſt unterlegten, muß doch in jeder Weiſe
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Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 3. Mannheim, 1837, S. [184]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_europa03_1837/192>, abgerufen am 28.11.2024.
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