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Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 3. Mannheim, 1837.

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gemacht, so lange die Quellen fließen, man trinkt,
singt, spielt, liebt, lacht, man zieht sich zurück in
Beschaulichkeit und Ernst. Nach jenem Ersten ist
mir das Zweite geworden, hier unter den fremd
redenden Menschen ist mir die Jdentität Gottes und
des menschlichen Gedankens aufgegangen, ich bin
sehr glücklich und beruhigt in mir, still heiter, es
weht ein Hauch des Himmels durch meinen Kopf,
durch mein Herz. Valerius, Du wärst am Ersten
fähig und würdig, dieses Glückes auch theilhaftig
zu werden, des Glückes, was ein Jneinanderleben
des Geistes und Sinnes dieser Welt mit dem Geist
und Sinne höherer Existenz bietet. Jch bin sehr
glücklich, auch die Verse sind mir wieder gekommen,
ich habe ein großes Gedicht in Komposition, wo die
Gottheit säuselnd über eine Engelschaar hinschwebt,
die Engel wollen diesen ewigen Ton wieder geben,
um den Herrn der Heerschaaren zu loben, jeder ver-
sucht's auf seine Weise, und so entsteht die Musik
in ihrer verschiedenartigen Aeußerung. Nun fliegen
sie von einander in alle Zeiten, in alle Länder,
kehren ein bei diesem Menschen, bei jenem, schwe-
ben des Nachts über den Häuptern derselben und

gemacht, ſo lange die Quellen fließen, man trinkt,
ſingt, ſpielt, liebt, lacht, man zieht ſich zuruͤck in
Beſchaulichkeit und Ernſt. Nach jenem Erſten iſt
mir das Zweite geworden, hier unter den fremd
redenden Menſchen iſt mir die Jdentitaͤt Gottes und
des menſchlichen Gedankens aufgegangen, ich bin
ſehr gluͤcklich und beruhigt in mir, ſtill heiter, es
weht ein Hauch des Himmels durch meinen Kopf,
durch mein Herz. Valerius, Du waͤrſt am Erſten
faͤhig und wuͤrdig, dieſes Gluͤckes auch theilhaftig
zu werden, des Gluͤckes, was ein Jneinanderleben
des Geiſtes und Sinnes dieſer Welt mit dem Geiſt
und Sinne hoͤherer Exiſtenz bietet. Jch bin ſehr
gluͤcklich, auch die Verſe ſind mir wieder gekommen,
ich habe ein großes Gedicht in Kompoſition, wo die
Gottheit ſaͤuſelnd uͤber eine Engelſchaar hinſchwebt,
die Engel wollen dieſen ewigen Ton wieder geben,
um den Herrn der Heerſchaaren zu loben, jeder ver-
ſucht’s auf ſeine Weiſe, und ſo entſteht die Muſik
in ihrer verſchiedenartigen Aeußerung. Nun fliegen
ſie von einander in alle Zeiten, in alle Laͤnder,
kehren ein bei dieſem Menſchen, bei jenem, ſchwe-
ben des Nachts uͤber den Haͤuptern derſelben und

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[215/0223] gemacht, ſo lange die Quellen fließen, man trinkt, ſingt, ſpielt, liebt, lacht, man zieht ſich zuruͤck in Beſchaulichkeit und Ernſt. Nach jenem Erſten iſt mir das Zweite geworden, hier unter den fremd redenden Menſchen iſt mir die Jdentitaͤt Gottes und des menſchlichen Gedankens aufgegangen, ich bin ſehr gluͤcklich und beruhigt in mir, ſtill heiter, es weht ein Hauch des Himmels durch meinen Kopf, durch mein Herz. Valerius, Du waͤrſt am Erſten faͤhig und wuͤrdig, dieſes Gluͤckes auch theilhaftig zu werden, des Gluͤckes, was ein Jneinanderleben des Geiſtes und Sinnes dieſer Welt mit dem Geiſt und Sinne hoͤherer Exiſtenz bietet. Jch bin ſehr gluͤcklich, auch die Verſe ſind mir wieder gekommen, ich habe ein großes Gedicht in Kompoſition, wo die Gottheit ſaͤuſelnd uͤber eine Engelſchaar hinſchwebt, die Engel wollen dieſen ewigen Ton wieder geben, um den Herrn der Heerſchaaren zu loben, jeder ver- ſucht’s auf ſeine Weiſe, und ſo entſteht die Muſik in ihrer verſchiedenartigen Aeußerung. Nun fliegen ſie von einander in alle Zeiten, in alle Laͤnder, kehren ein bei dieſem Menſchen, bei jenem, ſchwe- ben des Nachts uͤber den Haͤuptern derſelben und

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Zitationshilfe: Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 3. Mannheim, 1837, S. 215. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_europa03_1837/223>, abgerufen am 25.11.2024.