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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792.

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als Fratzen und Possen angesehen, woran nur ein
Schwindelkopf oder ein Heuchler Gefallen finden
könnte. Der Waisenhäuser Ton verlohr glücklich sein
Ansehn, und niemand, als wer mußte, machte ihn
noch so zum Scheine mit; ja man ging noch weiter:
man fing an, den Ton des Waisenhauses zu verach-
ten und zu spöttischen Vergleichungen anzuwenden.
Studenten können auch keine Heilige seyn. Selbst
auf dem Waisenhause lebt und denkt man schon men-
schenwürdiger: die alte pietistische Möncherei hat nur
noch wenig Spuren. Die Stutzperücken sind schon
meist verschwunden: die beiden Herren Mitdirecto-
ren, Knap, Niemeyer und die Inspectoren der
lateinischen Schulen dieser Anstalt tragen ihr ei-
gnes Haar, und kleiden sich nach der Mode. Das
ewige Gesinge hat auch schon nachgelassen. Kurz,
auch hier wird schon alles werden gut, und Frömme-
lei seyn und bleiben der Brandmark -- verschmitz-
ter kleiner Seelen.

An Fleiß lassen es die Hallenser nicht fehlen --
im Allgemeinen, versteht sich: denn es giebt auch
träge und nachlässige Studenten hier, wie überall.
In Gießen und Jena sind freilich die Bursche auch
nicht faul; aber den Hallensern kommen sie im Ei-
fer zu studiren nicht gleich. Ob aber der Hallenser
allemal den rechten Weg bei seinem Studiren ein-
schlage, ist eine andre Frage, und ob das Einige der

als Fratzen und Poſſen angeſehen, woran nur ein
Schwindelkopf oder ein Heuchler Gefallen finden
koͤnnte. Der Waiſenhaͤuſer Ton verlohr gluͤcklich ſein
Anſehn, und niemand, als wer mußte, machte ihn
noch ſo zum Scheine mit; ja man ging noch weiter:
man fing an, den Ton des Waiſenhauſes zu verach-
ten und zu ſpoͤttiſchen Vergleichungen anzuwenden.
Studenten koͤnnen auch keine Heilige ſeyn. Selbſt
auf dem Waiſenhauſe lebt und denkt man ſchon men-
ſchenwuͤrdiger: die alte pietiſtiſche Moͤncherei hat nur
noch wenig Spuren. Die Stutzperuͤcken ſind ſchon
meiſt verſchwunden: die beiden Herren Mitdirecto-
ren, Knap, Niemeyer und die Inſpectoren der
lateiniſchen Schulen dieſer Anſtalt tragen ihr ei-
gnes Haar, und kleiden ſich nach der Mode. Das
ewige Geſinge hat auch ſchon nachgelaſſen. Kurz,
auch hier wird ſchon alles werden gut, und Froͤmme-
lei ſeyn und bleiben der Brandmark — verſchmitz-
ter kleiner Seelen.

An Fleiß laſſen es die Hallenſer nicht fehlen —
im Allgemeinen, verſteht ſich: denn es giebt auch
traͤge und nachlaͤſſige Studenten hier, wie uͤberall.
In Gießen und Jena ſind freilich die Burſche auch
nicht faul; aber den Hallenſern kommen ſie im Ei-
fer zu ſtudiren nicht gleich. Ob aber der Hallenſer
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[127/0129] als Fratzen und Poſſen angeſehen, woran nur ein Schwindelkopf oder ein Heuchler Gefallen finden koͤnnte. Der Waiſenhaͤuſer Ton verlohr gluͤcklich ſein Anſehn, und niemand, als wer mußte, machte ihn noch ſo zum Scheine mit; ja man ging noch weiter: man fing an, den Ton des Waiſenhauſes zu verach- ten und zu ſpoͤttiſchen Vergleichungen anzuwenden. Studenten koͤnnen auch keine Heilige ſeyn. Selbſt auf dem Waiſenhauſe lebt und denkt man ſchon men- ſchenwuͤrdiger: die alte pietiſtiſche Moͤncherei hat nur noch wenig Spuren. Die Stutzperuͤcken ſind ſchon meiſt verſchwunden: die beiden Herren Mitdirecto- ren, Knap, Niemeyer und die Inſpectoren der lateiniſchen Schulen dieſer Anſtalt tragen ihr ei- gnes Haar, und kleiden ſich nach der Mode. Das ewige Geſinge hat auch ſchon nachgelaſſen. Kurz, auch hier wird ſchon alles werden gut, und Froͤmme- lei ſeyn und bleiben der Brandmark — verſchmitz- ter kleiner Seelen. An Fleiß laſſen es die Hallenſer nicht fehlen — im Allgemeinen, verſteht ſich: denn es giebt auch traͤge und nachlaͤſſige Studenten hier, wie uͤberall. In Gießen und Jena ſind freilich die Burſche auch nicht faul; aber den Hallenſern kommen ſie im Ei- fer zu ſtudiren nicht gleich. Ob aber der Hallenſer allemal den rechten Weg bei ſeinem Studiren ein- ſchlage, iſt eine andre Frage, und ob das Einige der

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/129>, abgerufen am 21.11.2024.