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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792.

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gemacht. Der brave Mann lachte allemal recht herz-
lich, wenn er auf das Kapitel vom Mönch kam. Da
wuste er Männer zu nennen, die sich durch die läp-
pischen Erzählungen der Halloren hatten bewegen las-
sen, an den Mönch zu glauben. Unter diesen Män-
nern waren wirklich Gelehrte, die auch Philosophen
heißen wollten, und doch großen Glauben ans Gei-
sterreich äußerten. Einer davon ging einst mit Sem-
lern spatziren: auf dem Rückwege kehrten sie auf
Begehren eines angesehenen Mannes ein, und aßen
zu Nacht. Beim Zuhausegehen nach zehn Uhr geht
ihnen jemand vorbei, ohne daß Semler ihn beson-
ders beachtet hatte. Der Freund des seligen
Doktors schweigt zehen oder zwölf Schritte still,
zupft aber den Doktor ängstlich und sagt endlich leise:
Haben Sie den Kerl da nicht gesehn? das war der
Mönch wahr und wahrhaftig! -- Semler, ohne
weiter zu fragen, kehrte sich um und rief: hör' er
guter Freund, ein Wort! -- Da kam nun jemand

Hexen an, macht Kreutze übers Brod, ehe ers an-
schneidet, befiehlt der Wöchnerin während der Wochen
ja nicht zum Fenster hinaus zu sehen, und was der
albernen Possen mehr sind. Ich hab [ - 2 Zeichen fehlen]ine Wirthin ge-
habt, welche die Träume recht gut erklären und dar-
aus weissagen konnte. So giebt es hier Weiber, die
sich mit Kartenschlagen ernähren, und jungen mann-
süchtigen Mädchen ihren künftigen Gatten schildern
u. dergl.

gemacht. Der brave Mann lachte allemal recht herz-
lich, wenn er auf das Kapitel vom Moͤnch kam. Da
wuſte er Maͤnner zu nennen, die ſich durch die laͤp-
piſchen Erzaͤhlungen der Halloren hatten bewegen laſ-
ſen, an den Moͤnch zu glauben. Unter dieſen Maͤn-
nern waren wirklich Gelehrte, die auch Philoſophen
heißen wollten, und doch großen Glauben ans Gei-
ſterreich aͤußerten. Einer davon ging einſt mit Sem-
lern ſpatziren: auf dem Ruͤckwege kehrten ſie auf
Begehren eines angeſehenen Mannes ein, und aßen
zu Nacht. Beim Zuhauſegehen nach zehn Uhr geht
ihnen jemand vorbei, ohne daß Semler ihn beſon-
ders beachtet hatte. Der Freund des ſeligen
Doktors ſchweigt zehen oder zwoͤlf Schritte ſtill,
zupft aber den Doktor aͤngſtlich und ſagt endlich leiſe:
Haben Sie den Kerl da nicht geſehn? das war der
Moͤnch wahr und wahrhaftig! — Semler, ohne
weiter zu fragen, kehrte ſich um und rief: hoͤr' er
guter Freund, ein Wort! — Da kam nun jemand

Hexen an, macht Kreutze uͤbers Brod, ehe ers an-
ſchneidet, befiehlt der Woͤchnerin waͤhrend der Wochen
ja nicht zum Fenſter hinaus zu ſehen, und was der
albernen Poſſen mehr ſind. Ich hab [ – 2 Zeichen fehlen]ine Wirthin ge-
habt, welche die Traͤume recht gut erklaͤren und dar-
aus weiſſagen konnte. So giebt es hier Weiber, die
ſich mit Kartenſchlagen ernaͤhren, und jungen mann-
ſuͤchtigen Maͤdchen ihren kuͤnftigen Gatten ſchildern
u. dergl.
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[133/0135] gemacht. Der brave Mann lachte allemal recht herz- lich, wenn er auf das Kapitel vom Moͤnch kam. Da wuſte er Maͤnner zu nennen, die ſich durch die laͤp- piſchen Erzaͤhlungen der Halloren hatten bewegen laſ- ſen, an den Moͤnch zu glauben. Unter dieſen Maͤn- nern waren wirklich Gelehrte, die auch Philoſophen heißen wollten, und doch großen Glauben ans Gei- ſterreich aͤußerten. Einer davon ging einſt mit Sem- lern ſpatziren: auf dem Ruͤckwege kehrten ſie auf Begehren eines angeſehenen Mannes ein, und aßen zu Nacht. Beim Zuhauſegehen nach zehn Uhr geht ihnen jemand vorbei, ohne daß Semler ihn beſon- ders beachtet hatte. Der Freund des ſeligen Doktors ſchweigt zehen oder zwoͤlf Schritte ſtill, zupft aber den Doktor aͤngſtlich und ſagt endlich leiſe: Haben Sie den Kerl da nicht geſehn? das war der Moͤnch wahr und wahrhaftig! — Semler, ohne weiter zu fragen, kehrte ſich um und rief: hoͤr' er guter Freund, ein Wort! — Da kam nun jemand z) z) Hexen an, macht Kreutze uͤbers Brod, ehe ers an- ſchneidet, befiehlt der Woͤchnerin waͤhrend der Wochen ja nicht zum Fenſter hinaus zu ſehen, und was der albernen Poſſen mehr ſind. Ich hab __ine Wirthin ge- habt, welche die Traͤume recht gut erklaͤren und dar- aus weiſſagen konnte. So giebt es hier Weiber, die ſich mit Kartenſchlagen ernaͤhren, und jungen mann- ſuͤchtigen Maͤdchen ihren kuͤnftigen Gatten ſchildern u. dergl.

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/135>, abgerufen am 24.11.2024.