Mehrere Studenten beredeten mich daher, ihnen die hebräische Grammatik zu erklären. Ich that das, und die Studenten waren mit meinem Unterrichte zufrieden, so daß ich im folgenden Winter nochmals dergleichen Unterricht ertheilen muste. Ich hatte von Semlern Schultens Proverbia und einige ande- re sehr gute Bücher zur hebräischen Litteratur ge- borgt, welche mir einst gute Dienste leisteten. Semler bekannte mir sehr aufrichtig, daß er in seiner Jugend auf Schulen das Hebräische we- nig getrieben hätte, daß er erst als Magister und Professor den Nutzen der morgenländischen Spra- chen eingesehn, und sie folglich für sich selbst ge- trieben hätte. Im hebräischen hatte es der große Mann nach seinem eignen Geständniß nur so weit gebracht, daß er den Kodex nothdürftig expo- niren konnte In den andern orientalischen Spra- chen und Dialekten war er gar nicht vorwärts ge- rückt: arabisch, syrisch und samaritanisch konnte er blos lesen, aber nicht wohl verstehen: kaum leistete er das mit Hülfe eines Wörterbuchs, wie er mir selbst bekannt hat. Aber nach Herrn Semlers Meinung war das auch nicht sehr nöthig: denn die Uebersetzungen in syrischer, arabischer und andern Sprachen sind einmal sehr neu, sagte er, und sind aus korrupten griechischen, ja, aus lateinischen Co- dicibus gemacht worden: und dann findet sich auch
Mehrere Studenten beredeten mich daher, ihnen die hebraͤiſche Grammatik zu erklaͤren. Ich that das, und die Studenten waren mit meinem Unterrichte zufrieden, ſo daß ich im folgenden Winter nochmals dergleichen Unterricht ertheilen muſte. Ich hatte von Semlern Schultens Proverbia und einige ande- re ſehr gute Buͤcher zur hebraͤiſchen Litteratur ge- borgt, welche mir einſt gute Dienſte leiſteten. Semler bekannte mir ſehr aufrichtig, daß er in ſeiner Jugend auf Schulen das Hebraͤiſche we- nig getrieben haͤtte, daß er erſt als Magiſter und Profeſſor den Nutzen der morgenlaͤndiſchen Spra- chen eingeſehn, und ſie folglich fuͤr ſich ſelbſt ge- trieben haͤtte. Im hebraͤiſchen hatte es der große Mann nach ſeinem eignen Geſtaͤndniß nur ſo weit gebracht, daß er den Kodex nothduͤrftig expo- niren konnte In den andern orientaliſchen Spra- chen und Dialekten war er gar nicht vorwaͤrts ge- ruͤckt: arabiſch, ſyriſch und ſamaritaniſch konnte er blos leſen, aber nicht wohl verſtehen: kaum leiſtete er das mit Huͤlfe eines Woͤrterbuchs, wie er mir ſelbſt bekannt hat. Aber nach Herrn Semlers Meinung war das auch nicht ſehr noͤthig: denn die Ueberſetzungen in ſyriſcher, arabiſcher und andern Sprachen ſind einmal ſehr neu, ſagte er, und ſind aus korrupten griechiſchen, ja, aus lateiniſchen Co- dicibus gemacht worden: und dann findet ſich auch
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Mehrere Studenten beredeten mich daher, ihnen die
hebraͤiſche Grammatik zu erklaͤren. Ich that das,
und die Studenten waren mit meinem Unterrichte
zufrieden, ſo daß ich im folgenden Winter nochmals
dergleichen Unterricht ertheilen muſte. Ich hatte
von Semlern Schultens Proverbia und einige ande-
re ſehr gute Buͤcher zur hebraͤiſchen Litteratur ge-
borgt, welche mir einſt gute Dienſte leiſteten.
Semler bekannte mir ſehr aufrichtig, daß er in
ſeiner Jugend auf Schulen das Hebraͤiſche we-
nig getrieben haͤtte, daß er erſt als Magiſter und
Profeſſor den Nutzen der morgenlaͤndiſchen Spra-
chen eingeſehn, und ſie folglich fuͤr ſich ſelbſt ge-
trieben haͤtte. Im hebraͤiſchen hatte es der große
Mann nach ſeinem eignen Geſtaͤndniß nur ſo
weit gebracht, daß er den Kodex nothduͤrftig expo-
niren konnte In den andern orientaliſchen Spra-
chen und Dialekten war er gar nicht vorwaͤrts ge-
ruͤckt: arabiſch, ſyriſch und ſamaritaniſch konnte er
blos leſen, aber nicht wohl verſtehen: kaum leiſtete
er das mit Huͤlfe eines Woͤrterbuchs, wie er mir
ſelbſt bekannt hat. Aber nach Herrn Semlers
Meinung war das auch nicht ſehr noͤthig: denn die
Ueberſetzungen in ſyriſcher, arabiſcher und andern
Sprachen ſind einmal ſehr neu, ſagte er, und ſind
aus korrupten griechiſchen, ja, aus lateiniſchen Co-
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/137>, abgerufen am 24.11.2024.
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