schon ziemlich viel vorgearbeitet finden könnte. Ich folgte also dem Rath des Herrn Doctors, und fing schon im August 1782 an, über Herrn Selchows Kompendium die vaterländische Geschichte abzuhandeln. Ich hatte zwölf Zuhörer, und las auf einer Stube im Hause des sel. Buchbinders Münnich, gerade gegen Semlern über. Meine Hülfsmittel waren wenig und einfach: es waren die hieher gehörigen Schriften des Mascow, des Grafen von Bünau, Hahns, Struvs, Schmidts und Häberlins. Meine Zuhörer waren mit mir zufrieden, und schwänzten nur selten, weil ich nicht vergaß, Anekdoten anzubringen, welche ich bei Struv und Hahn in Menge vor- fand. Ich bekam von der Person zwei Thaler Hono- rar: aber nicht sowol des Honorars als der eignen Uebung wegen las ich, und erhielt auch dadurch eine ziemliche zusammenhängende Kenntniß der vaterlän- dischen Geschichte.
Ich setzte den Winter über diese Lektionen fort bis zu Ende des Februars, und kam bis auf das En- de des dreißigjährigen Kriegs. Auch las ich von Michaelis an über die Kirchengeschichte, nach den Tabellen des Herrn Seilers, nicht wegen der in- nern Vortreflichkeit dieser Tabellen: denn die sind leider nichts, als eine Aneinanderreihung der Mos- heimischen Lemmaten, wobei noch sehr grobe Fehler mit untergelaufen sind, die der Herr Editor wahr-
ſchon ziemlich viel vorgearbeitet finden koͤnnte. Ich folgte alſo dem Rath des Herrn Doctors, und fing ſchon im Auguſt 1782 an, uͤber Herrn Selchows Kompendium die vaterlaͤndiſche Geſchichte abzuhandeln. Ich hatte zwoͤlf Zuhoͤrer, und las auf einer Stube im Hauſe des ſel. Buchbinders Muͤnnich, gerade gegen Semlern uͤber. Meine Huͤlfsmittel waren wenig und einfach: es waren die hieher gehoͤrigen Schriften des Mascow, des Grafen von Buͤnau, Hahns, Struvs, Schmidts und Haͤberlins. Meine Zuhoͤrer waren mit mir zufrieden, und ſchwaͤnzten nur ſelten, weil ich nicht vergaß, Anekdoten anzubringen, welche ich bei Struv und Hahn in Menge vor- fand. Ich bekam von der Perſon zwei Thaler Hono- rar: aber nicht ſowol des Honorars als der eignen Uebung wegen las ich, und erhielt auch dadurch eine ziemliche zuſammenhaͤngende Kenntniß der vaterlaͤn- diſchen Geſchichte.
Ich ſetzte den Winter uͤber dieſe Lektionen fort bis zu Ende des Februars, und kam bis auf das En- de des dreißigjaͤhrigen Kriegs. Auch las ich von Michaelis an uͤber die Kirchengeſchichte, nach den Tabellen des Herrn Seilers, nicht wegen der in- nern Vortreflichkeit dieſer Tabellen: denn die ſind leider nichts, als eine Aneinanderreihung der Mos- heimiſchen Lemmaten, wobei noch ſehr grobe Fehler mit untergelaufen ſind, die der Herr Editor wahr-
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ſchon ziemlich viel vorgearbeitet finden koͤnnte. Ich
folgte alſo dem Rath des Herrn Doctors, und fing
ſchon im Auguſt 1782 an, uͤber Herrn Selchows
Kompendium die vaterlaͤndiſche Geſchichte abzuhandeln.
Ich hatte zwoͤlf Zuhoͤrer, und las auf einer Stube im
Hauſe des ſel. Buchbinders Muͤnnich, gerade gegen
Semlern uͤber. Meine Huͤlfsmittel waren wenig und
einfach: es waren die hieher gehoͤrigen Schriften des
Mascow, des Grafen von Buͤnau, Hahns,
Struvs, Schmidts und Haͤberlins. Meine
Zuhoͤrer waren mit mir zufrieden, und ſchwaͤnzten nur
ſelten, weil ich nicht vergaß, Anekdoten anzubringen,
welche ich bei Struv und Hahn in Menge vor-
fand. Ich bekam von der Perſon zwei Thaler Hono-
rar: aber nicht ſowol des Honorars als der eignen
Uebung wegen las ich, und erhielt auch dadurch eine
ziemliche zuſammenhaͤngende Kenntniß der vaterlaͤn-
diſchen Geſchichte.
Ich ſetzte den Winter uͤber dieſe Lektionen fort
bis zu Ende des Februars, und kam bis auf das En-
de des dreißigjaͤhrigen Kriegs. Auch las ich von
Michaelis an uͤber die Kirchengeſchichte, nach den
Tabellen des Herrn Seilers, nicht wegen der in-
nern Vortreflichkeit dieſer Tabellen: denn die ſind
leider nichts, als eine Aneinanderreihung der Mos-
heimiſchen Lemmaten, wobei noch ſehr grobe Fehler
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/141>, abgerufen am 16.02.2025.
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