fänglich war auch mein Bruder und sein Freund Michaelis ungehalten, daß ich sie in ein solches Loch gebracht hatte; aber dies gab sich: sie fanden bald Geschmack an der dasigen Fidelität, und wohnten gern weiter da. Es kamen immer viele Studenten und hübsche Mädchen dahin, und das war so was für sie. Noch jetzt sehe ich manche angesehene Frau hier herum figuriren, welche vor Zeiten im Hanauer Puff ihre Rolle gespielt hat. So geht es in der Welt!
Hand, Christchens Liebhaber, war im Herbst abgegangen, und mehrere Studenten strebten nach seiner Stelle bei dem Mädchen. Das merkte ich, und beschloß mein Glück auch zu versuchen -- nicht aus Drang der Liebe, sondern um meine Nebenbuh- ler zu necken: das war so mein Zweck, und ich fing wirklich an, mit Christchen Dörnerin schön zu thun, und den Verliebten so ganz nach meiner Art zu er- zwingen. Meine Liebelei gelang mir, und Christel ward meine erklärte Geliebte: von der Zeit an hör- ten die Bemühungen meiner Nebenbuhler auf; aber eben deswegen verringerte sich auch meine Anhäng- lichkeit merklich. Es war eine Liebschaft, der es auf meiner Seite an Grund fehlte; doch kam sie in der ganzen Stadt herum, sogar bis zu Semlern, der mir Vorwürfe darüber machte, und im Ernste dro-
Zweiter Theil. L
faͤnglich war auch mein Bruder und ſein Freund Michaelis ungehalten, daß ich ſie in ein ſolches Loch gebracht hatte; aber dies gab ſich: ſie fanden bald Geſchmack an der daſigen Fidelitaͤt, und wohnten gern weiter da. Es kamen immer viele Studenten und huͤbſche Maͤdchen dahin, und das war ſo was fuͤr ſie. Noch jetzt ſehe ich manche angeſehene Frau hier herum figuriren, welche vor Zeiten im Hanauer Puff ihre Rolle geſpielt hat. So geht es in der Welt!
Hand, Chriſtchens Liebhaber, war im Herbſt abgegangen, und mehrere Studenten ſtrebten nach ſeiner Stelle bei dem Maͤdchen. Das merkte ich, und beſchloß mein Gluͤck auch zu verſuchen — nicht aus Drang der Liebe, ſondern um meine Nebenbuh- ler zu necken: das war ſo mein Zweck, und ich fing wirklich an, mit Chriſtchen Doͤrnerin ſchoͤn zu thun, und den Verliebten ſo ganz nach meiner Art zu er- zwingen. Meine Liebelei gelang mir, und Chriſtel ward meine erklaͤrte Geliebte: von der Zeit an hoͤr- ten die Bemuͤhungen meiner Nebenbuhler auf; aber eben deswegen verringerte ſich auch meine Anhaͤng- lichkeit merklich. Es war eine Liebſchaft, der es auf meiner Seite an Grund fehlte; doch kam ſie in der ganzen Stadt herum, ſogar bis zu Semlern, der mir Vorwuͤrfe daruͤber machte, und im Ernſte dro-
Zweiter Theil. L
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faͤnglich war auch mein Bruder und ſein Freund
Michaelis ungehalten, daß ich ſie in ein ſolches Loch
gebracht hatte; aber dies gab ſich: ſie fanden bald
Geſchmack an der daſigen Fidelitaͤt, und wohnten
gern weiter da. Es kamen immer viele Studenten
und huͤbſche Maͤdchen dahin, und das war ſo was
fuͤr ſie. Noch jetzt ſehe ich manche angeſehene Frau
hier herum figuriren, welche vor Zeiten im Hanauer
Puff ihre Rolle geſpielt hat. So geht es in der
Welt!
Hand, Chriſtchens Liebhaber, war im Herbſt
abgegangen, und mehrere Studenten ſtrebten nach
ſeiner Stelle bei dem Maͤdchen. Das merkte ich,
und beſchloß mein Gluͤck auch zu verſuchen — nicht
aus Drang der Liebe, ſondern um meine Nebenbuh-
ler zu necken: das war ſo mein Zweck, und ich fing
wirklich an, mit Chriſtchen Doͤrnerin ſchoͤn zu thun,
und den Verliebten ſo ganz nach meiner Art zu er-
zwingen. Meine Liebelei gelang mir, und Chriſtel
ward meine erklaͤrte Geliebte: von der Zeit an hoͤr-
ten die Bemuͤhungen meiner Nebenbuhler auf; aber
eben deswegen verringerte ſich auch meine Anhaͤng-
lichkeit merklich. Es war eine Liebſchaft, der es auf
meiner Seite an Grund fehlte; doch kam ſie in der
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 161. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/163>, abgerufen am 21.11.2024.
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