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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792.

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[ - 1 Zeichen fehlt]am. Unser Kumpan hatte indeß Glück, und ver-
wundete den Ordensmann: dieß brachte alle Ordens-
Kinder auf, daß sie in allen ihren Gelagen über unsre
Gesellschaft spöttelten. Es entstunden daher mehrere
Händel, und am Ende wurde alle gelehrte Beschäf-
tigung vergessen, da wir nur mit Händeln und Schlä-
gereien zu thun hatten. Ich nahm zwar keinen An-
theil an den Händeln selbst, sprach aber doch immer
in der Versammlung, was jedesmal der Komment
forderte.

Auf einen Sontag war ich bei Herrn Prof.
Trapp zu Gaste. Ich war gut angezogen, und
trug seidne Strümpfe. Abends gegen zehn Uhr ging
ich fort, traf unterwegs meinen alten Köster, der
mich bat, ihn in den Puffkeller auf dem Markt un-
term Rathhause zu begleiten t). Ich stellte ihm vor,
daß es für einen Magister sich schlecht schicken würde,
in den Puffkeller zu gehen: aber Köster besiegte alle
meine Gründe und Einwendungen, und der Herr
Magister ging in den Puffkeller. Im Puffkeller
war ein gewisser Herr, den ich noch täglich herum-

t) Dieser sogenannte Puffkeller war ein Bordell der nie-
drigsten Gattung. Er gehörte zum Rathhause, und
wurde für 12 Rthlr. jährlich vermiethet. Erst seit der
Aufsicht des jetzigen Stadtpräsidenten, Herrn von
Barkhausen, hat diese skandalöse Wirthschaft da
aufgehört.

[ – 1 Zeichen fehlt]am. Unſer Kumpan hatte indeß Gluͤck, und ver-
wundete den Ordensmann: dieß brachte alle Ordens-
Kinder auf, daß ſie in allen ihren Gelagen uͤber unſre
Geſellſchaft ſpoͤttelten. Es entſtunden daher mehrere
Haͤndel, und am Ende wurde alle gelehrte Beſchaͤf-
tigung vergeſſen, da wir nur mit Haͤndeln und Schlaͤ-
gereien zu thun hatten. Ich nahm zwar keinen An-
theil an den Haͤndeln ſelbſt, ſprach aber doch immer
in der Verſammlung, was jedesmal der Komment
forderte.

Auf einen Sontag war ich bei Herrn Prof.
Trapp zu Gaſte. Ich war gut angezogen, und
trug ſeidne Struͤmpfe. Abends gegen zehn Uhr ging
ich fort, traf unterwegs meinen alten Koͤſter, der
mich bat, ihn in den Puffkeller auf dem Markt un-
term Rathhauſe zu begleiten t). Ich ſtellte ihm vor,
daß es fuͤr einen Magiſter ſich ſchlecht ſchicken wuͤrde,
in den Puffkeller zu gehen: aber Koͤſter beſiegte alle
meine Gruͤnde und Einwendungen, und der Herr
Magiſter ging in den Puffkeller. Im Puffkeller
war ein gewiſſer Herr, den ich noch taͤglich herum-

t) Dieſer ſogenannte Puffkeller war ein Bordell der nie-
drigſten Gattung. Er gehoͤrte zum Rathhauſe, und
wurde fuͤr 12 Rthlr. jaͤhrlich vermiethet. Erſt ſeit der
Aufſicht des jetzigen Stadtpraͤſidenten, Herrn von
Barkhauſen, hat dieſe ſkandaloͤſe Wirthſchaft da
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[184/0186] _am. Unſer Kumpan hatte indeß Gluͤck, und ver- wundete den Ordensmann: dieß brachte alle Ordens- Kinder auf, daß ſie in allen ihren Gelagen uͤber unſre Geſellſchaft ſpoͤttelten. Es entſtunden daher mehrere Haͤndel, und am Ende wurde alle gelehrte Beſchaͤf- tigung vergeſſen, da wir nur mit Haͤndeln und Schlaͤ- gereien zu thun hatten. Ich nahm zwar keinen An- theil an den Haͤndeln ſelbſt, ſprach aber doch immer in der Verſammlung, was jedesmal der Komment forderte. Auf einen Sontag war ich bei Herrn Prof. Trapp zu Gaſte. Ich war gut angezogen, und trug ſeidne Struͤmpfe. Abends gegen zehn Uhr ging ich fort, traf unterwegs meinen alten Koͤſter, der mich bat, ihn in den Puffkeller auf dem Markt un- term Rathhauſe zu begleiten t). Ich ſtellte ihm vor, daß es fuͤr einen Magiſter ſich ſchlecht ſchicken wuͤrde, in den Puffkeller zu gehen: aber Koͤſter beſiegte alle meine Gruͤnde und Einwendungen, und der Herr Magiſter ging in den Puffkeller. Im Puffkeller war ein gewiſſer Herr, den ich noch taͤglich herum- t) Dieſer ſogenannte Puffkeller war ein Bordell der nie- drigſten Gattung. Er gehoͤrte zum Rathhauſe, und wurde fuͤr 12 Rthlr. jaͤhrlich vermiethet. Erſt ſeit der Aufſicht des jetzigen Stadtpraͤſidenten, Herrn von Barkhauſen, hat dieſe ſkandaloͤſe Wirthſchaft da aufgehoͤrt.

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/186>, abgerufen am 21.11.2024.