er unter andern auch meinen Namen, und setzte da einen Roman zusammen, über den ich erschrack. Ich fing an zu widerlegen, bis endlich der Kerl meiner Person sich wieder besann, und um Vergebung bath mit dem Vorgeben: man spräche so von mir in der Pfalz: er erzähle blos wieder, was andre Leute über mich gesagt hätten. Zugleich erfuhr ich, daß ein gewisser Herr Latus, sonst Huber genannt, um mein Thereschen angehalten; aber den Korb erhalten hätte. Diese Nachricht bestätigte sich 1787, wo Herr Latus noch immer nach Thereschen freite, den Korb abermals erhielt, und von mir, wie ich nachher er- zählen werde, beinahe wäre ausgehänselt worden.
Den Namen Latus hatte Meister Huber in Erbesbudesheim bekommen, als er für den Pastor Neuner die Zinsen einheben wollte. Alle Bauern brachten die Zinsen; aber Mosjeh Latus -- das war unten die Summe -- wollte nicht erscheinen, und hatte doch natürlich den stärksten Posten. Huber ging daher zum Schulzen und verklagte den Latus: der Schulz, ein Pfiiffiker, lachte derb, machte die Historie des Dumkopfs bekannt, und Herr Huber behielt den Beinamen Latus, nach der edlen Ge- wohnheit der Pfälzer x).
x) Sollten meine Leser vielleicht wissen wollen, wie ich vulgo in der Pfalz geheißen habe, so dient zur Ant-
er unter andern auch meinen Namen, und ſetzte da einen Roman zuſammen, uͤber den ich erſchrack. Ich fing an zu widerlegen, bis endlich der Kerl meiner Perſon ſich wieder beſann, und um Vergebung bath mit dem Vorgeben: man ſpraͤche ſo von mir in der Pfalz: er erzaͤhle blos wieder, was andre Leute uͤber mich geſagt haͤtten. Zugleich erfuhr ich, daß ein gewiſſer Herr Latus, ſonſt Huber genannt, um mein Thereschen angehalten; aber den Korb erhalten haͤtte. Dieſe Nachricht beſtaͤtigte ſich 1787, wo Herr Latus noch immer nach Thereschen freite, den Korb abermals erhielt, und von mir, wie ich nachher er- zaͤhlen werde, beinahe waͤre ausgehaͤnſelt worden.
Den Namen Latus hatte Meiſter Huber in Erbesbudesheim bekommen, als er fuͤr den Paſtor Neuner die Zinſen einheben wollte. Alle Bauern brachten die Zinſen; aber Mosjeh Latus — das war unten die Summe — wollte nicht erſcheinen, und hatte doch natuͤrlich den ſtaͤrkſten Poſten. Huber ging daher zum Schulzen und verklagte den Latus: der Schulz, ein Pfiiffiker, lachte derb, machte die Hiſtorie des Dumkopfs bekannt, und Herr Huber behielt den Beinamen Latus, nach der edlen Ge- wohnheit der Pfaͤlzer x).
x) Sollten meine Leſer vielleicht wiſſen wollen, wie ich vulgo in der Pfalz geheißen habe, ſo dient zur Ant-
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er unter andern auch meinen Namen, und ſetzte da
einen Roman zuſammen, uͤber den ich erſchrack. Ich
fing an zu widerlegen, bis endlich der Kerl meiner
Perſon ſich wieder beſann, und um Vergebung bath
mit dem Vorgeben: man ſpraͤche ſo von mir in der
Pfalz: er erzaͤhle blos wieder, was andre Leute uͤber
mich geſagt haͤtten. Zugleich erfuhr ich, daß ein
gewiſſer Herr Latus, ſonſt Huber genannt, um
mein Thereschen angehalten; aber den Korb erhalten
haͤtte. Dieſe Nachricht beſtaͤtigte ſich 1787, wo Herr
Latus noch immer nach Thereschen freite, den Korb
abermals erhielt, und von mir, wie ich nachher er-
zaͤhlen werde, beinahe waͤre ausgehaͤnſelt worden.
Den Namen Latus hatte Meiſter Huber in
Erbesbudesheim bekommen, als er fuͤr den Paſtor
Neuner die Zinſen einheben wollte. Alle Bauern
brachten die Zinſen; aber Mosjeh Latus — das war
unten die Summe — wollte nicht erſcheinen, und
hatte doch natuͤrlich den ſtaͤrkſten Poſten. Huber
ging daher zum Schulzen und verklagte den Latus:
der Schulz, ein Pfiiffiker, lachte derb, machte die
Hiſtorie des Dumkopfs bekannt, und Herr Huber
behielt den Beinamen Latus, nach der edlen Ge-
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/193>, abgerufen am 21.11.2024.
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