jetzt für mich nichts mehr zu machen wäre, und daß ich wol thun würde, wenn ich mich anderswohin begäbe. Ja, er fügte sogar hinzu: "Gleichwie die Schuster- und Schneider-Zunft, wenn sie wollten, allen Pfuschern das Handwerk legen könnten; eben so könnte es auch die Fakultät." -- Ich ärgerte mich häßlich über diese Parallele, wodurch er mir so deut- lich zu verstehen gab, daß er mich als einen Pfu- scher ansähe, und erklärte gerade heraus: daß als- dann Mancher gewiß große Ursache hätte, sich zu der besondern Gunst seiner philosophischen Mitgenossen- schaft Glück zu wünschen. --. Kurz, wir debat- tirten nicht wenig, und, um meiner auf eine glimpf- liche Art los zu werden, hieß es: er könne eigentlich nichts davor, und wenn ich mich nicht fügen wollte, so stünde wir ja der Weg noch offen, mit einer Schrift bei der Fakultät einzukommen! -- Ich sollte also an eben diejenigen appelliren, von denen es zu- vor hieß, daß sie mich und mein Buch verdammt hätten! -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- --
Daß es bei dieser Verhandlung dienstfertige Geister gab, die aus purer Menschenliebe Jagd auf Anekdoten über mich machten, um mich als einen schädlichen Menschen darzustellen, der sich zum Do- centen durchaus nicht schickte, ist nicht nöthig, erst
jetzt fuͤr mich nichts mehr zu machen waͤre, und daß ich wol thun wuͤrde, wenn ich mich anderswohin begaͤbe. Ja, er fuͤgte ſogar hinzu: „Gleichwie die Schuſter- und Schneider-Zunft, wenn ſie wollten, allen Pfuſchern das Handwerk legen koͤnnten; eben ſo koͤnnte es auch die Fakultaͤt.“ — Ich aͤrgerte mich haͤßlich uͤber dieſe Parallele, wodurch er mir ſo deut- lich zu verſtehen gab, daß er mich als einen Pfu- ſcher anſaͤhe, und erklaͤrte gerade heraus: daß als- dann Mancher gewiß große Urſache haͤtte, ſich zu der beſondern Gunſt ſeiner philoſophiſchen Mitgenoſſen- ſchaft Gluͤck zu wuͤnſchen. —. Kurz, wir debat- tirten nicht wenig, und, um meiner auf eine glimpf- liche Art los zu werden, hieß es: er koͤnne eigentlich nichts davor, und wenn ich mich nicht fuͤgen wollte, ſo ſtuͤnde wir ja der Weg noch offen, mit einer Schrift bei der Fakultaͤt einzukommen! — Ich ſollte alſo an eben diejenigen appelliren, von denen es zu- vor hieß, daß ſie mich und mein Buch verdammt haͤtten! — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — — —
Daß es bei dieſer Verhandlung dienſtfertige Geiſter gab, die aus purer Menſchenliebe Jagd auf Anekdoten uͤber mich machten, um mich als einen ſchaͤdlichen Menſchen darzuſtellen, der ſich zum Do- centen durchaus nicht ſchickte, iſt nicht noͤthig, erſt
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jetzt fuͤr mich nichts mehr zu machen waͤre, und daß
ich wol thun wuͤrde, wenn ich mich anderswohin
begaͤbe. Ja, er fuͤgte ſogar hinzu: „Gleichwie die
Schuſter- und Schneider-Zunft, wenn ſie wollten,
allen Pfuſchern das Handwerk legen koͤnnten; eben ſo
koͤnnte es auch die Fakultaͤt.“ — Ich aͤrgerte mich
haͤßlich uͤber dieſe Parallele, wodurch er mir ſo deut-
lich zu verſtehen gab, daß er mich als einen Pfu-
ſcher anſaͤhe, und erklaͤrte gerade heraus: daß als-
dann Mancher gewiß große Urſache haͤtte, ſich zu der
beſondern Gunſt ſeiner philoſophiſchen Mitgenoſſen-
ſchaft Gluͤck zu wuͤnſchen. —. Kurz, wir debat-
tirten nicht wenig, und, um meiner auf eine glimpf-
liche Art los zu werden, hieß es: er koͤnne eigentlich
nichts davor, und wenn ich mich nicht fuͤgen wollte,
ſo ſtuͤnde wir ja der Weg noch offen, mit einer
Schrift bei der Fakultaͤt einzukommen! — Ich ſollte
alſo an eben diejenigen appelliren, von denen es zu-
vor hieß, daß ſie mich und mein Buch verdammt
haͤtten! — — — — — — — — —
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Daß es bei dieſer Verhandlung dienſtfertige
Geiſter gab, die aus purer Menſchenliebe Jagd auf
Anekdoten uͤber mich machten, um mich als einen
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 204. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/206>, abgerufen am 28.11.2024.
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