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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792.

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mich ein zu einem Besuch bei ihrem Vater aufs Land.
Ich machte Schwierigkeiten, die sie aber hob, da
sie mich versicherte, ihr Vater kenne mich schon, und
denke sehr vortheilhaft von mir. Ich war im Grun-
de nicht verliebt in sie; aber ein gewisses Bedürfniß
zog mich zu dem Mädchen hin, das so ziemlich alles
besaß, was man an einer Geliebten nur wünschen
mag. Sie war hübsch gewachsen, hatte eine zarte
Hand, blaue Augen, einen ziemlichen Verstand, und
was mir mehr als alles das gefiel, sie liebte meine
Schnurren, lobte meine Einfälle, und sagte mir
tausendmal in einem Athem, daß ich ihr angenehmer
wäre, als ihr Junker, der auch Liebschaft mit ihr
habe stiften wollen, den sie aber schön abgewiesen
hätte.

Ich besuchte sie also bei ihrem Vater auf einen
Sonnabend, da ich keine Kollegien las. Der Alte
war sehr artig gegen mich, und lobte seine Tochter,
daß sie mit einem so hübschen Manne Bekanntschaft
gemacht hätte: er hoffe, wir würden schon noch be-
kannter werden, und einander mit der Zeit näher
angehören. Ich hörte dergleichen Reden nicht ohne
innigstes Vergnügen. Acht Tage hierauf besuchte
mich Vater und Tochter auf meiner Stube. Ich
war sehr erfreut, und bemühte mich, sie recht hübsch
zu bewirthen. Beide verbatens und wünschten
nichts, als meine Gesellschaft, besonders das Mäd-

mich ein zu einem Beſuch bei ihrem Vater aufs Land.
Ich machte Schwierigkeiten, die ſie aber hob, da
ſie mich verſicherte, ihr Vater kenne mich ſchon, und
denke ſehr vortheilhaft von mir. Ich war im Grun-
de nicht verliebt in ſie; aber ein gewiſſes Beduͤrfniß
zog mich zu dem Maͤdchen hin, das ſo ziemlich alles
beſaß, was man an einer Geliebten nur wuͤnſchen
mag. Sie war huͤbſch gewachſen, hatte eine zarte
Hand, blaue Augen, einen ziemlichen Verſtand, und
was mir mehr als alles das gefiel, ſie liebte meine
Schnurren, lobte meine Einfaͤlle, und ſagte mir
tauſendmal in einem Athem, daß ich ihr angenehmer
waͤre, als ihr Junker, der auch Liebſchaft mit ihr
habe ſtiften wollen, den ſie aber ſchoͤn abgewieſen
haͤtte.

Ich beſuchte ſie alſo bei ihrem Vater auf einen
Sonnabend, da ich keine Kollegien las. Der Alte
war ſehr artig gegen mich, und lobte ſeine Tochter,
daß ſie mit einem ſo huͤbſchen Manne Bekanntſchaft
gemacht haͤtte: er hoffe, wir wuͤrden ſchon noch be-
kannter werden, und einander mit der Zeit naͤher
angehoͤren. Ich hoͤrte dergleichen Reden nicht ohne
innigſtes Vergnuͤgen. Acht Tage hierauf beſuchte
mich Vater und Tochter auf meiner Stube. Ich
war ſehr erfreut, und bemuͤhte mich, ſie recht huͤbſch
zu bewirthen. Beide verbatens und wuͤnſchten
nichts, als meine Geſellſchaft, beſonders das Maͤd-

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[217/0219] mich ein zu einem Beſuch bei ihrem Vater aufs Land. Ich machte Schwierigkeiten, die ſie aber hob, da ſie mich verſicherte, ihr Vater kenne mich ſchon, und denke ſehr vortheilhaft von mir. Ich war im Grun- de nicht verliebt in ſie; aber ein gewiſſes Beduͤrfniß zog mich zu dem Maͤdchen hin, das ſo ziemlich alles beſaß, was man an einer Geliebten nur wuͤnſchen mag. Sie war huͤbſch gewachſen, hatte eine zarte Hand, blaue Augen, einen ziemlichen Verſtand, und was mir mehr als alles das gefiel, ſie liebte meine Schnurren, lobte meine Einfaͤlle, und ſagte mir tauſendmal in einem Athem, daß ich ihr angenehmer waͤre, als ihr Junker, der auch Liebſchaft mit ihr habe ſtiften wollen, den ſie aber ſchoͤn abgewieſen haͤtte. Ich beſuchte ſie alſo bei ihrem Vater auf einen Sonnabend, da ich keine Kollegien las. Der Alte war ſehr artig gegen mich, und lobte ſeine Tochter, daß ſie mit einem ſo huͤbſchen Manne Bekanntſchaft gemacht haͤtte: er hoffe, wir wuͤrden ſchon noch be- kannter werden, und einander mit der Zeit naͤher angehoͤren. Ich hoͤrte dergleichen Reden nicht ohne innigſtes Vergnuͤgen. Acht Tage hierauf beſuchte mich Vater und Tochter auf meiner Stube. Ich war ſehr erfreut, und bemuͤhte mich, ſie recht huͤbſch zu bewirthen. Beide verbatens und wuͤnſchten nichts, als meine Geſellſchaft, beſonders das Maͤd-

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/219>, abgerufen am 18.05.2024.