Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

chen, welches nach meinem Vornamen fragte, und
mich nun ihren lieben Fritz nannte, da ich vor-
her lieber Herr Magister hieß.

Nicht lange, so erhielt ich auch einen Brief
vom Alten, worin er sich nach meiner eigentlichen
Gesinnung gegen seine Tochter erkundigte: es wäre
Zeit, daß ich mich erklärte. Ich antwortete, daß
ich nur ehrliche Absichten hegte, daß ich aber jetzt
wegen der Lage meiner Umstände noch an keine nähe-
re Aeußerung denken dürfte: inzwischen hoffte ich,
es würde nach und nach besser gehen, und alsdann
wollte ich beweisen, wie gut ich es meinte. --
Man war mit meiner Erklärung zufrieden, und der
Umgang wurde fortgesetzt, bis auf die Reideburger
Kirchmesse, wo meine Liebschaft eine fatale Kata-
strophe erlitt.

Ich kam nämlich nach Reideburg zum Einneh-
mer, und hörte die Studenten unter sich erzählen,
wie des Amtmanns Tochter von ... seit gestern
schon da sey beim Zacharias Schmid, wie sie nebst
ihren Kusinen von Halle, den verheuratheten und
unverheuratheten über Nacht auf dem Stroh mit-
ten unter Studenten gelegen, wie da dies und jenes
vorgegangen sey, und was des Skandals mehr war.
Ich fiel wie aus den Wolken, schwieg aber still, und
ging, wie wenn ich jemanden aufsuchte, zum Zacha-
rias, traf da meine Dulcinea mitten unter den Stu-

chen, welches nach meinem Vornamen fragte, und
mich nun ihren lieben Fritz nannte, da ich vor-
her lieber Herr Magiſter hieß.

Nicht lange, ſo erhielt ich auch einen Brief
vom Alten, worin er ſich nach meiner eigentlichen
Geſinnung gegen ſeine Tochter erkundigte: es waͤre
Zeit, daß ich mich erklaͤrte. Ich antwortete, daß
ich nur ehrliche Abſichten hegte, daß ich aber jetzt
wegen der Lage meiner Umſtaͤnde noch an keine naͤhe-
re Aeußerung denken duͤrfte: inzwiſchen hoffte ich,
es wuͤrde nach und nach beſſer gehen, und alsdann
wollte ich beweiſen, wie gut ich es meinte. —
Man war mit meiner Erklaͤrung zufrieden, und der
Umgang wurde fortgeſetzt, bis auf die Reideburger
Kirchmeſſe, wo meine Liebſchaft eine fatale Kata-
ſtrophe erlitt.

Ich kam naͤmlich nach Reideburg zum Einneh-
mer, und hoͤrte die Studenten unter ſich erzaͤhlen,
wie des Amtmanns Tochter von ... ſeit geſtern
ſchon da ſey beim Zacharias Schmid, wie ſie nebſt
ihren Kuſinen von Halle, den verheuratheten und
unverheuratheten uͤber Nacht auf dem Stroh mit-
ten unter Studenten gelegen, wie da dies und jenes
vorgegangen ſey, und was des Skandals mehr war.
Ich fiel wie aus den Wolken, ſchwieg aber ſtill, und
ging, wie wenn ich jemanden aufſuchte, zum Zacha-
rias, traf da meine Dulcinea mitten unter den Stu-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0220" n="218"/>
chen, welches nach meinem Vornamen fragte, und<lb/>
mich nun ihren <hi rendition="#g">lieben Fritz</hi> nannte, da ich vor-<lb/>
her <hi rendition="#g">lieber Herr Magi&#x017F;ter</hi> hieß.</p><lb/>
        <p>Nicht lange, &#x017F;o erhielt ich auch einen Brief<lb/>
vom Alten, worin er &#x017F;ich nach meiner eigentlichen<lb/>
Ge&#x017F;innung gegen &#x017F;eine Tochter erkundigte: es wa&#x0364;re<lb/>
Zeit, daß ich mich erkla&#x0364;rte. Ich antwortete, daß<lb/>
ich nur ehrliche Ab&#x017F;ichten hegte, daß ich aber jetzt<lb/>
wegen der Lage meiner Um&#x017F;ta&#x0364;nde noch an keine na&#x0364;he-<lb/>
re Aeußerung denken du&#x0364;rfte: inzwi&#x017F;chen hoffte ich,<lb/>
es wu&#x0364;rde nach und nach be&#x017F;&#x017F;er gehen, und alsdann<lb/>
wollte ich bewei&#x017F;en, wie gut ich es meinte. &#x2014;<lb/>
Man war mit meiner Erkla&#x0364;rung zufrieden, und der<lb/>
Umgang wurde fortge&#x017F;etzt, bis auf die Reideburger<lb/>
Kirchme&#x017F;&#x017F;e, wo meine Lieb&#x017F;chaft eine fatale Kata-<lb/>
&#x017F;trophe erlitt.</p><lb/>
        <p>Ich kam na&#x0364;mlich nach Reideburg zum Einneh-<lb/>
mer, und ho&#x0364;rte die Studenten unter &#x017F;ich erza&#x0364;hlen,<lb/>
wie des Amtmanns Tochter von ... &#x017F;eit ge&#x017F;tern<lb/>
&#x017F;chon da &#x017F;ey beim Zacharias Schmid, wie &#x017F;ie neb&#x017F;t<lb/>
ihren Ku&#x017F;inen von Halle, den verheuratheten und<lb/>
unverheuratheten u&#x0364;ber Nacht auf dem Stroh mit-<lb/>
ten unter Studenten gelegen, wie da dies und jenes<lb/>
vorgegangen &#x017F;ey, und was des Skandals mehr war.<lb/>
Ich fiel wie aus den Wolken, &#x017F;chwieg aber &#x017F;till, und<lb/>
ging, wie wenn ich jemanden auf&#x017F;uchte, zum Zacha-<lb/>
rias, traf da meine Dulcinea mitten unter den Stu-<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[218/0220] chen, welches nach meinem Vornamen fragte, und mich nun ihren lieben Fritz nannte, da ich vor- her lieber Herr Magiſter hieß. Nicht lange, ſo erhielt ich auch einen Brief vom Alten, worin er ſich nach meiner eigentlichen Geſinnung gegen ſeine Tochter erkundigte: es waͤre Zeit, daß ich mich erklaͤrte. Ich antwortete, daß ich nur ehrliche Abſichten hegte, daß ich aber jetzt wegen der Lage meiner Umſtaͤnde noch an keine naͤhe- re Aeußerung denken duͤrfte: inzwiſchen hoffte ich, es wuͤrde nach und nach beſſer gehen, und alsdann wollte ich beweiſen, wie gut ich es meinte. — Man war mit meiner Erklaͤrung zufrieden, und der Umgang wurde fortgeſetzt, bis auf die Reideburger Kirchmeſſe, wo meine Liebſchaft eine fatale Kata- ſtrophe erlitt. Ich kam naͤmlich nach Reideburg zum Einneh- mer, und hoͤrte die Studenten unter ſich erzaͤhlen, wie des Amtmanns Tochter von ... ſeit geſtern ſchon da ſey beim Zacharias Schmid, wie ſie nebſt ihren Kuſinen von Halle, den verheuratheten und unverheuratheten uͤber Nacht auf dem Stroh mit- ten unter Studenten gelegen, wie da dies und jenes vorgegangen ſey, und was des Skandals mehr war. Ich fiel wie aus den Wolken, ſchwieg aber ſtill, und ging, wie wenn ich jemanden aufſuchte, zum Zacha- rias, traf da meine Dulcinea mitten unter den Stu-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/220
Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 218. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/220>, abgerufen am 27.11.2024.