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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792.

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Verweis und vielen guten Rath. Die Sache,
meinte er, würde verschwiegen bleiben, und das
wäre auch recht gut: sonst möchten meine Gegner
von neuem gegen mich debattiren wollen. -- Ich
dankte dem Herrn Schulze für seinen väterlichen
Rath, und versprach, mich darnach zu fügen. Daß
ich es nicht that, war hernach nicht ganz meine
Schuld. -- Bahrdt hat, wie er in seiner Le-
bensgeschichte III. B. erzählt, einmal mit einem
Juden und einem Handwerkspurschen um Papier-
schnitzeln gespielt. Er meinte, das wäre so eine ar-
tige Spielgesellschaft für einen Doctor der Theologie
gewesen! Eine Balgerei zwischen einem Magister
und einem Nachtwächter war gewiß auch artig! --
Aber so geht es: Nil admirari!

Ich bin von jeher -- weil ich Nerven darnach
habe -- ein Liebhaber der rauschenden lustigen Mu-
sik gewesen: aus diesem Grunde suchte ich die Oer-
ter auf, wo dergleichen Musik gemacht wurde, Pas-
sendorf, Schlettau und die Loge. Den Sommer
über besuchte ich diese Oerter wenig oder gar nicht,
weil ich alsdann zu viel zu thun hatte, und mich
nicht viel abmüßigen konnte. Des Winters und
während der Ferien d), wo ich mehr Zeit hatte,

d) Es ist eine häßliche Sache mit den gar zu langen Fe-
rien, welche aber in Halle und Leipzig länger dauern

Verweis und vielen guten Rath. Die Sache,
meinte er, wuͤrde verſchwiegen bleiben, und das
waͤre auch recht gut: ſonſt moͤchten meine Gegner
von neuem gegen mich debattiren wollen. — Ich
dankte dem Herrn Schulze fuͤr ſeinen vaͤterlichen
Rath, und verſprach, mich darnach zu fuͤgen. Daß
ich es nicht that, war hernach nicht ganz meine
Schuld. — Bahrdt hat, wie er in ſeiner Le-
bensgeſchichte III. B. erzaͤhlt, einmal mit einem
Juden und einem Handwerkspurſchen um Papier-
ſchnitzeln geſpielt. Er meinte, das waͤre ſo eine ar-
tige Spielgeſellſchaft fuͤr einen Doctor der Theologie
geweſen! Eine Balgerei zwiſchen einem Magiſter
und einem Nachtwaͤchter war gewiß auch artig! —
Aber ſo geht es: Nil admirari!

Ich bin von jeher — weil ich Nerven darnach
habe — ein Liebhaber der rauſchenden luſtigen Mu-
ſik geweſen: aus dieſem Grunde ſuchte ich die Oer-
ter auf, wo dergleichen Muſik gemacht wurde, Paſ-
ſendorf, Schlettau und die Loge. Den Sommer
uͤber beſuchte ich dieſe Oerter wenig oder gar nicht,
weil ich alsdann zu viel zu thun hatte, und mich
nicht viel abmuͤßigen konnte. Des Winters und
waͤhrend der Ferien d), wo ich mehr Zeit hatte,

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[222/0224] Verweis und vielen guten Rath. Die Sache, meinte er, wuͤrde verſchwiegen bleiben, und das waͤre auch recht gut: ſonſt moͤchten meine Gegner von neuem gegen mich debattiren wollen. — Ich dankte dem Herrn Schulze fuͤr ſeinen vaͤterlichen Rath, und verſprach, mich darnach zu fuͤgen. Daß ich es nicht that, war hernach nicht ganz meine Schuld. — Bahrdt hat, wie er in ſeiner Le- bensgeſchichte III. B. erzaͤhlt, einmal mit einem Juden und einem Handwerkspurſchen um Papier- ſchnitzeln geſpielt. Er meinte, das waͤre ſo eine ar- tige Spielgeſellſchaft fuͤr einen Doctor der Theologie geweſen! Eine Balgerei zwiſchen einem Magiſter und einem Nachtwaͤchter war gewiß auch artig! — Aber ſo geht es: Nil admirari! Ich bin von jeher — weil ich Nerven darnach habe — ein Liebhaber der rauſchenden luſtigen Mu- ſik geweſen: aus dieſem Grunde ſuchte ich die Oer- ter auf, wo dergleichen Muſik gemacht wurde, Paſ- ſendorf, Schlettau und die Loge. Den Sommer uͤber beſuchte ich dieſe Oerter wenig oder gar nicht, weil ich alsdann zu viel zu thun hatte, und mich nicht viel abmuͤßigen konnte. Des Winters und waͤhrend der Ferien d), wo ich mehr Zeit hatte, d) Es iſt eine haͤßliche Sache mit den gar zu langen Fe- rien, welche aber in Halle und Leipzig laͤnger dauern

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 222. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/224>, abgerufen am 26.11.2024.