Herr kam nicht. -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- Das drückte mich beinahe ganz zu Boden: ich ließ mir also von Noskovius Arzenei vorschreiben. Den falgenden Tag kam der Student Dykershof, ein Westphälinger, zu mir, dem ich meine traurige Lage in Rücksicht meiner Gesundheit und der versagten Hülfe vorstellte. Er lief augenblicklich zum Herrn Goldhagen, und dieser große menschenfreundliche Arzt erschien ohne Verzug, gab mir Arzenei, und erklärte meine Krankheit zwar für ein Fieber, aber für eine Art von hitzigem Fieber. -- Im Bette blieb ich nicht lange, und war bald im Stande, zwei Lectionen auf meiner Stube zu halten, wozu ich meine Zuhörer einladen ließ. Einige Tage vor Weynachten gieng ich schon trotz des Verbots des Herrn Goldha- gens wieder aus, und besuchte einige Bekannte im Semlerischen Hause.
Das Fieber hatte mich zwar bald verlassen, aber meine Gesundheit war zerrüttet, und meine ganze Munterkeit niedergeschlagen. Ich tröstete mich noch auf den letztern Posttag vor dem Feste: dann aber, wenn ich dann nichts erhielte, wußte ich wahrlich nicht, was ich ergreifen sollte. Ich gestehe, daß ich mir damals Glauben, und rechten Heldenglauben an Vorsehung gewünscht habe; aber leider war Vorse- hung für mich ein wahres Wunderding, und Wun-
Herr kam nicht. — — — — — — — — — — — — — — — — Das druͤckte mich beinahe ganz zu Boden: ich ließ mir alſo von Noskovius Arzenei vorſchreiben. Den falgenden Tag kam der Student Dykershof, ein Weſtphaͤlinger, zu mir, dem ich meine traurige Lage in Ruͤckſicht meiner Geſundheit und der verſagten Huͤlfe vorſtellte. Er lief augenblicklich zum Herrn Goldhagen, und dieſer große menſchenfreundliche Arzt erſchien ohne Verzug, gab mir Arzenei, und erklaͤrte meine Krankheit zwar fuͤr ein Fieber, aber fuͤr eine Art von hitzigem Fieber. — Im Bette blieb ich nicht lange, und war bald im Stande, zwei Lectionen auf meiner Stube zu halten, wozu ich meine Zuhoͤrer einladen ließ. Einige Tage vor Weynachten gieng ich ſchon trotz des Verbots des Herrn Goldha- gens wieder aus, und beſuchte einige Bekannte im Semleriſchen Hauſe.
Das Fieber hatte mich zwar bald verlaſſen, aber meine Geſundheit war zerruͤttet, und meine ganze Munterkeit niedergeſchlagen. Ich troͤſtete mich noch auf den letztern Poſttag vor dem Feſte: dann aber, wenn ich dann nichts erhielte, wußte ich wahrlich nicht, was ich ergreifen ſollte. Ich geſtehe, daß ich mir damals Glauben, und rechten Heldenglauben an Vorſehung gewuͤnſcht habe; aber leider war Vorſe- hung fuͤr mich ein wahres Wunderding, und Wun-
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Herr kam nicht. — — — — — —
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Das druͤckte mich beinahe ganz zu Boden: ich ließ
mir alſo von Noskovius Arzenei vorſchreiben. Den
falgenden Tag kam der Student Dykershof, ein
Weſtphaͤlinger, zu mir, dem ich meine traurige Lage
in Ruͤckſicht meiner Geſundheit und der verſagten
Huͤlfe vorſtellte. Er lief augenblicklich zum Herrn
Goldhagen, und dieſer große menſchenfreundliche
Arzt erſchien ohne Verzug, gab mir Arzenei, und
erklaͤrte meine Krankheit zwar fuͤr ein Fieber, aber
fuͤr eine Art von hitzigem Fieber. — Im Bette
blieb ich nicht lange, und war bald im Stande, zwei
Lectionen auf meiner Stube zu halten, wozu ich meine
Zuhoͤrer einladen ließ. Einige Tage vor Weynachten
gieng ich ſchon trotz des Verbots des Herrn Goldha-
gens wieder aus, und beſuchte einige Bekannte im
Semleriſchen Hauſe.
Das Fieber hatte mich zwar bald verlaſſen, aber
meine Geſundheit war zerruͤttet, und meine ganze
Munterkeit niedergeſchlagen. Ich troͤſtete mich noch
auf den letztern Poſttag vor dem Feſte: dann aber,
wenn ich dann nichts erhielte, wußte ich wahrlich
nicht, was ich ergreifen ſollte. Ich geſtehe, daß ich
mir damals Glauben, und rechten Heldenglauben an
Vorſehung gewuͤnſcht habe; aber leider war Vorſe-
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 227[237]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/239>, abgerufen am 25.11.2024.
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