keiner. -- So weicht der Mensch dem Bürger: der Ernährer dem Zuchtmeister! --
Vom Rathskeller ging ich in das Haus, wo- rin sonst mein Bruder gewohnt hatte, und welches, wie ich schon gesagt habe, der Hanauer-Puff hieß. Hier wohnte die oben beschriebene Cheminonin mit ihrem Manne, einem Soldaten von des dama- ligen Hauptmanns von Müffling Compagnie. Ich kannte diesen Cheminon, und beschloß, ihm meine Absicht zu entdecken. Nachdem ich mehrere Gläser Schnapps -- alles aus betäubender Lustigkeit -- eingestürzt hatte, nahm ich ihn auf die Seite, und bath ihn, doch ja dafür zu sorgen, daß ich ganz früh einen Hauptmann sprechen könnte, gleichviel welchen. Ich kannte damals noch keinen Officier, als den Leutenant, jetzt Hauptmann von Knoblauch, und den Leutenant von Bomsdorff: ersterer hatte mich damals mit seiner Freundschaft beehrt, und hat seine gute Gesinnung gegen mich auch nachher nicht geändert.
Cheminon machte große Augen, als er von mir vernahm, daß ich Soldat werden wollte: er wollte es Anfangs nicht einmal glauben, und dachte, ich hätte ihn zum Besten. Allein ich betheuerte ihm hoch und theuer, das sey mein Ernst, und so glaubte ers. Nun lobte er mir, wie natürlich, seinen eignen Hauptmann, den Herrn von Müffling, und
keiner. — So weicht der Menſch dem Buͤrger: der Ernaͤhrer dem Zuchtmeiſter! —
Vom Rathskeller ging ich in das Haus, wo- rin ſonſt mein Bruder gewohnt hatte, und welches, wie ich ſchon geſagt habe, der Hanauer-Puff hieß. Hier wohnte die oben beſchriebene Cheminonin mit ihrem Manne, einem Soldaten von des dama- ligen Hauptmanns von Muͤffling Compagnie. Ich kannte dieſen Cheminon, und beſchloß, ihm meine Abſicht zu entdecken. Nachdem ich mehrere Glaͤſer Schnapps — alles aus betaͤubender Luſtigkeit — eingeſtuͤrzt hatte, nahm ich ihn auf die Seite, und bath ihn, doch ja dafuͤr zu ſorgen, daß ich ganz fruͤh einen Hauptmann ſprechen koͤnnte, gleichviel welchen. Ich kannte damals noch keinen Officier, als den Leutenant, jetzt Hauptmann von Knoblauch, und den Leutenant von Bomsdorff: erſterer hatte mich damals mit ſeiner Freundſchaft beehrt, und hat ſeine gute Geſinnung gegen mich auch nachher nicht geaͤndert.
Cheminon machte große Augen, als er von mir vernahm, daß ich Soldat werden wollte: er wollte es Anfangs nicht einmal glauben, und dachte, ich haͤtte ihn zum Beſten. Allein ich betheuerte ihm hoch und theuer, das ſey mein Ernſt, und ſo glaubte ers. Nun lobte er mir, wie natuͤrlich, ſeinen eignen Hauptmann, den Herrn von Muͤffling, und
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[235[245]/0247]
keiner. — So weicht der Menſch dem Buͤrger: der
Ernaͤhrer dem Zuchtmeiſter! —
Vom Rathskeller ging ich in das Haus, wo-
rin ſonſt mein Bruder gewohnt hatte, und welches,
wie ich ſchon geſagt habe, der Hanauer-Puff hieß.
Hier wohnte die oben beſchriebene Cheminonin mit
ihrem Manne, einem Soldaten von des dama-
ligen Hauptmanns von Muͤffling Compagnie. Ich
kannte dieſen Cheminon, und beſchloß, ihm meine
Abſicht zu entdecken. Nachdem ich mehrere Glaͤſer
Schnapps — alles aus betaͤubender Luſtigkeit —
eingeſtuͤrzt hatte, nahm ich ihn auf die Seite, und
bath ihn, doch ja dafuͤr zu ſorgen, daß ich ganz fruͤh
einen Hauptmann ſprechen koͤnnte, gleichviel welchen.
Ich kannte damals noch keinen Officier, als den
Leutenant, jetzt Hauptmann von Knoblauch, und
den Leutenant von Bomsdorff: erſterer hatte
mich damals mit ſeiner Freundſchaft beehrt, und hat
ſeine gute Geſinnung gegen mich auch nachher nicht
geaͤndert.
Cheminon machte große Augen, als er von mir
vernahm, daß ich Soldat werden wollte: er wollte
es Anfangs nicht einmal glauben, und dachte, ich
haͤtte ihn zum Beſten. Allein ich betheuerte ihm
hoch und theuer, das ſey mein Ernſt, und ſo glaubte
ers. Nun lobte er mir, wie natuͤrlich, ſeinen eignen
Hauptmann, den Herrn von Muͤffling, und
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 235[245]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/247>, abgerufen am 24.11.2024.
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