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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792.

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Für mich konnte das noch so hingehen, wie-
wol auch ich meine Zeit hätte besser anwenden können
und sollen: wenn aber junge Studierende nichts lesen,
als Skarteken dieser Art, so ist es beinahe unver-
zeihlich. In Giessen war dieses Unwesen zu meiner
Zeit noch nicht Mode; denn da hatte es dem Herrn
Buchhändler Krieger a) noch nicht beliebt, sein Roma-

a) Als ich 1787 mit einem Studenten bei diesem Buch-
händler, welcher zugleich [ - 5 Zeichen fehlen]sewirth und Pferdever-
leiher ist, in Gießen zu [ - 4 Zeichen fehlen]age aß, hatte ich Gele-
genheit, die Lesebibliothek der Herren Gießer zu be-
schauen. Sie bestand aus lauter Schofelzeug, welches
im Laden liegen geblieben und eingebunden worden
war, um wenigstens das Lagergeld heraus zu bringen.
Gangbare und gute Artikel waren nicht darunter: wer
so was lesen wollte, hieß es, möchte sichs selbst kaufen.
Herr Krieger führt keinen gedruckten Katalog von sei-
ner Bibliothek; vielleicht weil er sich schämt, solch fata-
les Zeug zum Lesen aufzustellen -- wie die Scharte-
kenkrämer, Wolf und Schneider, in Halle. Gut wär
es immer, wenn auch diesen beiden ein wenig auf die
Finger gesehn würde. Es ist doch ärgerlich, Sächel-
chen zum Lesen heimlich herum zu tragen, die durch-
aus die unerfahrne Jugend zu Ausschweifungen ver-
leiten müssen. Ich mag die Schriften nicht nennen,
die von ihnen zum Lesen verborgt werden, und worin
alle Arten von Wollust, sogar die Bestialität, in Kup-
fern abgebildet sind. Ein schlechter Mensch kann noch
zuweilen, da er sich nicht immer gleich bleibt, einen
guten Rath ertheilen, auch selbst oft gut handeln;
aber ein Buch von der angeführten Art! -- Wenn
physische Giftmischer bestraft werden: warum auch nicht

Fuͤr mich konnte das noch ſo hingehen, wie-
wol auch ich meine Zeit haͤtte beſſer anwenden koͤnnen
und ſollen: wenn aber junge Studierende nichts leſen,
als Skarteken dieſer Art, ſo iſt es beinahe unver-
zeihlich. In Gieſſen war dieſes Unweſen zu meiner
Zeit noch nicht Mode; denn da hatte es dem Herrn
Buchhaͤndler Krieger a) noch nicht beliebt, ſein Roma-

a) Als ich 1787 mit einem Studenten bei dieſem Buch-
haͤndler, welcher zugleich [ – 5 Zeichen fehlen]ſewirth und Pferdever-
leiher iſt, in Gießen zu [ – 4 Zeichen fehlen]age aß, hatte ich Gele-
genheit, die Leſebibliothek der Herren Gießer zu be-
ſchauen. Sie beſtand aus lauter Schofelzeug, welches
im Laden liegen geblieben und eingebunden worden
war, um wenigſtens das Lagergeld heraus zu bringen.
Gangbare und gute Artikel waren nicht darunter: wer
ſo was leſen wollte, hieß es, moͤchte ſichs ſelbſt kaufen.
Herr Krieger fuͤhrt keinen gedruckten Katalog von ſei-
ner Bibliothek; vielleicht weil er ſich ſchaͤmt, ſolch fata-
les Zeug zum Leſen aufzuſtellen — wie die Scharte-
kenkraͤmer, Wolf und Schneider, in Halle. Gut waͤr
es immer, wenn auch dieſen beiden ein wenig auf die
Finger geſehn wuͤrde. Es iſt doch aͤrgerlich, Saͤchel-
chen zum Leſen heimlich herum zu tragen, die durch-
aus die unerfahrne Jugend zu Ausſchweifungen ver-
leiten muͤſſen. Ich mag die Schriften nicht nennen,
die von ihnen zum Leſen verborgt werden, und worin
alle Arten von Wolluſt, ſogar die Beſtialitaͤt, in Kup-
fern abgebildet ſind. Ein ſchlechter Menſch kann noch
zuweilen, da er ſich nicht immer gleich bleibt, einen
guten Rath ertheilen, auch ſelbſt oft gut handeln;
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[282[292]/0294] Fuͤr mich konnte das noch ſo hingehen, wie- wol auch ich meine Zeit haͤtte beſſer anwenden koͤnnen und ſollen: wenn aber junge Studierende nichts leſen, als Skarteken dieſer Art, ſo iſt es beinahe unver- zeihlich. In Gieſſen war dieſes Unweſen zu meiner Zeit noch nicht Mode; denn da hatte es dem Herrn Buchhaͤndler Krieger a) noch nicht beliebt, ſein Roma- a) Als ich 1787 mit einem Studenten bei dieſem Buch- haͤndler, welcher zugleich _____ſewirth und Pferdever- leiher iſt, in Gießen zu ____age aß, hatte ich Gele- genheit, die Leſebibliothek der Herren Gießer zu be- ſchauen. Sie beſtand aus lauter Schofelzeug, welches im Laden liegen geblieben und eingebunden worden war, um wenigſtens das Lagergeld heraus zu bringen. Gangbare und gute Artikel waren nicht darunter: wer ſo was leſen wollte, hieß es, moͤchte ſichs ſelbſt kaufen. Herr Krieger fuͤhrt keinen gedruckten Katalog von ſei- ner Bibliothek; vielleicht weil er ſich ſchaͤmt, ſolch fata- les Zeug zum Leſen aufzuſtellen — wie die Scharte- kenkraͤmer, Wolf und Schneider, in Halle. Gut waͤr es immer, wenn auch dieſen beiden ein wenig auf die Finger geſehn wuͤrde. Es iſt doch aͤrgerlich, Saͤchel- chen zum Leſen heimlich herum zu tragen, die durch- aus die unerfahrne Jugend zu Ausſchweifungen ver- leiten muͤſſen. Ich mag die Schriften nicht nennen, die von ihnen zum Leſen verborgt werden, und worin alle Arten von Wolluſt, ſogar die Beſtialitaͤt, in Kup- fern abgebildet ſind. Ein ſchlechter Menſch kann noch zuweilen, da er ſich nicht immer gleich bleibt, einen guten Rath ertheilen, auch ſelbſt oft gut handeln; aber ein Buch von der angefuͤhrten Art! — Wenn phyſiſche Giftmiſcher beſtraft werden: warum auch nicht

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 282[292]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/294>, abgerufen am 24.11.2024.