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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792.

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nenmakulatur einbinden und zirkuliren zu lassen: und
der Giesser Bursche kauft selten ein anderes Buch, als
was er im Kollegium braucht: und so war die so
genannte schöne Lektüre, oder das Romanen- und
Komödienlesen zu der Zeit in Giessen ganz fremde b).
.

solche moralische? Wenigstens sollte man keine Bücher
zum Lesen verleihen dürfen, worüber kein gedrucktes
Verzeichniß vorläge. Wer kann sonst die heimlichen
Bücherverleiher kontrolliren, zurechtweisen, oder sie,
deren viele selbst eben so wenig Geschmack als Littera-
tur haben, hindern, das zum Sittenverderb anzuschaf-
fen und herum zu leihen, was ihnen von verdorbenen
und lüsternen jungen Wüstlingen empfohlen wird?
Und nun die übertriebene Prellerei für ein solches Buch
auf einige Tage! Das Buch zuweilen auf einen Tag
drei Groschen! -- Aber lucri bonus odor qualibet
ex re,
ist bei gewissen Leuten das, was Gefühl und Ach-
tung für gute Sitten und brauchbare Kenntnisse bei
andern ist. -- Indeß ex ungue leonem! --
b) In der 88sten N. des Intelligenzblattes der A. L. Z.
für dieses Jahr, wird Col.722. von Ulm aus gemeldet:
"Wir haben hier auch eine Lesegesellschaft, die aus
sehr vielen Mitgliedern besteht, und übrigens sehr gut
angelegt ist; aber das Auffallende an sich hat, daß kei-
nem der hiesigen Studierenden der Zutritt verstattet
ist. Es mag seyn, daß diese noch nicht den höchstmög-
lichen Grad der Cultur erreicht haben; doch scheint mir
aber eine solche Herabwürdigung alles Emporstreben zu
unterdrücken" -- Ein sonderbarer Bericht über eine
noch sonderbarere Einrichtung! Wer erreicht denn wohl,
so lange noch Odem in ihm ist, den höchstmögli-
chen Grad der Cultur? Und wozu Emporstreben für

nenmakulatur einbinden und zirkuliren zu laſſen: und
der Gieſſer Burſche kauft ſelten ein anderes Buch, als
was er im Kollegium braucht: und ſo war die ſo
genannte ſchoͤne Lektuͤre, oder das Romanen- und
Komoͤdienleſen zu der Zeit in Gieſſen ganz fremde b).
.

ſolche moraliſche? Wenigſtens ſollte man keine Buͤcher
zum Leſen verleihen duͤrfen, woruͤber kein gedrucktes
Verzeichniß vorlaͤge. Wer kann ſonſt die heimlichen
Buͤcherverleiher kontrolliren, zurechtweiſen, oder ſie,
deren viele ſelbſt eben ſo wenig Geſchmack als Littera-
tur haben, hindern, das zum Sittenverderb anzuſchaf-
fen und herum zu leihen, was ihnen von verdorbenen
und luͤſternen jungen Wuͤſtlingen empfohlen wird?
Und nun die uͤbertriebene Prellerei fuͤr ein ſolches Buch
auf einige Tage! Das Buch zuweilen auf einen Tag
drei Groſchen! — Aber lucri bonus odor qualibet
ex re,
iſt bei gewiſſen Leuten das, was Gefuͤhl und Ach-
tung fuͤr gute Sitten und brauchbare Kenntniſſe bei
andern iſt. — Indeß ex ungue leonem!
b) In der 88ſten N. des Intelligenzblattes der A. L. Z.
fuͤr dieſes Jahr, wird Col.722. von Ulm aus gemeldet:
„Wir haben hier auch eine Leſegeſellſchaft, die aus
ſehr vielen Mitgliedern beſteht, und uͤbrigens ſehr gut
angelegt iſt; aber das Auffallende an ſich hat, daß kei-
nem der hieſigen Studierenden der Zutritt verſtattet
iſt. Es mag ſeyn, daß dieſe noch nicht den hoͤchſtmoͤg-
lichen Grad der Cultur erreicht haben; doch ſcheint mir
aber eine ſolche Herabwuͤrdigung alles Emporſtreben zu
unterdruͤcken“ — Ein ſonderbarer Bericht uͤber eine
noch ſonderbarere Einrichtung! Wer erreicht denn wohl,
ſo lange noch Odem in ihm iſt, den hoͤchſtmoͤgli-
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[283[293]/0295] nenmakulatur einbinden und zirkuliren zu laſſen: und der Gieſſer Burſche kauft ſelten ein anderes Buch, als was er im Kollegium braucht: und ſo war die ſo genannte ſchoͤne Lektuͤre, oder das Romanen- und Komoͤdienleſen zu der Zeit in Gieſſen ganz fremde b). a). b) In der 88ſten N. des Intelligenzblattes der A. L. Z. fuͤr dieſes Jahr, wird Col.722. von Ulm aus gemeldet: „Wir haben hier auch eine Leſegeſellſchaft, die aus ſehr vielen Mitgliedern beſteht, und uͤbrigens ſehr gut angelegt iſt; aber das Auffallende an ſich hat, daß kei- nem der hieſigen Studierenden der Zutritt verſtattet iſt. Es mag ſeyn, daß dieſe noch nicht den hoͤchſtmoͤg- lichen Grad der Cultur erreicht haben; doch ſcheint mir aber eine ſolche Herabwuͤrdigung alles Emporſtreben zu unterdruͤcken“ — Ein ſonderbarer Bericht uͤber eine noch ſonderbarere Einrichtung! Wer erreicht denn wohl, ſo lange noch Odem in ihm iſt, den hoͤchſtmoͤgli- chen Grad der Cultur? Und wozu Emporſtreben fuͤr a) ſolche moraliſche? Wenigſtens ſollte man keine Buͤcher zum Leſen verleihen duͤrfen, woruͤber kein gedrucktes Verzeichniß vorlaͤge. Wer kann ſonſt die heimlichen Buͤcherverleiher kontrolliren, zurechtweiſen, oder ſie, deren viele ſelbſt eben ſo wenig Geſchmack als Littera- tur haben, hindern, das zum Sittenverderb anzuſchaf- fen und herum zu leihen, was ihnen von verdorbenen und luͤſternen jungen Wuͤſtlingen empfohlen wird? Und nun die uͤbertriebene Prellerei fuͤr ein ſolches Buch auf einige Tage! Das Buch zuweilen auf einen Tag drei Groſchen! — Aber lucri bonus odor qualibet ex re, iſt bei gewiſſen Leuten das, was Gefuͤhl und Ach- tung fuͤr gute Sitten und brauchbare Kenntniſſe bei andern iſt. — Indeß ex ungue leonem! —

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 283[293]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/295>, abgerufen am 24.11.2024.