bestimmte 150 Rthlr. zur Kaution, wofür der hie- sige Herr Leveaux nur gut sagen sollte, wie hernach auch geschehen ist. Mein Vater war das zufrieden, und so wurde Anstalt gemacht, daß ich auf Jakobstag abreisen sollte; aber auf einmal mach- ten mir die Herren Philister einen Queerstrich.
Ich hatte, wie man schon weis, als ich Sol- dat ward, noch eine artige Summe Schulden zu bezahlen. Als Soldaten liessen mich die klügern meiner Gläubiger freilich gehen, und musten mich schon in Ruhe lassen, weil ich von keinem Gericht konnte zur Zahlung gezwungen werden, und - nichts hatte. Der Schneider Thieme nur und der Buch- binder Münnich beliefen den Kapitain einigemal, und forderten, daß er mich zum zahlen anhalten sollte. Dieser endlich, des Lauffens überdrüssig, schmiß sie zur Treppe hinunter: und ihr Rennen hatte ein Ende. Freilich attakirten mich die Kerls oft auf der Straße: allein da ich anfing, ihnen grob zu begegnen -- es war ja doch ein toller Gedanke, bei einem Menschen Zahlung zu fodern, der gar nichts hat! -- so liessen sie mich alle in Ruhe. Der einzige Schuster Sauer ließ sich durch die allerärgsten Grobheiten und ange- botenen Nasenstüber nicht abhalten, mich beinahe täglich anzuzapfen und nach Noten zu Manichäern. Aber ich habe mich für seine Impertinenz auch an ihm gerächt: denn als alle meine Gläubiger bezahlt
beſtimmte 150 Rthlr. zur Kaution, wofuͤr der hie- ſige Herr Leveaux nur gut ſagen ſollte, wie hernach auch geſchehen iſt. Mein Vater war das zufrieden, und ſo wurde Anſtalt gemacht, daß ich auf Jakobstag abreiſen ſollte; aber auf einmal mach- ten mir die Herren Philiſter einen Queerſtrich.
Ich hatte, wie man ſchon weis, als ich Sol- dat ward, noch eine artige Summe Schulden zu bezahlen. Als Soldaten lieſſen mich die kluͤgern meiner Glaͤubiger freilich gehen, und muſten mich ſchon in Ruhe laſſen, weil ich von keinem Gericht konnte zur Zahlung gezwungen werden, und – nichts hatte. Der Schneider Thieme nur und der Buch- binder Muͤnnich beliefen den Kapitain einigemal, und forderten, daß er mich zum zahlen anhalten ſollte. Dieſer endlich, des Lauffens uͤberdruͤſſig, ſchmiß ſie zur Treppe hinunter: und ihr Rennen hatte ein Ende. Freilich attakirten mich die Kerls oft auf der Straße: allein da ich anfing, ihnen grob zu begegnen — es war ja doch ein toller Gedanke, bei einem Menſchen Zahlung zu fodern, der gar nichts hat! — ſo lieſſen ſie mich alle in Ruhe. Der einzige Schuſter Sauer ließ ſich durch die alleraͤrgſten Grobheiten und ange- botenen Naſenſtuͤber nicht abhalten, mich beinahe taͤglich anzuzapfen und nach Noten zu Manichaͤern. Aber ich habe mich fuͤr ſeine Impertinenz auch an ihm geraͤcht: denn als alle meine Glaͤubiger bezahlt
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beſtimmte 150 Rthlr. zur Kaution, wofuͤr der hie-
ſige Herr Leveaux nur gut ſagen ſollte, wie
hernach auch geſchehen iſt. Mein Vater war das
zufrieden, und ſo wurde Anſtalt gemacht, daß ich
auf Jakobstag abreiſen ſollte; aber auf einmal mach-
ten mir die Herren Philiſter einen Queerſtrich.
Ich hatte, wie man ſchon weis, als ich Sol-
dat ward, noch eine artige Summe Schulden zu
bezahlen. Als Soldaten lieſſen mich die kluͤgern
meiner Glaͤubiger freilich gehen, und muſten mich
ſchon in Ruhe laſſen, weil ich von keinem Gericht
konnte zur Zahlung gezwungen werden, und – nichts
hatte. Der Schneider Thieme nur und der Buch-
binder Muͤnnich beliefen den Kapitain einigemal, und
forderten, daß er mich zum zahlen anhalten ſollte.
Dieſer endlich, des Lauffens uͤberdruͤſſig, ſchmiß ſie
zur Treppe hinunter: und ihr Rennen hatte ein Ende.
Freilich attakirten mich die Kerls oft auf der Straße:
allein da ich anfing, ihnen grob zu begegnen — es
war ja doch ein toller Gedanke, bei einem Menſchen
Zahlung zu fodern, der gar nichts hat! — ſo lieſſen
ſie mich alle in Ruhe. Der einzige Schuſter Sauer
ließ ſich durch die alleraͤrgſten Grobheiten und ange-
botenen Naſenſtuͤber nicht abhalten, mich beinahe
taͤglich anzuzapfen und nach Noten zu Manichaͤern.
Aber ich habe mich fuͤr ſeine Impertinenz auch an
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 302[312]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/314>, abgerufen am 24.11.2024.
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