darin gesprochen und geschrieben. Unten findet sich eine Probe für die Herren, die alle kryptische Schrif- ten lesen und verstehen können i). Allein diese Vor- sicht war nicht nöthig: Herr von Müffling for- derte mir nie die Briefe ab, welche ich bekam, und las auch die nicht, die ich fortschickte. Ich muß ihm nachrühmen, daß Mistrauen seine Sache nicht war, so wie es überhaupt den Karakter des redlichen Mannes entehrt, und seiner Klugheit auch eben keine Ehrensäule setzt. Die schlechtesten Menschen sind gewöhnlich die mistrauischten. Und da Herr von Müffling das gegen mich nicht war, so wäre es mir unmöglich gewesen, sein Zutrauen zu mir auf eine schurkhafte Art zu misbrauchen.
Im Sommer 1786 trieb mein Vater das Ge- schäfte mit dem Urlaub weit ämsiger, als die ganze Zeit her. Er wollte mich durchaus noch einmal se- hen, und so ließ ich mirs denn gefallen, ihn mit Ur- laub zu besuchen. Mein Vater hatte allemal mehr Betriebsamkeit für dieses Geschäft, als ich selbst, so sehr es mich auch zunächst anging. Der Kapitain
i)Fa, fis fa, foti Schroft mitip wolst, dist Eip Itim Monrip lirl, and mil noch on ersch. Wer sich üben will, bringt es in einigen Wochen in dieser Sprache, die nicht blos Steganographie ist, zu einer großen Fertigkeit.
darin geſprochen und geſchrieben. Unten findet ſich eine Probe fuͤr die Herren, die alle kryptiſche Schrif- ten leſen und verſtehen koͤnnen i). Allein dieſe Vor- ſicht war nicht noͤthig: Herr von Muͤffling for- derte mir nie die Briefe ab, welche ich bekam, und las auch die nicht, die ich fortſchickte. Ich muß ihm nachruͤhmen, daß Mistrauen ſeine Sache nicht war, ſo wie es uͤberhaupt den Karakter des redlichen Mannes entehrt, und ſeiner Klugheit auch eben keine Ehrenſaͤule ſetzt. Die ſchlechteſten Menſchen ſind gewoͤhnlich die mistrauiſchten. Und da Herr von Muͤffling das gegen mich nicht war, ſo waͤre es mir unmoͤglich geweſen, ſein Zutrauen zu mir auf eine ſchurkhafte Art zu misbrauchen.
Im Sommer 1786 trieb mein Vater das Ge- ſchaͤfte mit dem Urlaub weit aͤmſiger, als die ganze Zeit her. Er wollte mich durchaus noch einmal ſe- hen, und ſo ließ ich mirs denn gefallen, ihn mit Ur- laub zu beſuchen. Mein Vater hatte allemal mehr Betriebſamkeit fuͤr dieſes Geſchaͤft, als ich ſelbſt, ſo ſehr es mich auch zunaͤchſt anging. Der Kapitain
i)Fa, fis fa, foti Schroft mitip wolſt, diſt Eip Itim Monrip lirl, and mil noch on erſch. Wer ſich uͤben will, bringt es in einigen Wochen in dieſer Sprache, die nicht blos Steganographie iſt, zu einer großen Fertigkeit.
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0313"n="301[311]"/>
darin geſprochen und geſchrieben. Unten findet ſich<lb/>
eine Probe fuͤr die Herren, die alle kryptiſche Schrif-<lb/>
ten leſen und verſtehen koͤnnen <noteplace="foot"n="i)"><hirendition="#aq">Fa, fis fa, foti Schroft mitip wolſt, diſt Eip Itim<lb/>
Monrip lirl, and mil noch on erſch.</hi> Wer ſich uͤben<lb/>
will, bringt es in einigen Wochen in dieſer Sprache,<lb/>
die nicht blos Steganographie iſt, zu einer großen<lb/>
Fertigkeit.</note>. Allein dieſe Vor-<lb/>ſicht war nicht noͤthig: Herr von <hirendition="#g">Muͤffling</hi> for-<lb/>
derte mir nie die Briefe ab, welche ich bekam, und<lb/>
las auch die nicht, die ich fortſchickte. Ich muß<lb/>
ihm nachruͤhmen, daß Mistrauen ſeine Sache nicht<lb/>
war, ſo wie es uͤberhaupt den Karakter des redlichen<lb/>
Mannes entehrt, und ſeiner Klugheit auch eben keine<lb/>
Ehrenſaͤule ſetzt. Die ſchlechteſten Menſchen ſind<lb/>
gewoͤhnlich die mistrauiſchten. Und da Herr von<lb/>
Muͤffling das gegen mich nicht war, ſo waͤre es mir<lb/>
unmoͤglich geweſen, ſein Zutrauen zu mir auf eine<lb/>ſchurkhafte Art zu misbrauchen.</p><lb/><p>Im Sommer 1786 trieb mein Vater das Ge-<lb/>ſchaͤfte mit dem Urlaub weit aͤmſiger, als die ganze<lb/>
Zeit her. Er wollte mich durchaus noch einmal ſe-<lb/>
hen, und ſo ließ ich mirs denn gefallen, ihn mit Ur-<lb/>
laub zu beſuchen. Mein Vater hatte allemal mehr<lb/>
Betriebſamkeit fuͤr dieſes Geſchaͤft, als ich ſelbſt, ſo<lb/>ſehr es mich auch zunaͤchſt anging. Der Kapitain<lb/></p></div></body></text></TEI>
[301[311]/0313]
darin geſprochen und geſchrieben. Unten findet ſich
eine Probe fuͤr die Herren, die alle kryptiſche Schrif-
ten leſen und verſtehen koͤnnen i). Allein dieſe Vor-
ſicht war nicht noͤthig: Herr von Muͤffling for-
derte mir nie die Briefe ab, welche ich bekam, und
las auch die nicht, die ich fortſchickte. Ich muß
ihm nachruͤhmen, daß Mistrauen ſeine Sache nicht
war, ſo wie es uͤberhaupt den Karakter des redlichen
Mannes entehrt, und ſeiner Klugheit auch eben keine
Ehrenſaͤule ſetzt. Die ſchlechteſten Menſchen ſind
gewoͤhnlich die mistrauiſchten. Und da Herr von
Muͤffling das gegen mich nicht war, ſo waͤre es mir
unmoͤglich geweſen, ſein Zutrauen zu mir auf eine
ſchurkhafte Art zu misbrauchen.
Im Sommer 1786 trieb mein Vater das Ge-
ſchaͤfte mit dem Urlaub weit aͤmſiger, als die ganze
Zeit her. Er wollte mich durchaus noch einmal ſe-
hen, und ſo ließ ich mirs denn gefallen, ihn mit Ur-
laub zu beſuchen. Mein Vater hatte allemal mehr
Betriebſamkeit fuͤr dieſes Geſchaͤft, als ich ſelbſt, ſo
ſehr es mich auch zunaͤchſt anging. Der Kapitain
i) Fa, fis fa, foti Schroft mitip wolſt, diſt Eip Itim
Monrip lirl, and mil noch on erſch. Wer ſich uͤben
will, bringt es in einigen Wochen in dieſer Sprache,
die nicht blos Steganographie iſt, zu einer großen
Fertigkeit.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 301[311]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/313>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.