Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

logen k): er hatte darin gesagt, ich besäße zu Hause
über 6000 Thaler Vermögen, würde auch nie zu-
rück kommen, indem man von sicherer Hand wüßte,
daß ich eine Stelle bekommen sollte, und was der
Possen mehr waren. Endlich wurde der General
ersucht, mich nicht eher zu beurlauben, bis ich mei-
ne Schulden bezahlt hätte.

Der General war ein guter Mann, der viel
Gefühl für Recht und Billigkeit hatte l). Er ließ

k) Um meine Leser zu überzeugen, daß, wenn ich diesem
theuren Mann Lügen vorwerfe, ich Belege dazu habe,
will ich kurz sagen, daß der genannte Herr von dem be-
rüchtigten Schuft, Meister Rudolph Grossinger sich
hat mit Geld bestechen lassen, schriftlich zu bezeugen:
1) daß der Rosenorden, von welchem Meister Grossinger
gewaltig viel Rotomontaden machte, wirklich existire.
2) daß er aus den angesehensten Damen Deutschlands
bestehe, 3) daß eine deutsche Prinzessin Großmeisterin
desselben sey, daß endlich 4) die Frau von Rosenwald
keine erdichtete Person sey, sondern eine wirkliche Da-
me, die er nach ihrem eigentlichen Namen und Karak-
ter persönlich kenne. -- Dieses schöne Zeugniß steht ge-
druckt in Grossings Damenjournal für den Mai
1785. Grossings Bedienter, Namens Zeising, er-
zählte die Bestecherei öffentlich. Die Herren Sommer
und Wagner wissen auch davon. Heu prisca fides!
wenn man obrigkeitlichen Personen auf Namen und
Siegel nicht mehr trauen darf! --
l) Er war 1784 auf den Fürsten von Anhalt gefolgt.

logen k): er hatte darin geſagt, ich beſaͤße zu Hauſe
uͤber 6000 Thaler Vermoͤgen, wuͤrde auch nie zu-
ruͤck kommen, indem man von ſicherer Hand wuͤßte,
daß ich eine Stelle bekommen ſollte, und was der
Poſſen mehr waren. Endlich wurde der General
erſucht, mich nicht eher zu beurlauben, bis ich mei-
ne Schulden bezahlt haͤtte.

Der General war ein guter Mann, der viel
Gefuͤhl fuͤr Recht und Billigkeit hatte l). Er ließ

k) Um meine Leſer zu uͤberzeugen, daß, wenn ich dieſem
theuren Mann Luͤgen vorwerfe, ich Belege dazu habe,
will ich kurz ſagen, daß der genannte Herr von dem be-
ruͤchtigten Schuft, Meiſter Rudolph Groſſinger ſich
hat mit Geld beſtechen laſſen, ſchriftlich zu bezeugen:
1) daß der Roſenorden, von welchem Meiſter Groſſinger
gewaltig viel Rotomontaden machte, wirklich exiſtire.
2) daß er aus den angeſehenſten Damen Deutſchlands
beſtehe, 3) daß eine deutſche Prinzeſſin Großmeiſterin
deſſelben ſey, daß endlich 4) die Frau von Roſenwald
keine erdichtete Perſon ſey, ſondern eine wirkliche Da-
me, die er nach ihrem eigentlichen Namen und Karak-
ter perſoͤnlich kenne. — Dieſes ſchoͤne Zeugniß ſteht ge-
druckt in Groſſings Damenjournal fuͤr den Mai
1785. Groſſings Bedienter, Namens Zeiſing, er-
zaͤhlte die Beſtecherei oͤffentlich. Die Herren Sommer
und Wagner wiſſen auch davon. Heu priſca fides!
wenn man obrigkeitlichen Perſonen auf Namen und
Siegel nicht mehr trauen darf! —
l) Er war 1784 auf den Fuͤrſten von Anhalt gefolgt.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0316" n="304[314]"/>
logen <note place="foot" n="k)">Um meine Le&#x017F;er zu u&#x0364;berzeugen, daß, wenn ich die&#x017F;em<lb/>
theuren Mann Lu&#x0364;gen vorwerfe, ich Belege dazu habe,<lb/>
will ich kurz &#x017F;agen, daß der genannte Herr von dem be-<lb/>
ru&#x0364;chtigten Schuft, Mei&#x017F;ter Rudolph <hi rendition="#g">Gro&#x017F;&#x017F;inger</hi> &#x017F;ich<lb/>
hat mit Geld be&#x017F;techen la&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;chriftlich zu bezeugen:<lb/>
1) daß der Ro&#x017F;enorden, von welchem Mei&#x017F;ter Gro&#x017F;&#x017F;inger<lb/>
gewaltig viel Rotomontaden machte, wirklich exi&#x017F;tire.<lb/>
2) daß er aus den ange&#x017F;ehen&#x017F;ten Damen Deut&#x017F;chlands<lb/>
be&#x017F;tehe, 3) daß eine deut&#x017F;che Prinze&#x017F;&#x017F;in Großmei&#x017F;terin<lb/>
de&#x017F;&#x017F;elben &#x017F;ey, daß endlich 4) die Frau von Ro&#x017F;enwald<lb/>
keine erdichtete Per&#x017F;on &#x017F;ey, &#x017F;ondern eine wirkliche Da-<lb/>
me, die er nach ihrem eigentlichen Namen und Karak-<lb/>
ter per&#x017F;o&#x0364;nlich kenne. &#x2014; Die&#x017F;es &#x017F;cho&#x0364;ne Zeugniß &#x017F;teht ge-<lb/>
druckt in Gro&#x017F;&#x017F;ings <hi rendition="#g">Damenjournal</hi> fu&#x0364;r den Mai<lb/>
1785. Gro&#x017F;&#x017F;ings Bedienter, Namens <hi rendition="#g">Zei&#x017F;ing</hi>, er-<lb/>
za&#x0364;hlte die Be&#x017F;techerei o&#x0364;ffentlich. Die Herren <hi rendition="#g">Sommer</hi><lb/>
und <hi rendition="#g">Wagner</hi> wi&#x017F;&#x017F;en auch davon. <hi rendition="#aq">Heu pri&#x017F;ca fides!</hi><lb/>
wenn man obrigkeitlichen Per&#x017F;onen auf Namen und<lb/>
Siegel nicht mehr trauen darf! &#x2014;</note>: er hatte darin ge&#x017F;agt, ich be&#x017F;a&#x0364;ße zu Hau&#x017F;e<lb/>
u&#x0364;ber 6000 Thaler Vermo&#x0364;gen, wu&#x0364;rde auch nie zu-<lb/>
ru&#x0364;ck kommen, indem man von &#x017F;icherer Hand wu&#x0364;ßte,<lb/>
daß ich eine Stelle bekommen &#x017F;ollte, und was der<lb/>
Po&#x017F;&#x017F;en mehr waren. Endlich wurde der General<lb/>
er&#x017F;ucht, mich nicht eher zu beurlauben, bis ich mei-<lb/>
ne Schulden bezahlt ha&#x0364;tte.</p><lb/>
        <p>Der General war ein guter Mann, der viel<lb/>
Gefu&#x0364;hl fu&#x0364;r Recht und Billigkeit hatte <note place="foot" n="l)">Er war 1784 auf den Fu&#x0364;r&#x017F;ten von Anhalt gefolgt.</note>. Er ließ<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[304[314]/0316] logen k): er hatte darin geſagt, ich beſaͤße zu Hauſe uͤber 6000 Thaler Vermoͤgen, wuͤrde auch nie zu- ruͤck kommen, indem man von ſicherer Hand wuͤßte, daß ich eine Stelle bekommen ſollte, und was der Poſſen mehr waren. Endlich wurde der General erſucht, mich nicht eher zu beurlauben, bis ich mei- ne Schulden bezahlt haͤtte. Der General war ein guter Mann, der viel Gefuͤhl fuͤr Recht und Billigkeit hatte l). Er ließ k) Um meine Leſer zu uͤberzeugen, daß, wenn ich dieſem theuren Mann Luͤgen vorwerfe, ich Belege dazu habe, will ich kurz ſagen, daß der genannte Herr von dem be- ruͤchtigten Schuft, Meiſter Rudolph Groſſinger ſich hat mit Geld beſtechen laſſen, ſchriftlich zu bezeugen: 1) daß der Roſenorden, von welchem Meiſter Groſſinger gewaltig viel Rotomontaden machte, wirklich exiſtire. 2) daß er aus den angeſehenſten Damen Deutſchlands beſtehe, 3) daß eine deutſche Prinzeſſin Großmeiſterin deſſelben ſey, daß endlich 4) die Frau von Roſenwald keine erdichtete Perſon ſey, ſondern eine wirkliche Da- me, die er nach ihrem eigentlichen Namen und Karak- ter perſoͤnlich kenne. — Dieſes ſchoͤne Zeugniß ſteht ge- druckt in Groſſings Damenjournal fuͤr den Mai 1785. Groſſings Bedienter, Namens Zeiſing, er- zaͤhlte die Beſtecherei oͤffentlich. Die Herren Sommer und Wagner wiſſen auch davon. Heu priſca fides! wenn man obrigkeitlichen Perſonen auf Namen und Siegel nicht mehr trauen darf! — l) Er war 1784 auf den Fuͤrſten von Anhalt gefolgt.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/316
Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 304[314]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/316>, abgerufen am 24.11.2024.