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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792.

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also den Hauptmann Müffling wissen, daß ich erst
zahlen müste, ehe ich zu Hause reisen könnte. Dieser
war sehr darüber aufgebracht, und das mit Recht:
denn nach den Kriegsgesetzen ging meine Schuld den
General gar nichts an: doch ließ er mich kommen,
und sagte mir, daß ich mich selbst beim General stel-
len und meine Sache ausfechten müßte: er hoffe, die
Philister würden abgewiesen werden. Allein als ich
einwendete, daß es doch Recht wäre, daß ich meine
Schulden bezahlte, und ihn um die Güte ersuchte,
meinem Vater vorzustellen, daß ohne Zahlung mei-
ner Schulden, von 130 Thaler, kein Urlaub zu
haben sey, so lobte er dies, schrieb gleich hin, und
in Zeit von drei Wochen antwortete mein Vater:
daß er seine Pflicht kenne, und jemanden schicken
würde, der in allen Stücken thun sollte, was man
von einem ehrlichen Manne fodern könnte. An die-
sen Aeusserungen erkannte ich meinen Vater.

Ehe ich weiter gehe, muß ich einiges nachho-
len -- eine Heurathsgeschichte. Ich war des Quar-
tierliegens bei Andern im Frühling 1786 überdrüßig
geworden, und entschloß kurz und gut, wie viele
meiner Mitbrüder, zu heurathen, und für mich zu
leben. Ich entdeckte mein Vorhaben einem Officier,
auf den ich viel Vertrauen setzte, und dieser billigte
es, nur meynte er, ich müste mich in Acht nehmen,
daß ich kein Beest mir anschafte, und ein geschlagener

alſo den Hauptmann Muͤffling wiſſen, daß ich erſt
zahlen muͤſte, ehe ich zu Hauſe reiſen koͤnnte. Dieſer
war ſehr daruͤber aufgebracht, und das mit Recht:
denn nach den Kriegsgeſetzen ging meine Schuld den
General gar nichts an: doch ließ er mich kommen,
und ſagte mir, daß ich mich ſelbſt beim General ſtel-
len und meine Sache ausfechten muͤßte: er hoffe, die
Philiſter wuͤrden abgewieſen werden. Allein als ich
einwendete, daß es doch Recht waͤre, daß ich meine
Schulden bezahlte, und ihn um die Guͤte erſuchte,
meinem Vater vorzuſtellen, daß ohne Zahlung mei-
ner Schulden, von 130 Thaler, kein Urlaub zu
haben ſey, ſo lobte er dies, ſchrieb gleich hin, und
in Zeit von drei Wochen antwortete mein Vater:
daß er ſeine Pflicht kenne, und jemanden ſchicken
wuͤrde, der in allen Stuͤcken thun ſollte, was man
von einem ehrlichen Manne fodern koͤnnte. An die-
ſen Aeuſſerungen erkannte ich meinen Vater.

Ehe ich weiter gehe, muß ich einiges nachho-
len — eine Heurathsgeſchichte. Ich war des Quar-
tierliegens bei Andern im Fruͤhling 1786 uͤberdruͤßig
geworden, und entſchloß kurz und gut, wie viele
meiner Mitbruͤder, zu heurathen, und fuͤr mich zu
leben. Ich entdeckte mein Vorhaben einem Officier,
auf den ich viel Vertrauen ſetzte, und dieſer billigte
es, nur meynte er, ich muͤſte mich in Acht nehmen,
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[305[315]/0317] alſo den Hauptmann Muͤffling wiſſen, daß ich erſt zahlen muͤſte, ehe ich zu Hauſe reiſen koͤnnte. Dieſer war ſehr daruͤber aufgebracht, und das mit Recht: denn nach den Kriegsgeſetzen ging meine Schuld den General gar nichts an: doch ließ er mich kommen, und ſagte mir, daß ich mich ſelbſt beim General ſtel- len und meine Sache ausfechten muͤßte: er hoffe, die Philiſter wuͤrden abgewieſen werden. Allein als ich einwendete, daß es doch Recht waͤre, daß ich meine Schulden bezahlte, und ihn um die Guͤte erſuchte, meinem Vater vorzuſtellen, daß ohne Zahlung mei- ner Schulden, von 130 Thaler, kein Urlaub zu haben ſey, ſo lobte er dies, ſchrieb gleich hin, und in Zeit von drei Wochen antwortete mein Vater: daß er ſeine Pflicht kenne, und jemanden ſchicken wuͤrde, der in allen Stuͤcken thun ſollte, was man von einem ehrlichen Manne fodern koͤnnte. An die- ſen Aeuſſerungen erkannte ich meinen Vater. Ehe ich weiter gehe, muß ich einiges nachho- len — eine Heurathsgeſchichte. Ich war des Quar- tierliegens bei Andern im Fruͤhling 1786 uͤberdruͤßig geworden, und entſchloß kurz und gut, wie viele meiner Mitbruͤder, zu heurathen, und fuͤr mich zu leben. Ich entdeckte mein Vorhaben einem Officier, auf den ich viel Vertrauen ſetzte, und dieſer billigte es, nur meynte er, ich muͤſte mich in Acht nehmen, daß ich kein Beeſt mir anſchafte, und ein geſchlagener

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 305[315]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/317>, abgerufen am 24.11.2024.