ten ihre Besichtigung mehrmals, "Er ists, hohl mich der Teufel," fing endlich Schmidt an. "Frei- lich ist ers, oder ich will ein Hunzfott seyn," erwie- derte Stahlmann. Ich hatte Mühe, mich des Lachens zu enthalten. Nachdem sie lange so räson- nirt hatten, trat Schmidt zu mir, und sagte: Gelt du bists?
Ich: Herr, seit wann sind wir denn Dutzbrü- der? Weis der Herr nicht besser zu leben?
Schmidt: Sag du, was du willst, du alter lieber Bursche: mich soll gleich der Teufel holen, und in Lüften zerreissen, wenn ich dir nicht gut bin!
Ich: Herr, ich kenne Sie ja nicht!
Schmidt: Nicht! Alter Laukhard sey kein Narr! durch hundert Thüren kenn' ich dich durch! Komm, trink! -- Schmollis!
Indessen waren die Herren Bursche am langen Tisch auf uns aufmerksam geworden, und hatten von Stahlmann vernommen, wer ich wäre. Sie kamen also alle um mich herum, freuten sich meiner, und nöthigten mich, mich mit an ihren Tisch zu setzen, und mit ihnen zu trinken -- alles so recht nach dem ächten jenaischen Mosellaner Kommang. Ich wollte meinen Krug mitnehmen, aber Heinold, der da- malige Senior der Mosellaner, nahm ihn, goß ihn aus, und ließ mir gleich ein halb Stübchen Köstritzer geben. Innerhalb einer halben Stunde hatte ich
ten ihre Beſichtigung mehrmals, „Er iſts, hohl mich der Teufel,“ fing endlich Schmidt an. „Frei- lich iſt ers, oder ich will ein Hunzfott ſeyn,“ erwie- derte Stahlmann. Ich hatte Muͤhe, mich des Lachens zu enthalten. Nachdem ſie lange ſo raͤſon- nirt hatten, trat Schmidt zu mir, und ſagte: Gelt du biſts?
Ich: Herr, ſeit wann ſind wir denn Dutzbruͤ- der? Weis der Herr nicht beſſer zu leben?
Schmidt: Sag du, was du willſt, du alter lieber Burſche: mich ſoll gleich der Teufel holen, und in Luͤften zerreiſſen, wenn ich dir nicht gut bin!
Ich: Herr, ich kenne Sie ja nicht!
Schmidt: Nicht! Alter Laukhard ſey kein Narr! durch hundert Thuͤren kenn' ich dich durch! Komm, trink! — Schmollis!
Indeſſen waren die Herren Burſche am langen Tiſch auf uns aufmerkſam geworden, und hatten von Stahlmann vernommen, wer ich waͤre. Sie kamen alſo alle um mich herum, freuten ſich meiner, und noͤthigten mich, mich mit an ihren Tiſch zu ſetzen, und mit ihnen zu trinken — alles ſo recht nach dem aͤchten jenaiſchen Moſellaner Kommang. Ich wollte meinen Krug mitnehmen, aber Heinold, der da- malige Senior der Moſellaner, nahm ihn, goß ihn aus, und ließ mir gleich ein halb Stuͤbchen Koͤſtritzer geben. Innerhalb einer halben Stunde hatte ich
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[318[328]/0330]
ten ihre Beſichtigung mehrmals, „Er iſts, hohl
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derte Stahlmann. Ich hatte Muͤhe, mich des
Lachens zu enthalten. Nachdem ſie lange ſo raͤſon-
nirt hatten, trat Schmidt zu mir, und ſagte: Gelt
du biſts?
Ich: Herr, ſeit wann ſind wir denn Dutzbruͤ-
der? Weis der Herr nicht beſſer zu leben?
Schmidt: Sag du, was du willſt, du alter
lieber Burſche: mich ſoll gleich der Teufel holen, und
in Luͤften zerreiſſen, wenn ich dir nicht gut bin!
Ich: Herr, ich kenne Sie ja nicht!
Schmidt: Nicht! Alter Laukhard ſey kein
Narr! durch hundert Thuͤren kenn' ich dich durch!
Komm, trink! — Schmollis!
Indeſſen waren die Herren Burſche am langen
Tiſch auf uns aufmerkſam geworden, und hatten
von Stahlmann vernommen, wer ich waͤre. Sie
kamen alſo alle um mich herum, freuten ſich meiner,
und noͤthigten mich, mich mit an ihren Tiſch zu ſetzen,
und mit ihnen zu trinken — alles ſo recht nach dem
aͤchten jenaiſchen Moſellaner Kommang. Ich wollte
meinen Krug mitnehmen, aber Heinold, der da-
malige Senior der Moſellaner, nahm ihn, goß ihn
aus, und ließ mir gleich ein halb Stuͤbchen Koͤſtritzer
geben. Innerhalb einer halben Stunde hatte ich
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 318[328]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/330>, abgerufen am 24.11.2024.
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