merkte, daß mich das Ding verdroß, so ließ ers gut seyn. Wir fuhren den folgenden Tag mit dem Post- wagen fort, wurden in Nauheim bei Friedberg ge- schnürt, und kamen früh um zehn Uhr zu Frankfurt am Main an.
Ich suchte einige Bekannte auf, und ging auch in ein Wirthshaus, wo Preussische Werber sich auf- hielten. Die Herren dachten anfangs, daß ich so was für sie werden könnte; allein da sie meinen Paß sahen, so liessen sie zwar den Gedanken, mich anzu- werben, fahren, behandelten mich aber doch aufs freundlichste, und gingen sogar mit mir in den rothen Ochsen z) als das Oestreichische, und den Tannen- baum, als das Dänische Werbhaus spatzieren. In Frankfurt spielen die Preussen eine ganz andere Rolle, als die Dänen und Oestreicher, welche freilich an der Zahl die Preussen weit übertreffen; aber kein Geld haben, daher wenig Aufwand machen und so -- weniger locken können.
Hr. Birau war in Frankfurt krank geworden, und daher mußten wir einige Tage länger bleiben. Nachher reißten wir mit Retourschäsen über Mainz nach Alzey. Am folgenden Tag kam mein Vater und meine Mutter, und holten mich in ihrer Kalesche
z) Eben das Werbhaus, wovon im I. Th. S. 238. ein mehreres in Rücksicht auf mich zu lesen war.
merkte, daß mich das Ding verdroß, ſo ließ ers gut ſeyn. Wir fuhren den folgenden Tag mit dem Poſt- wagen fort, wurden in Nauheim bei Friedberg ge- ſchnuͤrt, und kamen fruͤh um zehn Uhr zu Frankfurt am Main an.
Ich ſuchte einige Bekannte auf, und ging auch in ein Wirthshaus, wo Preuſſiſche Werber ſich auf- hielten. Die Herren dachten anfangs, daß ich ſo was fuͤr ſie werden koͤnnte; allein da ſie meinen Paß ſahen, ſo lieſſen ſie zwar den Gedanken, mich anzu- werben, fahren, behandelten mich aber doch aufs freundlichſte, und gingen ſogar mit mir in den rothen Ochſen z) als das Oeſtreichiſche, und den Tannen- baum, als das Daͤniſche Werbhaus ſpatzieren. In Frankfurt ſpielen die Preuſſen eine ganz andere Rolle, als die Daͤnen und Oeſtreicher, welche freilich an der Zahl die Preuſſen weit uͤbertreffen; aber kein Geld haben, daher wenig Aufwand machen und ſo — weniger locken koͤnnen.
Hr. Birau war in Frankfurt krank geworden, und daher mußten wir einige Tage laͤnger bleiben. Nachher reißten wir mit Retourſchaͤſen uͤber Mainz nach Alzey. Am folgenden Tag kam mein Vater und meine Mutter, und holten mich in ihrer Kaleſche
z) Eben das Werbhaus, wovon im I. Th. S. 238. ein mehreres in Ruͤckſicht auf mich zu leſen war.
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merkte, daß mich das Ding verdroß, ſo ließ ers gut
ſeyn. Wir fuhren den folgenden Tag mit dem Poſt-
wagen fort, wurden in Nauheim bei Friedberg ge-
ſchnuͤrt, und kamen fruͤh um zehn Uhr zu Frankfurt
am Main an.
Ich ſuchte einige Bekannte auf, und ging auch
in ein Wirthshaus, wo Preuſſiſche Werber ſich auf-
hielten. Die Herren dachten anfangs, daß ich ſo
was fuͤr ſie werden koͤnnte; allein da ſie meinen Paß
ſahen, ſo lieſſen ſie zwar den Gedanken, mich anzu-
werben, fahren, behandelten mich aber doch aufs
freundlichſte, und gingen ſogar mit mir in den rothen
Ochſen z) als das Oeſtreichiſche, und den Tannen-
baum, als das Daͤniſche Werbhaus ſpatzieren. In
Frankfurt ſpielen die Preuſſen eine ganz andere Rolle,
als die Daͤnen und Oeſtreicher, welche freilich an der
Zahl die Preuſſen weit uͤbertreffen; aber kein Geld
haben, daher wenig Aufwand machen und ſo —
weniger locken koͤnnen.
Hr. Birau war in Frankfurt krank geworden,
und daher mußten wir einige Tage laͤnger bleiben.
Nachher reißten wir mit Retourſchaͤſen uͤber Mainz
nach Alzey. Am folgenden Tag kam mein Vater
und meine Mutter, und holten mich in ihrer Kaleſche
z) Eben das Werbhaus, wovon im I. Th. S. 238. ein
mehreres in Ruͤckſicht auf mich zu leſen war.
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 334[344]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/346>, abgerufen am 23.11.2024.
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