waren, veräussert, um nur Geld zu bekommen und der einmal rege gemachten Begierde zu trinken, und mit andern lustig zu leben, genug zu thun. Freilich geschah dieses allemal in der Absicht, das z. B. ver- setzte Buch, wieder bei Gelegenheit einzulösen, und es dem Eigenthümer zuzustellen. Es ist auch größten theils geschehen! -- Alle die, welche ich auf solche Art beleidigt habe, können meiner Reue darüber, nebst der Schaam, versichert seyn, und so vergeben sie mir herzlich gern, was ich that: folglich ists nicht nöthig, die Herren mit Namen zu nennen, denen ich auf diese Art zu nahe getreten bin. Eben so hoffe ich, wird man mirs verzeihen, wenn ich im Tau- mel der Trunkenheit, meine Lehrstunden nicht gehö- rig abgewartet, oder während derselben vielleicht selbst dummes Zeug getrieben habe.
Weil ich aber einmal dran bin, die üblen Fol- gen meines Saufens zu erzählen, so will ich noch aus dem ersten oder zweiten Jahre -- ich weis es nicht mehr recht -- meines Soldatenlebens einen Spektakel anführen, den ich mit einen hiesigen Pfaf- fen, und hernach mit einem alten Magister, der sonst Prediger gewesen war, gehabt habe.
Ich kam einmal mit einem gewissen Bürger aus einer Schenke, und räsonnirte gerade auf der Straße über Pfaffen, über sogenannten Gottesdienst und dergleichen. Ein hiesiger Schwarzrock, der hin-
waren, veraͤuſſert, um nur Geld zu bekommen und der einmal rege gemachten Begierde zu trinken, und mit andern luſtig zu leben, genug zu thun. Freilich geſchah dieſes allemal in der Abſicht, das z. B. ver- ſetzte Buch, wieder bei Gelegenheit einzuloͤſen, und es dem Eigenthuͤmer zuzuſtellen. Es iſt auch groͤßten theils geſchehen! — Alle die, welche ich auf ſolche Art beleidigt habe, koͤnnen meiner Reue daruͤber, nebſt der Schaam, verſichert ſeyn, und ſo vergeben ſie mir herzlich gern, was ich that: folglich iſts nicht noͤthig, die Herren mit Namen zu nennen, denen ich auf dieſe Art zu nahe getreten bin. Eben ſo hoffe ich, wird man mirs verzeihen, wenn ich im Tau- mel der Trunkenheit, meine Lehrſtunden nicht gehoͤ- rig abgewartet, oder waͤhrend derſelben vielleicht ſelbſt dummes Zeug getrieben habe.
Weil ich aber einmal dran bin, die uͤblen Fol- gen meines Saufens zu erzaͤhlen, ſo will ich noch aus dem erſten oder zweiten Jahre — ich weis es nicht mehr recht — meines Soldatenlebens einen Spektakel anfuͤhren, den ich mit einen hieſigen Pfaf- fen, und hernach mit einem alten Magiſter, der ſonſt Prediger geweſen war, gehabt habe.
Ich kam einmal mit einem gewiſſen Buͤrger aus einer Schenke, und raͤſonnirte gerade auf der Straße uͤber Pfaffen, uͤber ſogenannten Gottesdienſt und dergleichen. Ein hieſiger Schwarzrock, der hin-
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0360"n="356[358]"/>
waren, veraͤuſſert, um nur Geld zu bekommen und<lb/>
der einmal rege gemachten Begierde zu trinken, und<lb/>
mit andern luſtig zu leben, genug zu thun. Freilich<lb/>
geſchah dieſes allemal in der Abſicht, das z. B. ver-<lb/>ſetzte Buch, wieder bei Gelegenheit einzuloͤſen, und<lb/>
es dem Eigenthuͤmer zuzuſtellen. Es iſt auch groͤßten<lb/>
theils geſchehen! — Alle die, welche ich auf ſolche<lb/>
Art beleidigt habe, koͤnnen meiner Reue daruͤber,<lb/>
nebſt der Schaam, verſichert ſeyn, und ſo vergeben<lb/>ſie mir herzlich gern, was ich that: folglich iſts nicht<lb/>
noͤthig, die Herren mit Namen zu nennen, denen<lb/>
ich auf dieſe Art zu nahe getreten bin. Eben ſo hoffe<lb/>
ich, wird man mirs verzeihen, wenn ich im Tau-<lb/>
mel der Trunkenheit, meine Lehrſtunden nicht gehoͤ-<lb/>
rig abgewartet, oder waͤhrend derſelben vielleicht ſelbſt<lb/>
dummes Zeug getrieben habe.</p><lb/><p>Weil ich aber einmal dran bin, die uͤblen Fol-<lb/>
gen meines Saufens zu erzaͤhlen, ſo will ich noch<lb/>
aus dem erſten oder zweiten Jahre — ich weis es<lb/>
nicht mehr recht — meines Soldatenlebens einen<lb/>
Spektakel anfuͤhren, den ich mit einen hieſigen Pfaf-<lb/>
fen, und hernach mit einem alten Magiſter, der ſonſt<lb/>
Prediger geweſen war, gehabt habe.</p><lb/><p>Ich kam einmal mit einem gewiſſen Buͤrger<lb/>
aus einer Schenke, und raͤſonnirte gerade auf der<lb/>
Straße uͤber Pfaffen, uͤber ſogenannten Gottesdienſt<lb/>
und dergleichen. Ein hieſiger Schwarzrock, der hin-<lb/></p></div></body></text></TEI>
[356[358]/0360]
waren, veraͤuſſert, um nur Geld zu bekommen und
der einmal rege gemachten Begierde zu trinken, und
mit andern luſtig zu leben, genug zu thun. Freilich
geſchah dieſes allemal in der Abſicht, das z. B. ver-
ſetzte Buch, wieder bei Gelegenheit einzuloͤſen, und
es dem Eigenthuͤmer zuzuſtellen. Es iſt auch groͤßten
theils geſchehen! — Alle die, welche ich auf ſolche
Art beleidigt habe, koͤnnen meiner Reue daruͤber,
nebſt der Schaam, verſichert ſeyn, und ſo vergeben
ſie mir herzlich gern, was ich that: folglich iſts nicht
noͤthig, die Herren mit Namen zu nennen, denen
ich auf dieſe Art zu nahe getreten bin. Eben ſo hoffe
ich, wird man mirs verzeihen, wenn ich im Tau-
mel der Trunkenheit, meine Lehrſtunden nicht gehoͤ-
rig abgewartet, oder waͤhrend derſelben vielleicht ſelbſt
dummes Zeug getrieben habe.
Weil ich aber einmal dran bin, die uͤblen Fol-
gen meines Saufens zu erzaͤhlen, ſo will ich noch
aus dem erſten oder zweiten Jahre — ich weis es
nicht mehr recht — meines Soldatenlebens einen
Spektakel anfuͤhren, den ich mit einen hieſigen Pfaf-
fen, und hernach mit einem alten Magiſter, der ſonſt
Prediger geweſen war, gehabt habe.
Ich kam einmal mit einem gewiſſen Buͤrger
aus einer Schenke, und raͤſonnirte gerade auf der
Straße uͤber Pfaffen, uͤber ſogenannten Gottesdienſt
und dergleichen. Ein hieſiger Schwarzrock, der hin-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 356[358]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/360>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.