Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

neuen Battaillons gezoge wurden; und da alle
großen Leute beim Regiment bleiben sollten, so wur-
de auch ich ausgehoben und zur Kompagnie des da-
maligen Hauptmanns von Manteufel abgegeben.
Ich verließ meine vorige Kompagnie und den Ma-
jor von Müffling sehr ungern: ich war einmal
der Leute gewohnt, kannte sie alle und wußte, wie
man mit ihnen leben mußte; allein nun kam ich zu
einer Kompagnie, deren Officiere und Soldaten mir
alle unbekannt waren. Da war ich gleichsam wie-
der Rekrut. Ich kam ins Logis zum Feldwebel
Gruneberg, einem recht guten Mann, wo ich auch
bis auf diesen Tag geblieben bin. Ich würde sehr
wenig Achtung gegen meine Leser äußern, wenn ich
meine ökonomische Lage näher beschreiben wollte:
das sind für sie Kleinigkeiten, welche man übergehen
muß: kümmerlich war freilich alles!

Ich habe schon oben gesagt, daß es mir einmal
eingefallen sey, eine Frau zu nehmen, weil ich des
Quartierliegens bei andern überdrüssig war. Eben
solche Gedanken hatte ich auch 1787. Ich ward
nämlich mit einem robusten vollbusigten Mädchen be-
kannt, das mit Vornamen Röse hieß. Ich fand,
wenn ich mich selbst so fragte, daß ich mit ihr würde
leben können, und beschloß, da sie und ihre Eltern
einwilligten sie auf Ostern des folgenden Jahres zu
heurathen. Wir gingen schon ziemlich vertraut mit

neuen Battaillons gezoge wurden; und da alle
großen Leute beim Regiment bleiben ſollten, ſo wur-
de auch ich ausgehoben und zur Kompagnie des da-
maligen Hauptmanns von Manteufel abgegeben.
Ich verließ meine vorige Kompagnie und den Ma-
jor von Muͤffling ſehr ungern: ich war einmal
der Leute gewohnt, kannte ſie alle und wußte, wie
man mit ihnen leben mußte; allein nun kam ich zu
einer Kompagnie, deren Officiere und Soldaten mir
alle unbekannt waren. Da war ich gleichſam wie-
der Rekrut. Ich kam ins Logis zum Feldwebel
Gruneberg, einem recht guten Mann, wo ich auch
bis auf dieſen Tag geblieben bin. Ich wuͤrde ſehr
wenig Achtung gegen meine Leſer aͤußern, wenn ich
meine oͤkonomiſche Lage naͤher beſchreiben wollte:
das ſind fuͤr ſie Kleinigkeiten, welche man uͤbergehen
muß: kuͤmmerlich war freilich alles!

Ich habe ſchon oben geſagt, daß es mir einmal
eingefallen ſey, eine Frau zu nehmen, weil ich des
Quartierliegens bei andern uͤberdruͤſſig war. Eben
ſolche Gedanken hatte ich auch 1787. Ich ward
naͤmlich mit einem robuſten vollbuſigten Maͤdchen be-
kannt, das mit Vornamen Roͤſe hieß. Ich fand,
wenn ich mich ſelbſt ſo fragte, daß ich mit ihr wuͤrde
leben koͤnnen, und beſchloß, da ſie und ihre Eltern
einwilligten ſie auf Oſtern des folgenden Jahres zu
heurathen. Wir gingen ſchon ziemlich vertraut mit

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0366" n="362[364]"/>
neuen Battaillons gezoge wurden; und da alle<lb/>
großen Leute beim Regiment bleiben &#x017F;ollten, &#x017F;o wur-<lb/>
de auch ich ausgehoben und zur Kompagnie des da-<lb/>
maligen Hauptmanns von <hi rendition="#g">Manteufel</hi> abgegeben.<lb/>
Ich verließ meine vorige Kompagnie und den Ma-<lb/>
jor von <hi rendition="#g">Mu&#x0364;ffling</hi> &#x017F;ehr ungern: ich war einmal<lb/>
der Leute gewohnt, kannte &#x017F;ie alle und wußte, wie<lb/>
man mit ihnen leben mußte; allein nun kam ich zu<lb/>
einer Kompagnie, deren Officiere und Soldaten mir<lb/>
alle unbekannt waren. Da war ich gleich&#x017F;am wie-<lb/>
der Rekrut. Ich kam ins Logis zum Feldwebel<lb/><hi rendition="#g">Gruneberg</hi>, einem recht guten Mann, wo ich auch<lb/>
bis auf die&#x017F;en Tag geblieben bin. Ich wu&#x0364;rde &#x017F;ehr<lb/>
wenig Achtung gegen meine Le&#x017F;er a&#x0364;ußern, wenn ich<lb/>
meine o&#x0364;konomi&#x017F;che Lage na&#x0364;her be&#x017F;chreiben wollte:<lb/>
das &#x017F;ind fu&#x0364;r &#x017F;ie Kleinigkeiten, welche man u&#x0364;bergehen<lb/>
muß: ku&#x0364;mmerlich war freilich alles!</p><lb/>
        <p>Ich habe &#x017F;chon oben ge&#x017F;agt, daß es mir einmal<lb/>
eingefallen &#x017F;ey, eine Frau zu nehmen, weil ich des<lb/>
Quartierliegens bei andern u&#x0364;berdru&#x0364;&#x017F;&#x017F;ig war. Eben<lb/>
&#x017F;olche Gedanken hatte ich auch 1787. Ich ward<lb/>
na&#x0364;mlich mit einem robu&#x017F;ten vollbu&#x017F;igten Ma&#x0364;dchen be-<lb/>
kannt, das mit Vornamen <hi rendition="#g">Ro&#x0364;&#x017F;e</hi> hieß. Ich fand,<lb/>
wenn ich mich &#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;o fragte, daß ich mit ihr wu&#x0364;rde<lb/>
leben ko&#x0364;nnen, und be&#x017F;chloß, da &#x017F;ie und ihre Eltern<lb/>
einwilligten &#x017F;ie auf O&#x017F;tern des folgenden Jahres zu<lb/>
heurathen. Wir gingen &#x017F;chon ziemlich vertraut mit<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[362[364]/0366] neuen Battaillons gezoge wurden; und da alle großen Leute beim Regiment bleiben ſollten, ſo wur- de auch ich ausgehoben und zur Kompagnie des da- maligen Hauptmanns von Manteufel abgegeben. Ich verließ meine vorige Kompagnie und den Ma- jor von Muͤffling ſehr ungern: ich war einmal der Leute gewohnt, kannte ſie alle und wußte, wie man mit ihnen leben mußte; allein nun kam ich zu einer Kompagnie, deren Officiere und Soldaten mir alle unbekannt waren. Da war ich gleichſam wie- der Rekrut. Ich kam ins Logis zum Feldwebel Gruneberg, einem recht guten Mann, wo ich auch bis auf dieſen Tag geblieben bin. Ich wuͤrde ſehr wenig Achtung gegen meine Leſer aͤußern, wenn ich meine oͤkonomiſche Lage naͤher beſchreiben wollte: das ſind fuͤr ſie Kleinigkeiten, welche man uͤbergehen muß: kuͤmmerlich war freilich alles! Ich habe ſchon oben geſagt, daß es mir einmal eingefallen ſey, eine Frau zu nehmen, weil ich des Quartierliegens bei andern uͤberdruͤſſig war. Eben ſolche Gedanken hatte ich auch 1787. Ich ward naͤmlich mit einem robuſten vollbuſigten Maͤdchen be- kannt, das mit Vornamen Roͤſe hieß. Ich fand, wenn ich mich ſelbſt ſo fragte, daß ich mit ihr wuͤrde leben koͤnnen, und beſchloß, da ſie und ihre Eltern einwilligten ſie auf Oſtern des folgenden Jahres zu heurathen. Wir gingen ſchon ziemlich vertraut mit

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/366
Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 362[364]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/366>, abgerufen am 24.11.2024.