einander um, doch ohne den Wohlstand oder die Ehr- barkeit zu beleidigen. Dieses habe ich auch niemals bei Frauenzimmern gethan, für welche ich einige Achtung hatte: der rohe ungeschliffene Mensch nur kann dergleichen unternehmen.
Indessen war ich von Liebe weit entfernt: ich sahe in Rösen blos ein Geschöpf, in dessen Gesell- schaft ich meine noch übrige Zeit ruhig und friedlich zubringen könnte: und so schätzte ich sie allerdings, ohne jemals von dem einiges zu fühlen, was ich bei meinem Thereschen vor dreizehn Jahren so lebhaft gefühlt hatte. Ich konnte drei Wochen leben, ohne Rösen zu sehen, und machte mir darüber keinen trü- ben Augenblick. Zum Ehestande, dachte ich aber, gehöre ganz und gar keine Liebe: diese sey oft die Quelle von tausend Unannehmlichkeiten und Qua- len -- folglich mehr schädlich als nützlich. Ich hatte dergleichen gelesen, gehört und mir es auch durch Reflexion abstrahirt. Es sollte aber aus mei- nem Vorhaben auch diesesmal nichts werden. Ich war zu der Zeit noch immer ziemlich lustig, lebte in den Tag hinein, und verthat mein Geld, wie und wo ich konnte. Diese Wirthschaft gefiel meiner Mam- sel nur halb, und sie machte mir deswegen Vorstel- lungen und Vorwürfe. Allein ich kehrte mich wenig daran, und so ward unser Umgang immer kälter. Vorwürfe und dergleichen sind allemal der kürzeste
einander um, doch ohne den Wohlſtand oder die Ehr- barkeit zu beleidigen. Dieſes habe ich auch niemals bei Frauenzimmern gethan, fuͤr welche ich einige Achtung hatte: der rohe ungeſchliffene Menſch nur kann dergleichen unternehmen.
Indeſſen war ich von Liebe weit entfernt: ich ſahe in Roͤſen blos ein Geſchoͤpf, in deſſen Geſell- ſchaft ich meine noch uͤbrige Zeit ruhig und friedlich zubringen koͤnnte: und ſo ſchaͤtzte ich ſie allerdings, ohne jemals von dem einiges zu fuͤhlen, was ich bei meinem Thereschen vor dreizehn Jahren ſo lebhaft gefuͤhlt hatte. Ich konnte drei Wochen leben, ohne Roͤſen zu ſehen, und machte mir daruͤber keinen truͤ- ben Augenblick. Zum Eheſtande, dachte ich aber, gehoͤre ganz und gar keine Liebe: dieſe ſey oft die Quelle von tauſend Unannehmlichkeiten und Qua- len — folglich mehr ſchaͤdlich als nuͤtzlich. Ich hatte dergleichen geleſen, gehoͤrt und mir es auch durch Reflexion abſtrahirt. Es ſollte aber aus mei- nem Vorhaben auch dieſesmal nichts werden. Ich war zu der Zeit noch immer ziemlich luſtig, lebte in den Tag hinein, und verthat mein Geld, wie und wo ich konnte. Dieſe Wirthſchaft gefiel meiner Mam- ſel nur halb, und ſie machte mir deswegen Vorſtel- lungen und Vorwuͤrfe. Allein ich kehrte mich wenig daran, und ſo ward unſer Umgang immer kaͤlter. Vorwuͤrfe und dergleichen ſind allemal der kuͤrzeſte
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einander um, doch ohne den Wohlſtand oder die Ehr-
barkeit zu beleidigen. Dieſes habe ich auch niemals
bei Frauenzimmern gethan, fuͤr welche ich einige
Achtung hatte: der rohe ungeſchliffene Menſch nur
kann dergleichen unternehmen.
Indeſſen war ich von Liebe weit entfernt: ich
ſahe in Roͤſen blos ein Geſchoͤpf, in deſſen Geſell-
ſchaft ich meine noch uͤbrige Zeit ruhig und friedlich
zubringen koͤnnte: und ſo ſchaͤtzte ich ſie allerdings,
ohne jemals von dem einiges zu fuͤhlen, was ich bei
meinem Thereschen vor dreizehn Jahren ſo lebhaft
gefuͤhlt hatte. Ich konnte drei Wochen leben, ohne
Roͤſen zu ſehen, und machte mir daruͤber keinen truͤ-
ben Augenblick. Zum Eheſtande, dachte ich aber,
gehoͤre ganz und gar keine Liebe: dieſe ſey oft die
Quelle von tauſend Unannehmlichkeiten und Qua-
len — folglich mehr ſchaͤdlich als nuͤtzlich. Ich
hatte dergleichen geleſen, gehoͤrt und mir es auch
durch Reflexion abſtrahirt. Es ſollte aber aus mei-
nem Vorhaben auch dieſesmal nichts werden. Ich
war zu der Zeit noch immer ziemlich luſtig, lebte in
den Tag hinein, und verthat mein Geld, wie und
wo ich konnte. Dieſe Wirthſchaft gefiel meiner Mam-
ſel nur halb, und ſie machte mir deswegen Vorſtel-
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daran, und ſo ward unſer Umgang immer kaͤlter.
Vorwuͤrfe und dergleichen ſind allemal der kuͤrzeſte
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 363[365]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/367>, abgerufen am 21.11.2024.
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