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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792.

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Weg zur Trennung. -- Ausserdem bemerkte ich, daß
meine Scharmante einen ihrer Vorder-Zähne ver-
lohren hatte: und diese Endeckung zog wirklichen
Widerwillen von meiner Seite nach sich. Ich hatte
sie gewiß der Schönheit wegen nicht für mich be-
stimmt: sie war nichts weniger, als schön: jedoch
wollte ich auch nicht haben, daß sie häßlicher werden
sollte, als sie war: und daher verminderte die bloße
Bemerkung eines fehlenden Zahns ihren Werth für
mich gar sehr. Das Ding geht, dünkt mich, ganz
natürlich zu.

Allein es kam noch mehr, das uns trennen
sollte. Ich erfuhr, daß meine Röse vorher mit
einem andern Soldaten gut gewesen war, wie man
in Halle sagt: ihre eigne Mutter eröffnete mir dieses
Geheimniß, setzte aber hinzu, daß sie dem Dinge
ein Ende gemacht hätte. Das gefiel mir noch weni-
ger, und machte meine Eifersucht, oder vielmehr
meinen Stolz gewaltig rege. Sollst du denn, dachte
ich, der Nachfolger eines andern dummen Kerls
seyn? Dieser Gedanke quälte mich bis zur reifen
Ueberlegung. Wäre ich verliebt gewesen, so hätte
ich dergleichen vielleicht übersehen, aber so behandelte
ich meine Liebschaft nach gewissen Grundsätzen, mit
welchen eine frühere durch die Mutter verhinderte
Liebschaft schlechterdings nicht übereinkam. Ich
untersuchte die Sache genauer, und da erfuhr ich

Weg zur Trennung. — Auſſerdem bemerkte ich, daß
meine Scharmante einen ihrer Vorder-Zaͤhne ver-
lohren hatte: und dieſe Endeckung zog wirklichen
Widerwillen von meiner Seite nach ſich. Ich hatte
ſie gewiß der Schoͤnheit wegen nicht fuͤr mich be-
ſtimmt: ſie war nichts weniger, als ſchoͤn: jedoch
wollte ich auch nicht haben, daß ſie haͤßlicher werden
ſollte, als ſie war: und daher verminderte die bloße
Bemerkung eines fehlenden Zahns ihren Werth fuͤr
mich gar ſehr. Das Ding geht, duͤnkt mich, ganz
natuͤrlich zu.

Allein es kam noch mehr, das uns trennen
ſollte. Ich erfuhr, daß meine Roͤſe vorher mit
einem andern Soldaten gut geweſen war, wie man
in Halle ſagt: ihre eigne Mutter eroͤffnete mir dieſes
Geheimniß, ſetzte aber hinzu, daß ſie dem Dinge
ein Ende gemacht haͤtte. Das gefiel mir noch weni-
ger, und machte meine Eiferſucht, oder vielmehr
meinen Stolz gewaltig rege. Sollſt du denn, dachte
ich, der Nachfolger eines andern dummen Kerls
ſeyn? Dieſer Gedanke quaͤlte mich bis zur reifen
Ueberlegung. Waͤre ich verliebt geweſen, ſo haͤtte
ich dergleichen vielleicht uͤberſehen, aber ſo behandelte
ich meine Liebſchaft nach gewiſſen Grundſaͤtzen, mit
welchen eine fruͤhere durch die Mutter verhinderte
Liebſchaft ſchlechterdings nicht uͤbereinkam. Ich
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[364[366]/0368] Weg zur Trennung. — Auſſerdem bemerkte ich, daß meine Scharmante einen ihrer Vorder-Zaͤhne ver- lohren hatte: und dieſe Endeckung zog wirklichen Widerwillen von meiner Seite nach ſich. Ich hatte ſie gewiß der Schoͤnheit wegen nicht fuͤr mich be- ſtimmt: ſie war nichts weniger, als ſchoͤn: jedoch wollte ich auch nicht haben, daß ſie haͤßlicher werden ſollte, als ſie war: und daher verminderte die bloße Bemerkung eines fehlenden Zahns ihren Werth fuͤr mich gar ſehr. Das Ding geht, duͤnkt mich, ganz natuͤrlich zu. Allein es kam noch mehr, das uns trennen ſollte. Ich erfuhr, daß meine Roͤſe vorher mit einem andern Soldaten gut geweſen war, wie man in Halle ſagt: ihre eigne Mutter eroͤffnete mir dieſes Geheimniß, ſetzte aber hinzu, daß ſie dem Dinge ein Ende gemacht haͤtte. Das gefiel mir noch weni- ger, und machte meine Eiferſucht, oder vielmehr meinen Stolz gewaltig rege. Sollſt du denn, dachte ich, der Nachfolger eines andern dummen Kerls ſeyn? Dieſer Gedanke quaͤlte mich bis zur reifen Ueberlegung. Waͤre ich verliebt geweſen, ſo haͤtte ich dergleichen vielleicht uͤberſehen, aber ſo behandelte ich meine Liebſchaft nach gewiſſen Grundſaͤtzen, mit welchen eine fruͤhere durch die Mutter verhinderte Liebſchaft ſchlechterdings nicht uͤbereinkam. Ich unterſuchte die Sache genauer, und da erfuhr ich

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 364[366]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/368>, abgerufen am 21.11.2024.