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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792.

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denn, daß mein Mädchen sehr traulich mit ihrem
vorigen Galan, der aber bei weitem nicht ihr erster
gewesen war, umgegangen sey. Das verdroß mich
schröcklich, und ich beschloß, zu brechen. Dieses Vor-
haben wurde noch beschleunigt, als ich erfuhr, daß
sie sich, um sich vielleicht für meine Kälte schadlos
zu halten, an den Bedienten der Herrschaft, bei
welcher sie damals diente, gehängt hatte, und fleißig
mit demselben die Kneipen in und außerhalb der
Stadt besuchte. Nun war es bei mir alle, und ich
bekümmerte mich gar nicht weiter um ein Mäd-
chen, von dem ich voraussahe, daß es mich, wenn
es meine Frau seyn würde, mit Hörnern krönen
müßte.

Das Mädchen hat hernach einen Leinenweber
geheurathet, mit welchem sie ziemlich vergnügt lebt.
Ich gönne ihr alles Glück. -- Diese Erzählung soll
auch die letzte dieser Art seyn, welche ich meinen Le-
sern auftische. Ich glaube, daß sie eben so viel Un-
lust empfinden, derlei Possen zu lesen, als ich -- sie
zu beschreiben. Sinds doch Lappereien!

Im Sommer 1787 mußten die Füselier nach
Holland marschiren, um da den Patrioten-Spekta-
kel beizulegen. Sie kamen schon zu Anfang des fol-
genden Jahres zurück und hatten beinahe alle eine
Sackuhr u. dgl. erobert; aber nur einen einzigen
Mann, Schauerte, durch das feindliche Geschütz

denn, daß mein Maͤdchen ſehr traulich mit ihrem
vorigen Galan, der aber bei weitem nicht ihr erſter
geweſen war, umgegangen ſey. Das verdroß mich
ſchroͤcklich, und ich beſchloß, zu brechen. Dieſes Vor-
haben wurde noch beſchleunigt, als ich erfuhr, daß
ſie ſich, um ſich vielleicht fuͤr meine Kaͤlte ſchadlos
zu halten, an den Bedienten der Herrſchaft, bei
welcher ſie damals diente, gehaͤngt hatte, und fleißig
mit demſelben die Kneipen in und außerhalb der
Stadt beſuchte. Nun war es bei mir alle, und ich
bekuͤmmerte mich gar nicht weiter um ein Maͤd-
chen, von dem ich vorausſahe, daß es mich, wenn
es meine Frau ſeyn wuͤrde, mit Hoͤrnern kroͤnen
muͤßte.

Das Maͤdchen hat hernach einen Leinenweber
geheurathet, mit welchem ſie ziemlich vergnuͤgt lebt.
Ich goͤnne ihr alles Gluͤck. — Dieſe Erzaͤhlung ſoll
auch die letzte dieſer Art ſeyn, welche ich meinen Le-
ſern auftiſche. Ich glaube, daß ſie eben ſo viel Un-
luſt empfinden, derlei Poſſen zu leſen, als ich — ſie
zu beſchreiben. Sinds doch Lappereien!

Im Sommer 1787 mußten die Fuͤſelier nach
Holland marſchiren, um da den Patrioten-Spekta-
kel beizulegen. Sie kamen ſchon zu Anfang des fol-
genden Jahres zuruͤck und hatten beinahe alle eine
Sackuhr u. dgl. erobert; aber nur einen einzigen
Mann, Schauerte, durch das feindliche Geſchuͤtz

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[365[367]/0369] denn, daß mein Maͤdchen ſehr traulich mit ihrem vorigen Galan, der aber bei weitem nicht ihr erſter geweſen war, umgegangen ſey. Das verdroß mich ſchroͤcklich, und ich beſchloß, zu brechen. Dieſes Vor- haben wurde noch beſchleunigt, als ich erfuhr, daß ſie ſich, um ſich vielleicht fuͤr meine Kaͤlte ſchadlos zu halten, an den Bedienten der Herrſchaft, bei welcher ſie damals diente, gehaͤngt hatte, und fleißig mit demſelben die Kneipen in und außerhalb der Stadt beſuchte. Nun war es bei mir alle, und ich bekuͤmmerte mich gar nicht weiter um ein Maͤd- chen, von dem ich vorausſahe, daß es mich, wenn es meine Frau ſeyn wuͤrde, mit Hoͤrnern kroͤnen muͤßte. Das Maͤdchen hat hernach einen Leinenweber geheurathet, mit welchem ſie ziemlich vergnuͤgt lebt. Ich goͤnne ihr alles Gluͤck. — Dieſe Erzaͤhlung ſoll auch die letzte dieſer Art ſeyn, welche ich meinen Le- ſern auftiſche. Ich glaube, daß ſie eben ſo viel Un- luſt empfinden, derlei Poſſen zu leſen, als ich — ſie zu beſchreiben. Sinds doch Lappereien! Im Sommer 1787 mußten die Fuͤſelier nach Holland marſchiren, um da den Patrioten-Spekta- kel beizulegen. Sie kamen ſchon zu Anfang des fol- genden Jahres zuruͤck und hatten beinahe alle eine Sackuhr u. dgl. erobert; aber nur einen einzigen Mann, Schauerte, durch das feindliche Geſchuͤtz

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 365[367]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/369>, abgerufen am 24.11.2024.